„IFTTT puts the internet to work for you“ – so lautet das Motto des Dienstes IFTTT ( für „If This Then That“, also „Wenn dies dann das“) und genau das leistet der Service auch. Wir hatten ihn schon ein paar Mal erwähnt und es kamen Rückfragen, was man damit denn machen könne – und vor allem: Wie?
Vorne weg: IFTTT ist ein Cloud-Dienst, der auf andere Cloud-Dienste zugreift. Wir lassen aber im folgenden mal alle Bedenken bezüglich Datenschutz und wild schnüffelnder Geheimdienste weitgehend beiseite und beschäftigen uns nur mit der Technik. Die Frage des Datenschutzes können wir in diesem Rahmen leider nicht klären und so bleibt es bei IFTTT wie bei allen Cloud-Diensten eine Frage der persönlichen Vorlieben, Verantwortung und Vertrauen, ob und in welchem Umfang man sie nutzt. Man sollte aber immer bedenken, dass die Nutzung von IFTTT ggf. ansonsten nicht vorhandene Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Diensten schafft und ein z.B. unter Pseudonym angelegter Gmail-Account dann mit der unter Realnamen registrierten Dropbox verknüpft wird. Eine Verbindung, die zwar nicht jeder sieht, aber die vielleicht einfach niemand sehen soll.
Das tolle an vielen Cloud-Diensten sind die APIs, die es ermöglichen mit eigenen Anwendungen darauf zuzugreifen. Es ist aber nicht jeder ein Programmierer und nicht jeder Dienst unterstützt jeden anderen Dienst. Diese beiden Probleme will IFTTT lösen. Als eine Art Werkzeugkasten, mit dem sich einfach Verknüpfungen zwischen verschiedenen Diensten – genannt Channels – herstellen lassen. Diese Channels stellen Trigger und Actions bereit. Während auf die Trigger reagiert werden kann, werden die Actions ausgeführt. Die Triggers sind also das „this“ und die Actions das „that“ in „If This Then That“.
Ein einfaches Beispiel: Ich poste alle Beiträge, die ich hier schreibe per IFTTT auch automatisch auf einer Facebook-Seite, per App.net und Twitter. Ich wähle für „this“ also den Channel „Feed“ und wähle den Trigger „New feed item“, da WordPress für jeden Autor eigene Feeds erzeugt und trage die Adresse meines persönlichen Feeds ein:
Damit ist die Hälfte geschafft und es geht an die Action, das „that“. In diesem Fall will ich die neuen Beiträge zu einer Facebook-Seite posten, also wähle ich den Channel „Facebook Pages“ und wähle die Action „Create a link post“. Die Link URL ist schon ausgefüllt mit „EntryUrl“, also dem Link der zum jeweiligen Artikel aus dem Feed gehört. Darunter kann ich noch eine Nachricht schreiben, dabei kann ich auch Platzhalter verwenden, zum Beispiel das Datum des Beitrags o.ä.:
Dann noch „Create Action“ klicken und das fertige Rezept bestätigen.
Rezepte sind die fertigen Regeln, nach denen IFTTT vorgeht. Wirklich praktisch ist hier, dass man diese fertigen Rezepte auch teilen kann. Und das wird auch fleissig getan. Man sollte sich durchaus ein bisschen Zeit nehmen, um mal zu schauen, was alles geht. Beispielsweise kann man sich Beiträge aus einem bestimmten Feed auch per Mail zuschicken lassen. Ein anderes Rezept liefert die Vorlage, um bei Flickr als Favorit markierte Fotos automatisch in ein Tumblr-Blog zu posten. Oder man kann Facebook-Fotos auf denen man markiert wurde direkt in die Dropbox speichern lassen. Mit diesem Rezept lässt man sich per Mail über neue Einträge zum Nexus 5 bei Reddit informieren und ein weiteres Rezept speichert in Feedly markierte Artikel in Pocket.
Über die iPhone-App sind auch weitere Channel verfügbar – eine entsprechende Android-App wird noch kommen. So kann man als Trigger neue Kontakte im Adressbuch, neue Fotos oder neue Erinnerungen nehmen und sich zum Beispiel neue Erinnerungen automatisch in einen Google-Kalender eintragen lassen. Auch für verschiedene Systeme zur Heim-Automatisierung und die hue-Lampen von Philips, so kann man das Licht einschalten, wenn ein Bewegungssensor anschlägt. Wer sich jetzt fragt, warum man so etwas über das Internet machen sollte, wenn es doch Bewegungssensoren gibt, die einfach eine Steckdose einschalten: Wer sagt denn, dass dieses Rezept das Licht dort einschaltet, wo der Bewegungssensor steht?
Wer gerne Backups seiner Posts in sozialen Netzwerken oder seiner Foursquare Check-Ins hat, der kann sich diese auch wahlweise in eine Textdatei in der Dropbox oder in ein Google Dokument kopieren. Man kann – jetzt sind wir doch wieder bei dem Thema – auf diesem Wege auch fast sein ganzes Online-Leben in einem Google-Kalender erfassen: Wann war ich wo und was habe ich dort gepostet. So kann man den Systemen der Geheimdienste ein wenig die Arbeit abnehmen ;)
Die Möglichkeiten von IFTTT sind am Ende nur durch drei Dinge beschränkt: Die Fantasie, die vorhanden Channels und den einfachen Aufbau der Rezepte. Wer also tatsächlich so einen „Selbstüberwachungskalender“ anlegen möchte, der muss für jeden Dienst ein eigenes Rezept erstellen. Und manche Ideen lassen sich leider mangels passendem Channel zumindest nicht direkt in IFTTT umsetzen. Analog zum erwähnten Kalender wäre ja zum Beispiel auch eine Google Map ganz witzig, in der die ganzen CheckIns gespeichert werden oder die eigenen Tweets nach dem Standort von dem aus sie geschrieben wurden.
In Bezug auf die Unterstützung sind die Macher von IFTTT aber fleissig, in schöner Regelmäßigkeit gibt es neue Channels oder Updates für bestehende Channels. Seit dem Start der Beta im Dezember 2010 sind es inzwischen 72 Channel geworden. Und immer noch ist IFTTT eine Beta und kann bislang kostenlos genutzt werden. Langfristig wird sich der Dienst wohl über Premium-Accounts finanzieren – und natürlich gibt es für die Mailzustellung aller Ankündigungen rund um den Dienst auch ein eigenes Rezept.