LG hat sich mit dem LG G3 selbst übertroffen. Das sagen zumindest die meisten Leute, die das neue 5,5-Zoll-Smartphone in die Hände bekommen und bereits vom Vorgänger G2 eine gute Meinung hatten. Obwohl das Display noch einmal gewachsen ist, finden die meisten das neue G3 einfach besser, selbst ohne Details zum Innenleben oder spezielle Features zu kennen. Dass dies seine Gründe hat, wollen wir in unserem ausführlichen Test belegen.
Wir haben pünktlich zum Launch des G3 ein Modell aus Südkorea erhalten, bei dem es sich um das für den dortigen Netzbetreiber LG U+ angepasste Modell F400L handelt. Es ist eine Top-Version mit drei Gigabyte Arbeitsspeicher und 32 GB internem Speicher, die sich vom in Deutschland bald erhältlichen Modell durch zwei Dinge unterscheidet. Einmal ist dies eine stark für die Kunden von LG U+ modifizierte Benutzeroberfläche, die diverse Zusatzfunktionen bietet, deren Nutzen oft fragwürdig scheint – Bloatware also. Andererseits ist auch ein T-DMB Fernsehempfänger enthalten, weshalb unser G3 mit einer kleinen ausziehbaren Antenne versehen ist. Apropos Antenne: die Software wurde für die Nutzung koreanischer Netze optimiert.
Inzwischen haben wir außerdem ein finales Modell der 2-GB-Version mit 16 GB Flash-Speicher erhalten und haben das Gerät ebenfalls durch den Testparcours gejagt. Sicher war schon vorher eines: das neue G3 hat mir während der Computex 2014 verdammt gute Dienste geleistet und so ziemlich jeden begeistert, der das Top-Smartphone von LG in die Hände bekam. Natürlich gibt es auch Schwächen und auch um die soll es nun gehen.
Hardware
Im LG G3 steckt alles, was gerade gut und teuer ist. Es gibt zwei Varianten mit jeweils zwei oder oder drei Gigabyte Arbeitsspeicher, die sich auch durch die Kapazität des internen Flash-Speichers unterscheiden. Die RAM-Größe dürfte nur für die wenigsten Anwender im Alltag eine Rolle spielen, es gilt aber das „Nice to have“-Prinzip, denn „mehr RAM schadet nie“, wie wir früher zu sagen pflegten. Der Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AC sorgt mit seinen vier 2,47 Gigahertz schnellen Kernen für mächtig Vortrieb, wie man es von den anderen aktuellen Flaggschiffen kennt.
Während der Akku mit 3000mAh trotz gewachsener Größe unverändert bleibt, gibt es zwei Bereiche in denen sich LG mit dem G3 deutlich von der Konkurrenz abhebt: die Kamera und der Bildschirm. Als erster unter den großen Herstellern hat LG hier ein QHD-Display verbaut, dessen Auflösung mit 2560×1440 Pixeln das inzwischen übliche Full-HD-Niveau locker in den Schatten stellt. Die Bildqualität ist dadurch tatsächlich beeindruckend. Auch bei der Kamera geht man neue Wege und ergänzt die ohnehin schon gute Cam mit ihre optischen Bildstablisator um einen Laser-Autofokus, der dafür sorgt, dass die Kamera schneller fokussiert als jede andere in einem Smartphone – und sogar im Dunkeln problemlos scharfstellt.
Speicher
LG bietet das G3 bekanntermaßen in zwei Varianten an, die jeweils entweder mit zwei oder drei Gigabyte Arbeitsspeicher beziehungsweise mit 16 oder 32 Gigabyte internem Flash-Speicher daherkommen. Der Kunde muss sich dabei zwischen 2/16 oder 3/32 GB entscheiden. Letztlich reichen auch die zwei Gigabyte RAM des rund 50 Euro günstigeren Modells aus, zumindest wenn man es nicht wirklich darauf anlegt, eine sehr hohe Zahl von Anwendungen parallel zu nutzen. Auch in Benchmarks macht sich der kleinere Arbeitsspeicher beim 16-GB-Modell nur geringfügig bemerkbar, so dass davon auszugehen ist, dass das alltägliche Nutzungserlebnis im Grunde unverändert gut ist.
Gerade Spielefans sollten wohl besser zum 32-GB-Modell greifen, denn so manches aktuelles Spiel benötigt einige Gigabyte Speicherplatz, so dass die 16 GB des Einstiegs-Modells möglicherweise nicht sehr lange reichen. Zwar bietet das G3 einen MicroSD-Kartenslot, doch Spiele und andere Apps ließen sich in unserem Fall nicht auf die Speicherkarte verfrachten, um den internen Speicher frei zu halten. Zwar wird eine entsprechende Option in den Menüs von Android angeboten, doch keines der Spiele tauchte in unserem Fall dann auch tatsächlich auf der SD-Karte auf. Hier gelten also die mit Android 4.4.x „KitKat“ eingeführten Beschränkungen bezüglich des Speicherorts von Apps – Motorola hatte ja mit dem Moto E gezeigt, dass man diese anders als angenommen auch umschiffen kann.
Von den 14,93 GB tatsächlichen internen Speichers unseres Euro-Modells sind nur wenig mehr als 10 GB tatsächlich für den Nutzer verfügbar. Bei unserem koreanischen Vorserienmodell belegen Android und die von LG vorinstallierte Software – von der ein Großteil durchaus als Bloatware eingestuft werden kann – rund acht GB, so dass letztlich noch rund 22 GB für den Nutzer zur Verfügung stehen. Bei der Wahl der Speichervariante ist auch zu bedenken, dass die mit der 13-Megapixel-Kamera aufgenommenen Fotos in voller Auflösung gern mal fünf Megabyte Speicherplatz belegen. Verwendet man dann auch noch die 4K-Auflösung bei der Aufnahme von Videos, schwindet der Speicherplatz bei intensiver Nutzung beider Funktionen schneller als erwartet. 32 GB sind allerdings generell eigentlich genug Speicher für ein aktuelles High-End-Smartphone.
Design
Leistung gibt es also mehr als genug und die hat LG in einem ziemlich gut aussehenden Paket untergebracht. Der Bildschirm bedeckt fast die gesamte Front des LG G3, weil man oberhalb des Displays weitgehend auf Platzverschwendung verzichtet hat. Ein weiterer Faktor sind die einmal mehr extrem schmal gestalteten Ränder des Displays, die nur rund 1,15 Millimeter breit sind.
Wer nun denkt, er würde bei der Bedienung möglicherweise mit dem Handballen ungewünschte Touch-Events auslösen, wenn er zum beispiel mit dem Daumen versucht eine weiter entfernte Schaltfläche zu erreichen, der irrt. Das G3 reagiert zuverlässig nur auf die wirklich gewollten Touch-Eingaben der Fingerspitzen. Weil die Glasfront oberhalb des Displays schwarz gehalten ist, wirken eigentlich alle Varianten des G3 sehr edel und der Eindruck, dass der Bildschirm die Front fast vollständig bedeckt wird verstärkt.
