Die Verwertungsgesellschaft VG Media hat mit einer beispiellosen Pressemitteilung fuer Furore in der Deutschen Medienlandschaft gesorgt und wieder einmal gezeigt in welchem Paralleluniversum sie sich befindet.
Ich muss eingestehen dass ich selten so sprachlos war wie am gestrigen Abend. Der dreiste, unsaeglich anmassende und vor allen Dingen hilflose Versuch der VG Media sich gegenueber der rechtlich einwandfreien und sehr smarten Reaktion Googles zu positionieren, duerfte vielen Beobachtern die Schamesroete ins Gesicht getrieben haben. Die Art und Weise wie man hier Google versucht zu verunglimpfen, ist ein einmaliger Vorgang in jeglicher Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten.
Dabei haette man eigentlich nur die erste Zeile lesen muessen um ansatzweise zu verstehen in welchem Jahrhundert sich die VG Media befindet.
“+++ PRESSEMITTEILUNG +++” steht da gross und dick drueber. Nicht nur benoetigt der Ersteller offenbar eine neue Tastatur mit funktionierender Shift bzw. Caps Lock-Taste, er sollte vielleicht auch mal darueber nachdenken dass die Zeit der Postkutschen und Telegramme seit vielen Jahrzehnten vorbei ist, oder wie soll man diesen “Stil” sonst erklaeren? Da faellt es schon fast gar nicht mehr auf dass die “Pressemitteilung” als PDF-Dokument veroeffentlicht wurde. Wer zum Teufel macht das bitteschoen? Ich moechte da fast eine Boshaftigkeit unterstellen, wenn man den geneigten Leser mit diesem Format zu peinigen versucht, anstatt diese Aneinanderreihung von Buchstaben einfach auf die eigene Webseite zu packen.
Aber genau das charakterisiert diese VG Media vortrefflichst. Eine Ansammlung von Content-Pimps, die sich mindestens 170 Pferdchen in ihren Staellen halten und dann dafuer sorgen dass die eigenen Anteile eingetrieben werden. Die VG Media schafft nichts, sie schroepft ab und da dies im digitalen Zeitalter immer schwieriger wird, versucht man nun die richtig grossen Kanonen rauszuholen.
Hat sich die Gewerkschaft der Kutscher eigentlich bei der abzusehenden Dominanz des Automobils aufgemacht und gefordert, dass an den Taxistaenden auch gefaelligst Pferdefuhrwerke praesentiert werden muessen und die Inhaber dieser Strassenabschnitte fuer diese “Displaywerbung” auch noch zahlen muessen?
Die VG Media hat sich final zur groessten Witzfigur der globalen Publishingbranche gemacht und taete gut daran sich nach neuen Maerkten umzuschauen. Ich empfehle Mainland-China, da kann man mit der dortigen Regierung bestimmt ein paar prima Exklusivvertraege aushandeln und Google spielt dort so gut wie keine Rolle.
Oder warum nicht gleich nach Nord-Korea? Digital aehnlich gut erschlossen wie der Ngorongoro-Krater und ein verlaessliches, stabiles politisches System.
Es ist erschuetternd zu erleben, wie rueckstaendig diese Lobbyisten und “Vertreter” sind. Ein Blick auf die Rubrik “Aktuelles” der VG Media unterstreicht dies nur noch:
Passt wunderbar zu dem Bild, welches ich von diesen Internetausdruckern in den letzten Jahren erhalten habe.
Wer laesst sich eigentlich von einer derartigen Gesellschaft vertreten und wie passt dies mit der digitalen Ausrichtung von Burder, Springer und Co. zusammen?
Am gestrigen Mittwoch wurde eine ganz grosse Glocke gelaeutet. Die Glocke die den Anfang vom Ende derartiger Betonkoepfe einlaeutet.
P.S. Sollte VG Media Geschaeftsfuehrer Runge irgendwann einmal auf der Suche nach einem Nachfolger sein, dann spreche ich mich hiermit fuer den Alleinunterhalter und zukuenftigen EU-Kommissar Guenther Oettinger aus. Dies wuerde gewaehrleisten, dass das Kompetenzgefaelle nicht zu gross wird.