Ein Bereich auf dem Bürgersteig, auf dem sich nur Leute bewegen, die auf ihre Smartphones starren? In Chongqing City, China ist das bereits jetzt Realität. Ist das eine Idee, die man auch hierzulande umsetzen sollte – oder doch kompletter Unsinn?
Was kommt euch eher bekannt vor: Ihr geht durch die Fußgängerzone und werdet von jemandem angerempelt, der in sein Smartphone starrt und euch deswegen nicht gesehen hat – oder doch eher: Ihr geht durch die Fußgängerzone und rempelt jemanden an, den ihr nicht gesehen habt, weil ihr in euer Smartphone starrt? Das Problem ist in beiden Fällen das Gleiche, wobei ich persönlich bislang noch das Gefühl hab, dass ich eher von Müttern mit Kinderwagen attackiert werde als von Smartphone-Besitzern, aber das ist eine andere Geschichte.
Achtet einfach selbst mal drauf, wie viele Menschen ihre Smartphones in den Händen halten, während sie durch die Stadt marschieren. Dieses Problem scheint mancherorts in China noch deutlich ausgeprägter zu sein, denn anders lässt es sich nicht erklären, dass es in Chongqing City nun einen eigens gekennzeichneten Bereich auf dem Bürgersteig gibt, der nur für Smartphone-Nutzer gedacht ist.
Wie ihr seht, sollen sich die Smartphone-Glotzer jeweils rechts halten, so dass auch gewährleistet sein dürfte, dass man nicht mit entgegenkommenden Fußgängern mit Smartphone kollidiert. Die Frage ist nun, ob das eine Schnapsidee ist, die eher an einen Schildbürgerstreich erinnert, oder ob es wirklich Sinn ergibt, eigene Spuren zu etablieren, auf denen man gefahrlos einen Blick auf sein Smartphone riskieren kann. Ich persönlich bilde mir ein, dass ich mal schnell eine Nachricht lesen, einen Song auswählen oder mich irgendwo einloggen kann, ohne dass ich meine Umwelt komplett aus dem Blick verliere und denke daher, dass man mit ein bisschen gutem Willen und Aufmerksamkeit auch ohne spezielle Smartphone-Spur heil durch die Stadt gelangen sollte.
Chongqing City has set up China’s 1st „exclusive sidewalk for mobile phone users ” to avoid possible crashes on Fri pic.twitter.com/jFiCbbE1yk
— People’s Daily,China (@PDChina) 13. September 2014
Sehen wir hier nun also eine Innovation, von der wir annehmen müssen, dass sie künftig auch in anderen Orten vorzufinden ist? Meine persönliche Meinung: Bevor jetzt alle Städteplaner den großen Eimer weiße Farbe rausholen und Smartphone-Markierungen pinseln, sollte man sich vielleicht lieber damit auseinander setzen, wie man mit Menschen umgeht, die nicht in der Lage sind, ein paar Meter zu gehen, ohne auf ihr Smartphone zu blicken. Die Sucht-Gefahr scheint mir nämlich deutlich größer zu sein als das Risiko, mit anderen Passanten zu kollidieren. Was sagt ihr?