Unterhalb des Bildschirms bleibt ein Streifen von normaler Breite bestehen, auf dem LG sein Firmenlogo unterbringt. Dort unten dürften auch Elemente wie die LTE-Antennen sitzen, so dass der Raum unterhalb des Displays nicht verschwendet wird. Kapazitive Touch-Tasten gibt es hier nämlich nicht, man bedient das G3 also ausschließlich über die Onscreen-Tasten. Diese waren für mich eigentlich stets gut zu erreichen und das sogar leichter als bei manchen Geräten mit kleinerem Display. Hier muss man sich bewusst machen, dass das LG G3 trotz größerer Bildschirmdiagonale kaum größer ist als ein LG Nexus 5, das bekanntermaßen nur ein fünf Zoll großes Display hat.
Weil LG die Ränder um den Bildschirm so schmal gestaltet hat, die Onscreen-Buttons günstig positioniert und die Form des Gehäuses sehr ausgeklügelt abgerundet hat, lässt es sich offenbar besser greifen und vor allem eben auch mit einer Hand bedienen, als die meisten anderen Smartphones dieser Größenordnung. Wer dem Gerät im Handel begegnet, sollte dies vor dem Kauf einfach mal ausprobieren: das G3 und ein anderes Smartphone mit 5,0 oder mehr Zoll in die Hand nehmen und dann versuchen, mit dem Daumen der rechten Hand die linke untere Ecke des Bildschirms zu erreichen.
Beim Galaxy S5 zum Beispiel, fiel mir das deutlich schwerer – kein Witz. Das Huawei Ascend P7 war hingegen ein weiterer Kandidat, bei dem dies sehr leicht möglich ist und sich somit die Investitionen in Ergonomie auf Seiten der Hersteller gelohnt haben. Natürlich kommt man bei der Einhand-Bedienung dennoch nicht ganz ohne das Umgreifen aus, was nötig wird, um am oberen Rand des Bildschirms Elemente wie etwa die Benachrichtigungsleiste zu erreichen.
Was die Gehäuseform angeht, darf nicht unerwähnt bleiben, dass LG die Rückseite so gestaltet hat, dass sie im sogenannten „Floating Curve“-Design gehalten ist. Dadurch soll das Telefon nicht nur gut in der Hand liegen, sondern beim Ablegen auf dem Tisch auch dünner wirken. Mit 9,1 Millimetern ist es eigentlich nicht sonderlich dünn. Der Vorteil dieses Designs liegt aber vor allem in der zuvor beschriebenen gesteigerten Ergonomie. Gab es vor der Markteinführung noch diverse Spekulationen zu einer Metallrückseite, so haben diese sich inzwischen als falsch erwiesen.
LG setzt auf eine Kunststoff-Abdeckung, die mit einer Schicht aus Polymeren überzogen ist, in der auch Metallpartikel enthalten sein sollen. Dadurch erzielt man eine nicht billig wirkende Oberflächenstruktur, die sich bis zu einem bestimmten Punkt wie Metall anfühlen kann und auf den ersten Blick aussieht wie gebürstetes Aluminium. Eigentlich ein recht guter Kompromiss, zumal man so auch Wireless Charging nach dem Qi-Standard ab Werk integrieren, den Zugriff auf Akku, SIM-Slot und SD-Karte sehr einfach gestalten und die Sende- und Empfangsfähigkeiten des G3 problemlos gestalten kann.
Ob es natürlich noch eine Metall-Variante geben könnte, bleibt angesichts der Pläne von Samsung abzuwarten. Wegen der neuen, strukturierten Oberfläche nimmt das LG G3 auf der Rückseite in der von uns getesteten weißen Version praktisch null Fingerabdrücke an, ganz anders als es noch beim Vorgänger G2 mit seiner glänzenden Rückseite aussah. Das Gleiche gilt wohl auch für die Modelle in Schwarz und Gold.
Insgesamt wirkt das G3 trotz der Verwendung von Kunststoff als Gehäusematerial sehr hochwertig und wird dem Anspruch eines Top-Smartphones somit durchaus gerecht. Dazu ist anzumerken, das Kunststoffgehäuse noch einen weiteren entscheidenden Vorteil hat: das Gewicht bleibt trotz 5,5 Zoll großem Display mit 150 Gramm extrem niedrig. Entfernt man den Akku wird dieser Effekt sehr deutlich, denn das was vom LG G3 dann übrig bleibt, ist federleicht!
LG setzt auch beim G3 seine Philosophie der sogenannten Rear-Keys fort. Man verlegt also die Lautstärkewippe und den Standby-Knopf auf die Rückseite unterhalb der Kamera. Diese Platzierung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, doch schon nach wenigen Stunden der Verwendung des G3 wandert der Finger fast automatisch zu jenem Bereich der Rückseite des Smartphones, wo sich die Tasten befinden. Im Alltag zeigt sich dann, dass sich LGs Bemühungen zur Verbesserung der Ergonomie rund um die Rear-Keys ausgezahlt haben.
Der Power-Button hat nun einen größeren Hub und einen angenehmen Druckpunkt, was sich beim Drücken deutlich bemerkbar macht und einen soliden Eindruck vermittelt. Durch das ebenfalls etwas veränderte Design der Lautstärketasten findet der Finger den zwischen ihnen angeordneten Ein- und Ausschalter zuverlässig und es kommt nicht mehr – wie in meinem Fall zum Beispiel beim LG G Flex – zu Unfällen, bei denen man mehrere Tasten gleichzeitig drückt und so zum Beispiel versehentlich einen Screenshot anfertigt.
Display
Der Bildschirm ist eines der Haupt-Marketing-Argumente, die LG für sein G3 anführt. Es handelt sich um ein 5,5 Zoll großes Panel, das mit 2560×1440 Pixeln auflöst und somit eine Pixeldichte von 538 PPI erzielt – so viel wie sonst kein anderes aktuell in westlichen Märkten erhältliches Smartphone. Das Panel ist natürlich gestochen scharf, so dass man selbst bei genauester Betrachtung mit dem bloßen Auge keine einzelnen Pixel mehr erkennen kann. Alle Schriften werden vollkommen glatt dargestellt und gerade sehr hochauflösende Bilder sehen ziemlich großartig aus. Der Unterschied zu einem Full-HD-Display mit 1920×1080 Pixeln auf 5,0 Zoll fällt allerdings nur im direkten Vergleich auf, wenn dann aber auch durchaus deutlich.
