Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht in diesem Jahr an Jaron Lanier. Der als Erfinder des Begriffs „virtuelle Realität“ geltende Informatiker, Künstler und Unternehmer erhält den Preis, da er eindringlich auf die Gefahren hinweise, „die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden“.
Besonders wird in der Begründung des Stiftungsrats auf sein letztes Buch „Wem gehört die Zukunft“ hingewiesen, „einem Appell, wachsam gegenüber Unfreiheit, Missbrauch und Überwachung zu sein und der digitalen Welt Strukturen vorzugeben, die die Rechte des Individuums beachten und die demokratische Teilhabe aller fördern“. Von einer richtungsweisenden Entscheidung wird gesprochen, einem Symbol. Und natürlich ist der Preis und die Bekanntgabe genau ein Jahr nach dem Beginn der NSA-Enthüllungen mit Sicherheit nicht ohne Absicht gewählt.
Lanier kritisierte neben den globalen Finanzmärkten, die ähnlich wie Filesharing die Wertschöpfung reduzieren würde, auch die Wikipedia, den Glauben an eine Schwarmintelligenz, die Open-Source-Bewegung und plädiert in seinem aktuellen Buch für ein Ende der „Umsonst-Mentalität“. Ein Kritiker der Überwachung, der gleichzeitig gegen Filesharing, Open Source und die „Kostenloskultur“ argumentiert, wie auch gegen die Macht großer Konzerne wie Google und Amazon ist natürlich ein passender Kandidat für eine Branche, die sich in großen Teilen immer noch schwer tut mit der Digitalisierung und sich bedroht sieht von Filesharing auf der einen und den großen Playern im Online-Business auf der anderen Seite.
Ob man nun aber immer mit Jaron Lanier einer Meinung ist oder nicht: Er ist eine beeindruckende Persönlichkeit und gehört mit Sicherheit zu den intelligentesten und kreativsten Menschen, die sich derzeit auf diesem Planeten tummeln. Es kann sicher kein Fehler sein, sich kritisch mit den technischen Entwicklungen und deren Folgen für unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und vor allem den einzelnen Menschen auseinanderzusetzen.
Aus der Begründung des Stiftungsrats:
Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2014 an Jaron Lanier und ehrt mit dem amerikanischen Informatiker, Musiker und Schriftsteller einen Pionier der digitalen Welt, der erkannt hat, welche Risiken diese für die freie Lebensgestaltung eines jeden Menschen birgt.
Eindringlich weist Jaron Lanier auf die Gefahren hin, die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden. Sein jüngstes Werk „Wem gehört die Zukunft“ wird somit zu einem Appell, wachsam gegenüber Unfreiheit, Missbrauch und Überwachung zu sein und der digitalen Welt Strukturen vorzugeben, die die Rechte des Individuums beachten und die demokratische Teilhabe aller fördern.
Mit der Forderung, dem schöpferischen Beitrag des Einzelnen im Internet einen nachhaltigen und ökonomischen Wert zu sichern, setzt Jaron Lanier sich für das Bewahren der humanen Werte ein, die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens, auch in der digitalen Welt, sind.
Am 12. Oktober wird die Preisverleihung zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche stattfinden. Die Verleihung wird auch von der ARD übertragen.