Das LG KizON ist ein Wearable zur Ortung der eigenen Kinder, dass ein Verlorengehen oder andere ungünstige Situationen mit dem Nachwuchs verhindern oder zumindest einfacher auflösen soll.
LG kündigte heute über das hauseigene PR-Sprachrohr ein europäisches Release des mittlerweile TÜV-zertifizierten, als „grün“ klassifizierten Wearables an. Wir hatten bereits über die Funktionalität dieses Kinder-Trackers berichtet, der Vorschul- und Grundschulkinder für ihre Eltern ortbar macht, ohne ein Smartphone vorauszusetzen.
KizON kommt diese Woche nach Polen, dann in weitere EU-Länder
Die Akkulaufzeit ist mit bis zu 36 Stunden völlig genügend für diese Zwecke, wenn man regelmäßige Ladezeiten einplant. Eine Art Notruftaste am Armband ermöglicht direkte Sprach-Kommunikation des Kindes mit den Eltern, außerdem gibt es Warnungen bei niedrigem Ladestand.
Das KizON ist somit eine Mischung aus Minimaltelefon und A-GPS bzw. WPS (Positionierung über WLAN) Location Tracker für das Handgelenk und dürfte sich auch für ältere Verwandte eignen, die öfter mal im falschen Stadtteil landen.
Vom TÜV Rheinland und Underwriters Laboratories Inc. als „grün“ eingestuft
KizON ist laut LG das erste Wearable mit dem grünen Zertifikat des TÜV Rheinland und somit hinsichtlich der gewählten Materialien recht sicher. Bei der Zertifizierung geht es um mehrere Faktoren, darunter die Umweltverträglichkeit bzw. Wirkung der Baustoffe, Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit des Geräts. Gerade bei häufig und direkt auf der Haut getragenen Gadgets ist dieses Siegel für Eltern natürlich erwähnenswert.
Weitere Details zum Preis und zur Verfügbarkeit werden in den jeweiligen Märkten zum Launch dann nochmals von LG separat bekanntgegeben. Geplant ist neben dem eigentlichen Wearable auch der Start einer umfangreichen Zubehörlinie, die beliebte Zeichentrickfiguren und andere kinderfreundliche Themen abdecken soll. Farblich bleibt es zunächst bei den traditionellen Varianten in blau und pink.
Das Armband wiegt knapp 43 Gramm und ist 1,3 cm dick, 3,47 cm breit und 5,5 cm lang. Recht groß und sperrig für ein Kinder-Handgelenk, wie ich finde. An Bord sind 64 MB RAM und 128 MB ROM. Die drahtlose Konnektivität wird über 2G-Netze laufen und funkt bei 900 bzw. 1800 MHz.
Kommentar: Überwachungsstaat für die Krabbelgruppe?
Natürlich kann man sich über die Gefahren dieser Technologie streiten, aber im Endeffekt tragen fast alle von uns ein ebenso leicht zu ortendes Gerät täglich in der Hosentasche und geben eine Menge Privatsphäre für erheblich sinnfreiere Bemühungen und Hobbies auf. Eine potenzielle Auswertung der Positionsdaten zu Marketingzwecken ist nicht ausgeschlossen, aber die Nachteile sind hier den Vorteilen meiner Meinung nach klar unterlegen. Wer bereits in der Situation war (oder einmal miterlebte, wie Kinder nicht mehr auffindbar waren), weiß die zusätzliche Sicherheit zu schätzen.
Kompromittierende oder potenziell durch einen unterdrückenden Staat ausnutzbare Informationen werden hier natürlich auch gesammelt, wenn das Wearable ständig mitgeführt wird. Das macht Mama und Papa irgendwo auch angreifbar, wenn es um juristisch kniffelige Situationen geht. Beispielsweise bei einem Unfall oder gewalttätigen Übergriff könnte ich mir vorstellen, dass so ein Kindertracker auch als Informationsquelle für die ermittelnden Instanzen hilfreich sein könnte.
Insgesamt ist diese Diskussion aber nicht in einem kleinen Newsbeitrag abzuhandeln. Immerhin geht so ein Gadget auch mit einem gewissen „Verlassen“ auf Technologie einher, was wiederum Fragilität in unsere kleinen Alltags-Systeme bringt. Was wenn die Sprachfunktion versagt, auf die sich ein Kind möglicherweise verlässt? Was wenn die Positionsdaten nicht stimmen? Ein Übeltäter einfach ein isolierendes Material über das Wearable wirft? Was wenn der 400mAh-Akku bei dem Ding perforiert wird bzw. versagt und gefährlich werden könnte?
Schließlich bleibt noch die sozialpsychologische Debatte über ständig kleiner werdende, bald schon klaustrophobische „Reviere“ von Kindern, die schlussendlich sogar auf dem Spielplatz hinter dem Block überwacht werden sollen und keine Realität und/oder Natur mehr erfahren dürfen. Bald bekommen die Kids vielleicht schon Benachrichtigungen auf ihre Smartwatches, die vor potenziellen Verunreinigungen im Waldboden warnen und ein Spielen im Dreck untersagen?
Ich sehe das Ding durchaus mit gemischten Gefühlen, was meint ihr denn dazu?