Die Helligkeit des Displays beim LG G3 lag bei unseren Messungen bei maximal 390 Candela, was ein recht ordentlicher Wert, aber auch kein Rekord ist – das HTC One M8 erreicht zum Beispiel 480 Candela, während das Galaxy S5 im Automatikmodus im Freien sogar Werte jenseits der 600-Candela-Marke liefert. Bei unserem Vorseriengerät war die Ausleuchtung leider nicht sehr gleichmäßig, so dass an den Rändern abfallende Werte gemessen wurden, die jedoch nie unter 330 Candela abfielen. Bei einem zweiten, aus der regulären Produktion stammenden Gerät lag die Maximalhelligkeit mit 385 Candela leicht niedriger, doch insgesamt war das Panel bei diesem Modell gleichmäßiger ausgeleuchtet. Probleme mit Lichthöfen, wie sie bei vielen günstigeren Smartphones auftreten, gab es bei keinem unserer Testgeräte. Weil das G3 natürlich ein entspiegeltes und reflexionsarmes Display hat, kann man mit dem Gerät trotz der nicht allzu hohen Helligkeit ganz gut im Freien arbeiten.
Mit rund 7300K gibt der Bildschirm Farben ein wenig zu kalt also mit einem ganz leichten Blaustich wieder, was aber nur bei weißen Hintergründen auffällt, wenn man das Display mit einem anderen Gerät vergleicht, das eine wärmere Farbwiedergabe hat. Insgesamt hat das G3 eine vergleichsweise genaue Farbwiedergabe, die manchen Konkurrenten übertrifft. Durch die hohe Pixeldichte und die Verwendung der LCD-Technologie wird ein Kontrastwert von run 1:800 erreicht. Wer es knallbunt und kontraststark mag, sollte aktuell lieber mit einem Samsung- oder Nokia-Gerät mit OLED-Panel und deren (noch) bei maximal Full-HD-Niveau liegender Auflösung Vorlieb nehmen. Die Blickwinkelabhängigkeit ist, wie wir inzwischen auch anhand eines für Europa bestimmten LG G3-Modells zusätzlich verifizieren konnten, extrem gering, denn eine Farbverfälschung gibt es aus keiner Richtung und das Display verwäscht auch nicht.
Das Panel des LG G3 ist ein beeindruckendes Stück Display-Technik, doch muss man abwägen, wie wichtig einem die im Vergleich zur Konkurrenz erheblich höhere Auflösung tatsächlich ist. Im Grunde würde ich das Panel allzeit einem gleichgroßen Full-HD-Bildschirm vorziehen, schließlich ist die Bildqualität tatsächlich etwas besser. Es gibt jedoch einen erheblichen Nachteil, den die nach reiner Pixelanzahl fast verdoppelte Auflösung mit sich bringt, denn sie beeinträchtigt unter Umständen die Akkulaufzeit, gerade wenn man viel Zeit mit dem Surfen im Web verbringt. Wohl weil statt gut 2,0 Millionen Pixeln eines Full-HD-Panels hier fast 3,7 Millionen Pixel bewegt werden müssen, ist dies wenig überraschend, aber dazu später mehr beim Thema Akkulaufzeit.
Bei LG ist man sich der Auswirkungen der hohen Auflösung durchaus bewusst und ergreift deshalb diverse Maßnahmen, um den Energiebedarf zu reduzieren. Ähnlich wie bei Ultrabooks wird dabei die Wiederholfrequenz gedrosselt wenn keine neuen Bildschirminhalte angezeigt werden und ähnliches. In Sachen Helligkeit und Kontrast ist das QHD-Display des LG G3 gut, aber auch nich überdurchschnittlich. Die Farbwiedergabe ist fast optimal, doch bei der Schärfe toppt das Gerät die aktuellen Flaggschiffe der Konkurrenz problemlos, was der hohen Pixeldichte geschuldet ist. Weil längst noch nicht alle Apps und mobilen Websites für eine derart hohe Auflösung angepasst wurden, kann es allerdings vorkommen, dass zum Beispiel die Thumbnails von Videos auf der mobilen YouTube-Seite und in der App etwas pixelig dargestellt werden, oder die Emoticons von Skype nur extrem klein erscheinen, weil sie schlichtweg nicht in einer ausreichenden Größe im Programm enthalten sind. Mit der Zeit dürften solche Problemchen auch verschwinden, schließlich setzen künftig immer mehr Hersteller auf QHD-Auflösungen.

Wer das Panel des G3 mit den Bildschirmen anderer High-End-Smartphones vergleicht, stellt vielleicht fest, dass das Display etwas gelblich wirkt, während die anderen Bildschirme ein etwas reineres Weiß bieten. Dies ist möglicherweise ein Effekt der hohen Pixeldichte oder einer noch nicht ganz optimalen Kalibrierung. Theoretisch könnte LG hier mit einem Software-Update nachbessern, im Alltag macht sich das Ganze jedoch nicht negativ bemerkbar – wer hat schon mehrere aktuelle Flaggschiffe daheim und hält ständig ein HTC One M8 oder ein Galaxy Note 3 neben das G3? Nichtmal ich.
Um die negativen Auswirkungen der extremen Auflösung auf die Akkulaufzeit zu minimieren, bedient sich LG beim G3 einiger Methoden, die auch bei Ultrabooks mit QuadHD-Auflösungen verwendet werden. Man passt also Framerate und die Aktualisierung der Bildschirminhalte dynamisch den Gegebenheiten an, um die GPU und das Display Strom sparen zu lassen. In der Praxis funktioniert dies offensichtlich ganz gut, denn trotz größerem Bildschirm und höherer Auflösung erreichten wir ungefähr die gleiche Akkulaufzeit wie beim Vorgängermodell LG G2, das mit Full-HD-Panel und 5,2 Zoll Diagonale daherkommt, aber einen ebenfalls 3000mAh fassenden Akku bietet.
Kamera
LG verbaut beim G3 eine der aktuell besten Smartphone-Kameras. Punkt. Konkret bedeutet dies aber auch, dass es die üblichen Probleme gibt. Es handelt sich freilich noch immer um eine Smartphone-Kamera, wenn auch eine auf den ersten Blick sehr gute. Bei guter Beleuchtung liefert die Kamera des G3 sehr ordentliche Resultate. Die als Standard-Einstellung festgelegte 10-Megapixel-Auflösung im 16:9-Format liefert eine ausreichende Menge Bilddaten, um noch etwas zoomen zu können, ohne dass große Qualitätsverluste auftauchen. Die Maximal-Auflösung von 13 Megapixeln muss vom Nutzer selbst angewählt werden und kann natürlich nur 4:3-Fotos liefern. Weil LGs Software versucht, die Bildqualität zu steigern, werden kräftige Farben bei Tageslicht oft stark übersättigt dargestellt, was die Aufnahmen leider etwas unnatürlich erscheinen lässt. Andererseits ist dies allerdings für viele Kunden angenehmer zu betrachten als die oft etwas „graue Wirklichkeit“. Der HDR-Modus liefert überraschend angenehm zu betrachtende Bilder und holt durch die Aufhellung von Schattenbereichen auf dem Bild noch einmal ein bisschen mehr Licht heraus.
Bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei Nacht sieht es bei der Kamera das G3 ähnlich mau aus wie bei den meisten anderen Smartphone-Kameras – es geht mit der Bildqualität rapide bergab. Zwar kann die Kamera anders als alle anderen Smartphone-Cams dank des Laser-Autofokus auch bei vollständiger Dunkelheit problemlos scharf stellen, doch lässt die Kamera beim G3 trotz ihrer F/2.0-Blende nur wenig Licht zum Sensor durch, so dass man schnell ein starkes Rauschen feststellt. Die Software versucht außerdem mit einer zu aggressiven Rauschunterdrückung gegenzuwirken, so dass leider wie auch zum Beispiel beim Galaxy S5 ein „Ölgemälde-Effekt“ entsteht, bei dem Fotos fast wie gemalt aussehen. Sind die Farben in heller Umgebung oft zu kräftig, tritt im Dunkeln genau das Gegenteil ein – sie wirken etwas zu blass. Das G3 hat außerdem so seine Probleme mit Lichtquellen, denn diese werden bei Nachtaufnahmen oft etwas überbelichtet wiedergegeben, wohl weil die Software hier versucht das Maximum aus den miesen Lichtverhältnissen herauszuholen.
Apropos Software: LG hat sich beim G3 vollständig von der oft überfordernd wirkenden Masse von Einstellungsmöglichen und Sondermodi verabschiedet, die beim LG G Flex oder LG G Pro 2 enthalten sind. Stattdessen bekommt der Anwender eiin sehr einfach gestaltetes, sehr minimalistisches Kamera-Interface vorgesetzt. Selbst die wenigen Buttons der Kamera-App lassen sich auf Wunsch ganz ausblenden, so dass nur der Sucher und eine Schaltfläche zum Einblenden der versteckten UI-Elemente übrig bleiben. Man fotografiert dann durch simples Antippen des Motivs auf dem Display, was dank des Laser-Autofokus auch gut funktioniert. Manchmal würde man sich aber wünschen, dass LG dem Nutzer Zugriff auf die diversen Kamera-Paramenter geben würde, denn außer der Auflösung kann man praktisch keine Anpassungen vornehmen – ISO, Verschlusszeit etc. pp. können nicht manuell verändert werden!
Der Laser-Autofokus ist eines der absoluten Killer-Features des LG G3. Zusammen mit dem optischen Bildstabilisator sorgt er dafür, dass man in Situationen ordentliche Bilder machen kann, wo Konkurrenten wie das Samsung Galaxy S5 und das HTC One M8 einfach nur schlapp machen. Weil der Laser die Entfernung zum Motiv misst und damit echte Daten liefert, kann die Kamera selbst in der Dunkelheit problemlos fokussieren – anders als die allein mit Bildinformationen des Kamera-Sensors arbeitenden Autofokus-Systeme der Konkurrenz. Diese haben im Dunkeln einfach nichts, an dem sie sich für die Fokussierung eines Motivs „festhalten“ können, während beim G3 sozusagen „externe“ Daten genutzt werden können. Wenn man die Kamera des G3 über längere Zeit genutzt hat, wird man den Laser-Autofokus nicht mehr missen wollen, denn sobald man mit einem anderen Gerät auf einmal nicht mehr in der Lage ist, unter den gleichen Bedingungen erfolgreich ein Foto aufzunehmen, wünscht man sich unter Garantie den Laser zurück.
Bei Videos zeigt sich im Grund in Sachen Qualität das gleiche Bild: Ist es hell genug, hat die Kamera keine Probleme, sobald es dunkler wird, nimmt die Performance rapide ab. Der optische Bildstabilisator kann hier besonders gut zeigen, was er kann, denn die Aufnahmen wackeln erheblich weniger als bei Konkurrenzprodukten ohne OIS. Auch beim Laufen oder Fahren macht sich dies natürlich deutlich bemerkbar, wobei uns auffiel, dass das ebenfalls mit Stabilisator ausgerüstete Sony Xperia Z2 noch stabilere Aufnahmen lieferte. Im 4K-Modus wird das G3 wie erwähnt sehr warm, liefert aber auch hier gestochen scharfe Videos mit hohem Detailreichtum. Es kann allerdings vorkommen, dass die hohen Datenmengen bei besonders detailreichen bewegten Motiven die Hardware überfordern und es zu Artefaktbildung kommt, was allerdings extrem selten und nur bei längeren Aufnahmen auftreten sollte.
Zwar hat LG beim G3 keinen dedizierten Kamera-Button ins Gehäuse integriert, wohl auch weil sich dieser mit dem Rear-Key-Konzept beißen würde, doch immerhin kann man die Lautstärketasten auf der Rückseite zum schnellen Start in die Kamera-App und als Auslöser sowie für Serienaufnahmen verwenden. Dabei gibt es jedoch einige Einschränkungen, denn es dauert relativ lange, bis die App gestartet ist und man das erste Foto machen kann. Außerdem funktioniert die Verwendung der Lautstärke-Taste als Auslöser natürlich nur, wenn sie nicht gerade durch die Medienwiedergabe belegt ist – man kann also nicht Musik hören und gleichzeitig per Rear-Key auslösen. Insgesamt ist die Kamera des G3 wohl in Sachen Qualität in der Spitzengruppe anzusiedeln und gerade der Laser-Autofokus ist ein absolutes Highlight, das so bitte ganz schnell auch bei diversen anderen Smartphones verbaut werden sollte.
Was ganz nützlich ist, sind die Features der Frontkamera, denn diese bietet nicht nur einen „Pseudo-Blitz“ (bei dem das Vorschaubild von einem breiten hellen Rahmen umgeben wird, um das Gesicht des Selbst-Fotografierenden aufzuhellen, sondern kann auch mit einer Handgeste ausgelöst werden. Man wählt die entsprechende Funktion an, hält die Hand neben sich vor die Kamera, schließt sie zur Faust, und schon beginnt ein dreisekündiger Countdown, bis die Kamera auslöst. Außerdem kann man die Kamera im Selfie-Modus mit einigen Sprachkommandos wie „Cheese“ oder „Kimchi“ auslösen lassen, um nicht mit den Fingern unkomfortabel auf dem Display herumfuhrwerken zu müssen.
Sound
Das LG G3 verfügt lediglich über einen einzelnen Lautsprecher, der im linken unteren Bereich der Rückseite angeordnet ist. Mit dem Stereo-Sound der auf der Front einiger Konkurrenten verbauten Lautsprecher kann man so freilich nicht mithalten. Trotzdem ist der Speaker des G3 besser als so mancher mieser Quäker anderer Smartphones. Zum einen hat LG hier einen 1,5 Watt starken sogenannten Booster-Verstärker verbaut, der mehr als ausreichend Leistung in Richtung des 1-Watt-Lautsprechers pumpen kann. Außerdem kann der Lautsprecher wegen seiner Größe einen recht guten Sound liefern und wird vom Gehäuse auch nicht verdeckt, wenn das Telefon auf dem Tisch liegt. Insgesamt ist der Lautsprecher dadurch deutlich lauter als so manch anderer und der Ton ist zudem einigermaßen klar und zerreißt auch auf der höchsten Einstellung nicht.
