Natuerlich habe ich in den letzten Tagen ordentlich iPad Content rausgehauen und selbstverstaendlich war da auch die ein oder andere Meinung zum Konzept dabei, aber so richtig habe ich mich ja noch nicht an einen Kommentar getraut. Das aendert sich nun mal richtig und ich begebe mich wissentlich aufs Glatteis der Spekulationen und Vorhersagen. Was ist das iPad ueberhaupt und wie positioniert es sich auf dem Markt? Warum ich das System fuer einen Schnellschuss halte und weshalb es keine Konkurrenz fuer Netbooks ist. Und natuerlich, warum ich dennoch Chancen sehe und Apple so wichtig ist fuer den Tablet-Markt.
Seit letzten Montag habe ich genau 3 Gefuehlszustaende bezueglich des Apple iPads durchgemacht:
1. Die unglaubliche Vorfreude und Erwartungshaltung
2. Die Ernuechterung und Enttaeuschung waehrend der Praesentation
3. Die Gewissheit, dass diese Nischenplattform positive Auswirkung auf die Marktentwicklung haben wird
Bis zum Mittwoch haben wir ja so ziemlich alles in das iPad hineinspekuliert. Mal ganz ehrlich, die sagenumwobene Kiste war doch nur noch Zentimeter davon entfernt, auf einem aehnlichen Level wahrgenommen zu werden, wie die beiden Steintafeln mit den 10 Geboten. Geruechte bis zum geht nicht mehr, andauernd neue Namen (sorry, aber wer auch nur ansatzweise daran glaubte, dass es wirklich iSlate heissen wuerde, sollte sich mal gruendlich durchchecken lassen)und eine darauf resultierende Erwartungshaltung, die irgendwo zwischen Fussball WM-Finale (selbstverstaendlich Deutschland gegen England)und dem ersten Sex im Leben lag. Die Kiste wird alles in den Schatten stellen und ach, natuerlich wird es auch das erste Tablet sein, welches vernuenftige Texteingabe erlaubt und die ultimative Loesung fuer eBooks und saemtliche sonst noch verfuegbaren Medien sein. Ja, auch ich habe mich anstecken lassen und deshalb war der Uebergang in die 2. Phase um so schmerzhafter.

Da sass er nun, der von den Apple Fanboys zur Ikone, ja zum Paten der Usability gemachte Steve Jobs und praesentierte einen uebergrossen iPod! Kein Multitasking, kein Flash, ein LED-Display, kein haptisches Feedback. Hey, das ist doch tatsaechlich nur ein iPod mit UMTS. Als dann auch noch iWorks vorgestellt wurde, war ich kurz davor den Rechner auszuschalten und bitterliche Krokodilstraenen der Enttaeuschung, aber auch Schadensfreude zu vergiessen. Mensch Steve, was hast du da nur gebastelt?

Nun, eine knappe Woche nach dem iPad Launch und der Tatsache, dass der anfaengliche Hype bereits verschwunden ist(das hatte ich beim iPhone irgendwie anders in Erinnerung), sehe ich die ganze Geschichte doch ein wenig realistischer und vor allen Dingen recht nuechtern.
Das iPad wird fuer den Mac-User der Netbook-Ersatz schlechthin werden!
Fuellten Netbooks die Luecke zwischen Smartphone und PC, so hat das iPad gute Chancen, diese Luecke zwischen iPhone und Macbook zu schliessen, denn Apple hatte hier bisher nichts fuer seine Juenger anzubieten. Es passt wunderbar in die bereits etablierte Infrastruktur, ist optisch ein absoluter Leckerbissen und preislich in einem Bereich angesiedelt, der dem der “Premium-Netbooks” entspricht. Genau da wollte Apple ansetzen und mit dem iPad kann man nun die entsprechende Loesung praesentieren.
“Content-Consuming” vs “Content-Producing”
Ja, preislich konkurriert es mit Netbooks, aber das iPad ist ein “ich bin zu gross um in deine Tasche zu passen und zu klein um anstaendig drauf zu arbeiten”-System und das unterscheidet es fundamental von den aktuellen Netbooks. Bietet ein Netbook die Moeglichkeit auch laengere Artikel, einfache Foto-Bearbeitung, Video-Editing (ja, JKK macht alle seine HQ-Videos auf einem Eee PC 901) und vor allen Dingen Instant-Messaging durchzufuehren, koennt ihr all dies mit dem Apple iPad mal getrost vergessen. Das iPad ist ein reines “content consuming device” und genau das war die Absicht der Jungs und Maedels aus Cupertino. Videos, Spiele und eBooks sollen schon bald in Massen auf die weltweiten iPads fliessen und weitere Milliarden in die Kassen spielen.
Im Gaming Bereich wird sich in Kuerze bereits zeigen, wie sehr sich der neue A4 fuer genau diese Aufgabe eignet, 720p Videos und eBooks sind selbstverstaendlich kein Problem fuer diese Plattform.
Ja, das iPad ist ein Computer und ich kann mir gut vorstellen, dass dieser sowohl als Sofasurfing-Tablet, aber auch als Kuechen-PC eingesetzt wird, dennoch sind die Anwendungsgebiete beschraenkt, denn das iPad lechzt nach Content und den kann nur Apple bzw. seine Partner liefern.
Das iPad wird dem Tablet-Markt einen ordentlichen Schub geben, denn es wird weitere Hersteller dazu ermutigen sich mit diesem Formfaktor auseinanderzusetzen. Tegra2 und Snapdragon, aber auch Pinetrail und Moorestown sind ideale Plattformen fuer Tablet-PCs. Eines haben jedoch alle diese Hersteller nicht, iTunes! Genau deshalb wird das iPad ein finanzieller Erfolg werden, selbst wenn Apple nur 5 Millionen Einheiten davon im Jahr absetzen wird. Was es jedoch nicht wird, ist ein Massenprodukt und ich glaube das ist auch gar nicht noetig.
Fotos u.a. Techcrunch