Ob es nun am Booster-Amp liegt, oder nicht – das LG G3 liefert über seinen Kopfhöreranschluss einen sehr sauberen Klang, der besser ist als man es sonst gewöhnt ist. Anders als bei so manchem Konkurrenten sind die mit dem G3 neu aufgelegten sogenannten QuadBeat 2 Kopfhörer von sehr ordentlicher Qualität. Ihr Klang ist ausgeglichen und Höhen, Mitten und Bässe kommen bei der Verwendung der als In-Ear-Plugs realisierten Kopfhörer gut zur Geltung. Ich persönlich würde mir etwas mehr Bass wünschen, doch in dieser Hinsicht kann man ja per Equalizer nachregulieren. Außerdem empfinden viele Kunden die bei anderen Stöpseln deutlich stärkere Bass-Ausprägung als störend, gerade wenn man nicht zu den HipHop- oder Techno-Fans dieser Welt gehört. Insgesamt ein sehr ausgewogenes Sound-Erlebnis.
Einzig in Spielen kann der Lautsprecher nicht ganz zufrieden stellen, denn er liefert zwar einen sehr lauten und ordentlichen Klang, doch was nutzt all das, wenn man ihn mit den Fingern immer wieder verdeckt. Weil er auf der Rückseite in der nähe des Rands des Telefons sitzt, kommt es durchaus vor, dass man beim Spielen im Landscape-Modus den Auslass abdeckt und dann eben plötzlich Ruhe ist. LG hat seiner Musik-App eine Ladung vordefinierter Equalizer-Einstellungen verpasst, zu denen unter anderem auch ein speziell auf die QuadBeat 2 Kopfhörer abgestimmter Modus gehört. Im Custom-Modus kann man dennoch alle Regler manuell verschieben, um die Audiowiedergabe auf die eigenen Vorlieben und andere Kopfhörer anzupassen. Album-Cover werden übrigens während der Musikwiedergabe als Hintergrund des Lockscreens verwendet, was durchaus ansprechend wirkte – entsprechende Bilddateien natürlich vorausgesetzt.
Performance
Der Qualcomm Snapdragon 801 bietet beim G3 in allen Varianten die gleichen Taktrate von 2,47 Gigahertz und leistet in Verbindung mit seiner Adreno 330 Grafikeinheit ein insgesamt einwandfreies und flüssiges Nutzungserlebnis. Die Power ist beim neuen LG-Flaggschiff auch dringend nötig, denn man muss hier wie erwähnt deutlich mehr Pixel bewegen als bisher. Ruckler gibt es auf der Oberfläche nur in wenigen Situationen und Spiele laufen fast ausnahmslos ohne zu Stocken, selbst wenn man Auflösung, Details und alle weiteren Grafikeinstellungen auf das absolute Maximum schraubt. Der Qualcomm-Quadcore ist also offenbar in der Lage, in allen Situationen trotz der hohen Auflösung genügend Power zu liefern. Bei unserem Spieletest gab es nur in einem Spiel ganz leichte Probleme – deren Erwähnung schon fast zu pingelig wirkt: In schnellen Kurven in einer dicht bebauten Gegend in Grand Theft Auto 3 gab es leichte Ruckler beim Parallax-Scrolling der Häuserfronten. Das war’s aber auch schon.
Im Test mit synthetischen Benchmarks reiht sich das LG G3 in beiden Varianten – also sowohl in Form des Topmodells mit drei Gigabyte RAM, als auch beim günstigeren 2-GB-Modell – in die Riege der Top-Smartphones am oberen Ende der Messskala ein. In AnTuTu kratzten die Werte bei unseren Tests an der 36.000-Punkte-Marke, während man Test mit Quadrant Werte um die 24.000 Punkte messen konnte. Auch in den anderen Benchmarks wie 3DMark, GFXBench, GeekBench, Octane 2.0 und SunSpider 1.0.2 machte das G3 bei uns in beiden Versionen eine gute Figur, die dem folgenden Video und der untenstehenden Tabelle zu entnehmen ist. Im Vergleich zum Galaxy S5 und dem HTC One M8 muss sich das G3 keineswegs verstecken und kann mit fast identischen Werten aufwarten – wie wegen der Verwendung der gleichen Qualcomm-Plattform ja auch nicht anders zu erwarten ist.
Dass der Snapdragon 801 hier etwas mehr gefordert wird, macht sich allerdings in einem Punkt bemerkbar – der Temperatur. An einigen Stellen des Gehäuses rund um die Rear-Keys und die Kamera wird die Rückseite bei der intensiven Spielenutzung, beim ausführlichen Benchmark-Tests und der Verwendung der Kamera im 4K-Video-Modus dann doch ziemlich warm. Weil der aus Metall gefertigten Ein- und Aus-Schalter sehr gute Wärmeleiteigenschaften aufweist, wird auch er sehr warm. Bei Messungen mit einem Laserthermometer ermittelten wir Spitzenwerte von gut 48°C, die sich allerdings auf die Region um die Kamera und die rückwärtigen Tasten beschränken und schnell wieder abfallen, sobald man dem Telefon etwas Ruhe gönnt.
Durch die Hitzeentwicklung wird die Nutzung des G3 in einigen Situationen möglicherweise eingeschränkt. So war nach einer ausführlichen Benchmark-Session erkennbar, dass das Gerät wegen der großen Hitze gedrosselt lief, was die Nutzung im Alltag allerdings nicht beeinflussen sollte. Bewegt man sich in einer Umgebung, in der ohnehin eine hohe Temperatur herrscht, kann es vorkommen, dass das Display automatisch in seiner Helligkeit herabgeregelt wird.
Weil mehr Pixel bewegt werden müssen und die höhere Pixeldichte eine stärkere Hintergrundbeleuchtung nötig macht, wird das Gerät offenbar unter diesen Umständen zu warm und steuert gegen, um Schäden vorzubeugen und Energie zu sparen. Der Nutzer kann dann auch die Helligkeitseinstellung nicht wieder hochschrauben – zumindest so lange nicht, bis das Smartphone etwas kühler läuft. Mir persönlich ist die automatische Senkung der Display-Helligkeit allerdings selbst im über 30 Grad warmen Taipeh während der Computex nicht begegnet.
Akkulaufzeit
LG verpasst dem G3 wie schon dem Vorgänger einen mit 3000mAh recht ordentlichen Akku, der theoretisch wie beim G2 für eine gute Akkulaufzeit sorgen sollte. Das tut er auch, wobei sich das größere Display mit der höheren Pixeldichte nicht so stark bemerkbar macht, wie man vielleicht vermuten würde. Weil LG mit einigen Tricks arbeitet, um den Energiebedarf des Bildschirms unter Kontrolle zu halten, erreicht man mit dem neuen Top-Smartphone auch eine Laufzeit, die nur wenig unter dem Niveau des sehr lange laufenden Vorgänger liegt. Dies wird unter anderem ermöglicht, weil LG wie oben erwähnt die Bildwiederholrate des Displays dynamisch dem Bedarf anpasst und außerdem sorgt wohl auch der sehr energieeffiziente Qualcomm-Chip trotz seiner hohen Leistung dafür, dass das Telefon bei Nichtnutzung sehr stromsparend bleibt.
In der Praxis bedeutet das, dass man beim Zocken oder dauerhaften Benchmark-Durchläufen und somit dauerhaft eingeschaltetem Display auf fast voller Helligkeit eine Laufzeit von gut vier Stunden erzielt. Dies ist ein für ein solch leistungsstarkes und eben mit vergleichsweise enorm großem Display und 2K-Auflösung arbeitendes Gerät doch schonmal sehr gut, doch so dürften nur die wenigsten Anwender ihr Gerät verwenden.
Wie sieht es nun also im Alltag aus? Wie immer kommt es auf die Art der Nutzung an. Bei meiner alltäglichen Verwendung, zu der gut drei Stunden „Display-on-Time“, ein paar Telefonate von insgesamt einer knappen Stunde, rund einer Stunde aktiver Nutzung von Apps mit Web-Anbindung per 3G (also Browser, Facebook etc.), einigen Skype-Konversationen und einer sporadischen Nutzung von Google Maps sowie einer weiteren guten Stunde Zugriff auf die gleichen Anwendungen per WLAN, kam ich problemlos über den Tag, was ungefähr 14 Stunden entspricht. Dabei ist in meinem Fall die Display-Helligkeitsregelung grundsätzlich automatisch erfolgt, wobei ich grundsätzlich die Tendenz zur helleren Einstellung habe. Außerdem waren alle Synchronisations-Features aktiv, Bluetooth und NFC aber prinzipiell ausgeschaltet. Beim Test mit einem Battery-Tester der Kollegen von LaptopMag, bei dem das Display auf voller Helligkeit eingestellt war und das Telefon eine Vielzahl von Websites per Script aufrief, erreichten wir allerdings nur knapp fünf Stunden Laufzeit, was wohl auf den hohen Energiebedarf des Bildschirms zurückzuführen war.
Problematisch wird es erst, wenn man wirklich intensiv die vier Kerne mit ihrer Taktrate von knapp 2,5 Gigahertz beansprucht. Die Kamera und vor allem die 4K-Videoaufzeichnung, Navigation und Gaming sind auch beim G3 natürlich die Erzfeinde der Akkulaufzeit und saugen den Stromspeicher nur so leer. Überlässt man das G3 einfach nur sich selbst, sind im Standby bei eingeschaltetem 2G/3G/WLAN problemlos mehr als eine Woche Laufzeit möglich. Bei moderater Nutzung mit nur ein bis zwei Stunden eingeschaltetem Display sollten auch mal zwei Tage Laufzeit drin sein. Was uns beim neuen LG-Modell auffiel war, dass der Akku hier tatsächlich etwas Training braucht. Erst nach rund zwei Wochen mit ordentlichen Ladezyklen (Akku komplett aufbrauchen, erst dann voll laden) erreicht er wohl seine volle Leistungsfähigkeit, bietet dann aber auch wie beschrieben eine gute Performance.
LG verzichtet beim G3 auf die Integration eines speziellen „Super-Stromsparmodus“ wie ihn HTC, Huawei und vor allem Samsung bei ihren aktuellen Flaggschiffen anbieten. Stattdessen kommt der klassische Stromsparmodus zum Einsatz, den man auch von früher erschienenen Smartphones kennt, bei dem die Funkverbindungen bei Nichtnutzung gekappt und die CPU-Taktrate reduziert werden. Dieser wird bei einem Akkustand unter 30 Prozent vom Telefon angeboten, lässt sich aber über die Schnelleinstellungen auch zu jedem anderen Zeitpunkt einschalten.
Software
LG verpasst dem G3 eine aktualisierte Ausgabe seiner hauseigenen Benutzeroberfläche, die hier auf der Basis von Android 4.4.2 „KitKat“ läuft. Dass eine angepasste Oberfläche nicht immer schlecht sein muss, beweist das Skin von LG anhand seiner durchdachten Gestaltung und einigen sehr netten Ergänzungen. Zu allererst fällt das neue „flache“ Design auf, mit dem man dem allgemeinen Trend folgt und einen Schritt in die richtige Richtung macht. Statt aufwändig gestalteter Icons wurden diese nun erheblich vereinfacht und mit einfachen geometrischen Formen (Kreis, Quadrat) neu designt. Die wichtigsten vorinstallierten Apps bekamen allesamt jeweils eine Farbe zugeordnet und beim Öffnen passt sich auch die Hintergrundfarbe der Statusleiste am oberen Bildschirmrand entsprechend an. LG muss hier für seine Konsistenz gelobt werden, mit der die Koreaner für ein harmonisches Nutzungserlebnis sorgen.
Weil das G3 ein derart großes Display hat, bietet LG einige bisher einmalige Anpassungsmöglichkeiten. So kann man nicht nur die Reihenfolge und die Farbe der Standard-Tasten von Android modifizieren, sondern auch zusätzliche Schaltflächen in die Tastenleiste integrieren. So lassen sich Zusatztasten für den Zugriff auf die Benachrichtigungsleiste, QSlide, QuickMemo und den Dual-Window-Betrieb hinzufügen, bis maximal fünf verschiedene Elemente untergebracht sind. Auf diese Weise muss man zum Beispiel nicht immer umgreifen, um die Notification-Bar zu öffnen, was den Einhandbetrieb erheblich erleichtert. Die Bendienung mit einer Hand wird auch dadurch vereinfacht, dass man die Bildschirmtastatur auf Wunsch auf einer Seite des Bildschirms andocken kann, um sie mit dem Daumen betippen zu können.
Die Tastatur ist ein weiterer Pluspunkt des G3, denn sie ist sehr komfortabel zu nutzen und kann bei Bedarf sogar in der Höhe angepasst werden. Die Nummernleiste wird standardmäßig angezeigt und die Nutzer können auf Wunsch sogar die Tasten links und rechts der Leertaste mit häufig verwendeten Zeichen wie etwa Komma, Klammern oder anderen belegen. Auch die Möglichkeit zur Festlegung einer zusätzlichen Taste in diesem Bereich für den Schnellzugriff auf Zeichenerkennung, oder auch die Spracheingabe ist hier möglich. Bis zu drei angepasste Tasten lassen sich so einstellen. Eine Eingabe per Wischbewegung im Stil von Swype und Co ist hier allerdings nicht vorgesehen.
Übrigens lernt die Tastatur, welche Tasten der Nutzer häufig verwendet oder auch einmal verfehlt und erweitert dann den Einzugsbereich der Tastenfelder, so dass man sie besser treffen kann. Sehr sinnvoll ist auch die Anzeige der jeweils getippten Wörter oberhalb der Tastatur, so dass man nicht immer zwischen Tastatur und dem jeweiligen Eingabefeld hin- und herschauen muss.
Das Gleiche gilt auch für die Möglichkeit, den Cursor bei Korrekturen durch wischen auf der Leertaste genau zu positionieren – statt mit dem Finger im Text herumstochern zu müssen. Insgesamt ist die Standard-Tastatur beim G3 eine beeindruckend durchdachte Interpretation, von der sich viele Hersteller noch eine dicke Scheibe abschneiden sollten.
Auch sonst hat LG meiner Meinung nach gute Arbeit gemacht, als es um das Aufräumen der oft überladen und nicht wirklich attraktiv wirkenden Oberfläche seiner angepassten UI ging. Das neue Design wurde konsequent umgesetzt und ist weitgehend konsistent, praktische Features wie etwa QMemo zum schnellen Zeichnen von Notizen auf Bildschirminhalten mit dem Finger oder auch das gut funktionierende Multi-Windowing und eine Zoom-Funktion im Multitasking-Menü runden das Angebot ganz gut ab.
Schön ist auch, dass LG sein zwar immer noch sehr üppiges Einstellungsmenü in einer Reihe von Tabs mit einer sinnvollen Aufteilung und gut zu unterscheidenden Icons für alle Einträge untergebracht hat. Auf Wunsch lassen sich immer noch alle Einstellungen in einer langen Liste anordnen, doch der Weg zum richtigen Menüpunkt ist auch in der Tab-Ansicht dank der durchdachten Sortierung überraschend einfach.
Es gibt noch einige weitere Beispiele für sinnvolle Features, zu denen auch die Floating-Windows gehören, die zum Beispiel beim Empfang einer SMS angezeigt werden. Es handelt sich um kleine Fenster oder auch Karten, die den Inhalt der SMS in durchscrollbarer Form über der aktuell geöffneten App schwebend einblenden und sogar die Möglichkeit zum Antworten bieten, ohne dass man dafür in die SMS-App wechseln muss. Im Alltag nutzte ich dieses Feature erstaunlich oft, man kann es aber auch bequem deaktivieren, wenn es einmal störend wirkt – was auch für die meisten anderen LG-eigenen Funktionen gilt. Mit den QSlide-Apps konnte ich mich hingegen kaum anfreunden, aber sie drängen sich dem Nutzer auch nicht auf und können bei Bedarf auch aus dem Notification Center entfernt werden. Die dort ebenfalls erreichbaren Schnelleinstellungen können ganz nach Belieben erweitert oder auch reduziert werden und lassen sich frei sortieren. Sie helfen unter anderem Energie zu sparen, weil man WLAN, 3G und ähnliches deaktivieren kann.
Was die zusätzlich von LG mitgelieferten Apps angeht, fragt man sich hingegen immer wieder, wie sinnvoll oder nützlich sie wirklich sind. Die Fitness-Software mag für viele User noch sehr hilfreich sein, bietet sie doch Schritt- und Kalorienzähler und ähnliches direkt im Gerät und mit Unterstützung der hier enthaltenen Sensoren – ich persönlich habe sie jedoch nicht ausprobiert.
Die sogenannten Smart Tips, ein den Karten von Google Now nicht unähnliches neues System mit Hinweisen, scheinen aktuell noch recht sinnfrei. Sie informieren über das Wetter und ähnliches, doch hauptsächlich zeigen sie derzeit nur Bedienungshinweise an und weisen mit Benachrichtigungen auf ihre Existenz hin. Für Menschen, die gerade erst auf ein Smartphone wechseln oder die Funktionen des G3 kennenlernen wollen, mag dies vielleicht nützlich sein, mir persönlich gingen die Meldungen der Smart Tips aber hingegen auf die Nerven. Sehr nützlich dürfte hingegen der von LG mitgelieferte sogenannte SmartCleaner sein, welcher dem Nutzer das Löschen von nicht benötigten Daten ermöglicht, die sich während der Verwendung des Telefons über einen längeren Zeitraum hinweg anhäufen.
Wie schon bei einigen früheren Smartphones aus seiner Produktion hat LG dem G3 ebenfalls den sogenannten Knock Code spendiert, mit dem das Telefon aus dem Standby geholt werden kann, indem man ein selbst gewähltes Muster auf den abgeschalteten Bildschirm tippt. Auch das Aufwecken per Double-Tap mit dem Finger ist hier möglich, wobei der Touchscreen allerdings sehr empfindlich reagiert – es kam bei mir sehr häufig vor, dass das Gerät in der Hosentasche aufwachte, weil es beim Laufen die Haut des Oberschenkels berührte. Dies bekommt man natürlich erst mit, wenn sich das Telefon durch Töne oder im schlimmsten Fall durch ein Frei- oder Besetztzeichen bemerkbar macht – dann sollte man das G3 wohl doch lieber per Knockcode sperren oder ganz traditionell Sperrmuster oder PIN-Code festlegen.
Eine Funktion des G3 kann man kaum genug loben: in den Einstellungen kann man auf Wunsch festlegen, dass die Onscreen-Tasten bei bestimmten Apps ausgeblendet werden, um die ganzen 5,5 Zoll in QuadHD-Auflösung vollständig zur Verfügung zu haben. Spiele werden normalerweise mit Balken oben und unten dargestellt, während die bei ihrer Nutzung eher sinnfreie Tastenleiste nur Platz wegnimmt. Blendet man die Leiste einfach aus, sehen Spiele, Filme und Fotos auf dem tollen Display noch einmal etwas besser aus. Der Zugriff auf die Android-Tasten und die Notification-Bar ist durch einfaches Hereinwischen vom Rand bequem möglich. Diese Dinge sind es, die mich für LGs Bemühungen begeistern und für die man die Koreaner einfach loben _muss_.
Auch insgesamt muss man LG für seine Investitionen in die eigene Benutzeroberfläche loben, auch wenn manche Anwender wohl eine Google Play Edition bevorzugen würden. Die Software bietet eine große Zahl von sinnvollen und teilweise sogar sehr innovativen Anpassungsmöglichkeiten. Sie läuft weitestgehend uneingeschränkt flüssig und sieht dabei auch noch ansprechend aus. Wir als Kunden außerhalb Südkoreas können uns dabei darüber freuen, dass die hier angebotenen Versionen des LG G3 ohne all die nervtötende Bloatware auskommen, die LG wohl auf Druck der koreanischen Mobilfunkanbieter bei unserem Vorseriengerät installiert. Während bei unserer europäischen Retail-Version alles trotz des großen Funktionsumfang recht leichtgewichtig wirkte und von den zwei Gigabyte RAM des 16-GB-Modells noch ein gutes Gigabyte frei blieb, konnte man die drei GB der koreanischen 32-GB-Variante wegen all der sinnlosen und nicht zu deaktivierenden Crapware kaum effektiv nutzen – auch hier war nach dem Neustart nur noch etwas mehr als ein Gigabyte des eigentlich doch deutlich größeren RAMs frei.
Sonstige Ausstattung
Im Grunde bis hierhin alle relevanten Funktionen und Fähigkeiten des LG G3 bereits abgehandelt, denn man beschränkt sich beim neuen Flaggschiff des Samsung-Konkurrenten eigentlich auf alles, was ein Smartphone aktuell ausmacht. Spielereien wie Fingerabdruckleser, Herzfrequenzmesser und ähnliche Scherze spart sich LG dankenswerterweise zugunsten sinnvoller Verbesserungen in wichtigen Bereichen. Auf den TV-Empfänger des koreanischen Modells müssen wir mangels DMB-T-Ausstrahlung in Deutschland und dem Rest der Welt ja ohnehin verzichten – zumindest in der U-Bahn kann man damit aber die Blicke auf sich ziehen, wenn man bei einem Anruf mal eben die rund 30 Zentimeter lange Antenne herausholt ;)
Ganz nützlich ist der bei allem G3-Varianten wie auch bei vielen aktuellen Konkurrenten integrierte Infrarot-Blaster am oberen Ende des Gehäuses. Leider fällt die Performance in der Realität etwas enttäuschend aus, denn die Software stellt sich zwar recht problemlos auf das zu bedienende Gerät ein, will man aber zum Beispiel beim Fernsehen den Sender wechseln, klappt dies nicht immer zuverlässig. Dies dürfte an der nicht ausreichenden Leistung des IR-Blasters liegen, der beim Vorgänger G2 bereits ähnliche Probleme machte.
Bevor wir die Gesprächsqualität und die Empfangsfähigkeiten des G3 ganz unter den Tisch fallen lassen, hier noch etwas zu diesem Thema. Beim Telefonieren klingt der Gegenüber ganz ordentlich, doch die Qualität ist wohl eher durchschnittlich. Der Ohrhörer hat dabei allerdings einiges Potenzial, kann er doch ohne weiteres so laut gedreht werden, dass man fast keine Freisprecheinrichtung mehr braucht. Man kann also in so ziemlich jeder Situation problemlos telefonieren, auch wenn es in der Umgebung mal sehr laut sein sollte. In Sachen Empfang gibt es generell soweit keine Probleme, was wohl auch auf die Verwendung des Plastikgehäuses zurückzuführen sein dürfte.
Ob man nun wirklich einen USB-3.0-Port braucht oder ein wasser- und staubabwesendes Gehäuse, wird wohl jedem einzelnen Anwender überlassen bleiben, der sich zwischen dem G3 und seinen Konkurrenten entscheiden muss. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn das Gerät ein am besten noch wasserdichtes Metallgehäuse gehabt hätte, aber auch so macht das G3 einen verdammt guten Eindruck. Wünschenswert wären diese Dinge in Anbetracht des von Sony und inzwischen auch Samsung verfolgten Trends mit Sicherheit, aber auch ohne solche Eingeschaften, ist das neue LG-Flaggschiff bestens ausgerüstet.
Fazit
Das LG G3 ist ein verdammt gutes Smartphone, bei dem der Hersteller im Gegensatz zu zum Beispiel Samsung einen erheblichen Sprung gemacht hat. War das G2 bereits ein gutes Telefon, so ist der Nachfolger noch einmal eine ordentliche Verbesserung. Das Display ist zwar leider nicht so hell wie bei vielen Konkurrenten, doch die Auflösung bietet tatsächlich mehr Schärfe und wirkt sich anscheinend nicht negativ auf die Akkulaufzeit aus. Auch sonst ist das Panel eine beeindruckende Leistung der LG-Ingenieure. Das Design des G3 ist hingegen für meine Begriffe über alle Zweifel erhaben, vielleicht gerade weil sich die Rückseite trotz der Verwendung von Kunststoff wegen der angenehmen Oberflächenstruktur verdammt gut anfühlt. Leider ist das Cover wohl etwas anfällig für Kratzer – schade, dass man hier nicht die gleiche selbstheilende Beschichtung verwendet hat wie beim G Flex.
Die extrem schmalen Ränder und die Maximierung der Display-Fläche bei extrem kompakter Bauweise können wiederum beeindrucken. Der Laser-Autofokus ist für mich ebenso ein Killer-Feature wie die diversen Anpassungsmöglichkeiten der Oberfläche und der smarte Umgang mit den Bedienelementen. In Sachen Leistung kann das G3 natürlich überzeugen, auch wenn sich die hohe Auflösung durch gelegentliche Hitzeprobleme bemerkbar machen kann. Insgesamt ist das LG G3 ein verdammt gutes Smartphone, das in fast allen Punkten überzeugen kann. Für mich ist das neue Flaggschiff aus Korea deshalb die Nummer 1 unter den aktuellen Top-Modellen, auch wenn es sich im Handel sicherlich mit diversenn Konkurrenten messen und vor allem gegen die massive Marketing-Macht von Samsung durchsetzen muss.
LG hat immerhin ein weiteres, ziemlich überzeugendes Argument für sein Gerät: den Preis. Mit einem Einstiegspreis von 549 Euro für die Version mit zwei Gigabyte RAM und 16 GB Flash-Speicher startet man ein ganzes Stück günstiger als etwa das Samsung Galaxy S5. Der Aufpreis für die Ausgabe mit drei GB RAM und 32 GB Flash-Speicher fällt mit 50 Euro einigermaßen moderat aus. Natürlich sind die bereits gelaunchten Konkurrenten inzwischen etwas günstiger zu haben, doch das G3 dürfte wie schon der Vorgänger relativ zügig billiger werden und so seinen Preisvorteil behaupten – und damit zusammen mit dem guten Gesamtpaket auch hierzulande erfolgreich diverse Kunden von sich überzeugen. Unsere Kaufempfehlung könnte deshalb nicht eindeutiger ausfallen.
PS: Übrigens haben erste Händler schon jetzt begonnen, das LG G3 auszuliefern. Zumindest HoH.de und GetGoods.de geben an, dass sie die 16-GB-Version zum Preis von 519,- bzw. 529,90 Euro in allen Farben auf Lager haben und innerhalb von drei bis vier Tagen liefern können!
Die hier verwendeten Testgeräte wurden von LG Electronics zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um unverkäufliche Vorserien- bzw. Sample-Devices.