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BMW blickt in die Zukunft auf der CES

geschrieben von Mark Kreuzer

Mit dem BMW i Interaction EASE Demonstrator zeigt BMW, wie man den Schritt von bloßer Bedienung des Autos hin zu einer fast schon menschlich anmutenden Beziehung zwischen Mensch und Maschine in Zukunft gehen wird.

In den letzten Jahren hat man bei BMW schon konsequent an der Umsetzung einer multimodalen Bedienung des Autos gearbeitet.

Der Standard im Automobil war von Anfang an die klassische haptische Bedienung mit unseren Händen. Egal ob wir Knöpfe gedrückt oder Touchdisplays berührt haben, die Hauptinteraktion geschieht bislang primär über unserer Fingerkuppe. Die Einführung von Sprachbefehlen hat lange Zeit nichts daran geändert, da diese in der Vergangenheit oftmals langsam und umständlich waren.

Auf der CES 2016 hat man bei BMW den Mobilitätsassistent BMW Connected vorgestellt, der die altbekannte Bedienungen um einen Sprachassistent erweitert hat, der nicht nur deutlich besser auf natürlich gesprochene Befehle reagiert hat, sondern mit der Gestensteuerung auch erstmals die Ausführung von Funktionen ermöglicht hat, ohne dass man etwas dafür anfassen muss.

Zu der CES reißt man die letzte Barriere bei der Interaktion mit dem Auto ein.

BMW Natural Interaction – die nächste Entwicklungsstufe

Die im Auto integrierte Blickerkennung ermöglicht völlig neue Möglichkeiten, auf die Bedürfnisse und Wünsche des Fahrer einzugehen.

In Zukunft muss der Nutzer nicht mehr erst spezifische Kommandos in verschieden Modalitäten mühsam erlernen. Das Fahrzeug wird in der Lage sein über die Kombination von akustischen und visuellen Informationen von verschiedenen Sensoren die Wünsche des Nutzers zu interpretieren, in dem sie den Kontext aus Fahrsituation, Zeit, Ort sowie Fahrzeugsignalen berücksichtigt.

Die Interaktionsweise ähnelt dem zwischenmenschlichen Dialog, bei dem auch der Blick deutlich macht, wer oder was angesprochen beziehungsweise gemeint ist. Mithilfe eines nachfolgenden Kommandos per Sprache oder Geste startet anschließend die gewünschte Interaktion mit dem anvisierten Objekt.

Das System erkennt auch, ob die Blicke auf ein Element im Innenraum oder im Außenbereich des Fahrzeuges gerichtet sind. Eine zentrale Rolle für die Interaktion mit Elementen außerhalb des Fahrzeugs spielt das Panorama Head-Up-Display, dass sich wie eine Windschutzscheibe über die komplette Breite der Front erstreckt.

Damit entsteht eine überdimensionale Argumented-Reality-Bedienoberfläche. Der normale Blick aus dem Auto wird mit einer zweiten digitalen Informationsebene überlagert, die situativ zusätzliche Informationen auf der Frontscheibe einblenden kann.

BMW i Interaction EASE – vom Konzept auf die Straße

Der auf der CES gezeigte Demonstrator ist absichtlich noch sehr abstrakt gehalten. Die Art der Interaktion die mit dem EASE System möglich sein wird erinnerst schon sehr stark an das, was wir sonst nur aus Sci-Fi-Geschichten kennen.

Damit so ein System auf der Straße funktioniert, müssen nicht nur die technischen Gegebenheiten im Auto geschaffen werden, sondern auch die Infrastruktur muss diese Funktionen unterstützen.

Besonders zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist der Ausbau der 5G-Netze. Denn durch die 5G-Vernetzung ist das Auto in der Lage, die benötigten Informationen zu den umliegenden Gebäuden, Geschäften und anderen Objekten während der Fahrt entsprechend schnell zu aktualisieren und einzublenden.

 

Erste Funktionen im BMW iNEXT

Die ersten Funktionsumfänge der BMW Natural Interaction werden im BMW iNext verfügbar sein, der Mitte 2021 auf die Straße rollen soll.

Besonders erwähnenswert in dem Zusammenhang sind die geplanten Modi, die die Stimmung im Wagen anpassen und je nach Auswahl die angezeigten Informationen verändern. Geplant sind für den Anfang der Explore-, Entertain- und Ease-Modus.

Im Explore-Modus rückt die Umgebung außerhalb des Fahrzeugs in den Fokus, der BMW Intelligent Personal Assistant kann mithilfe von Augmented-Reality-Technologie für den Fahrgast relevante Informationen auf dem Display und gleichzeitig in der Sichtachse passgenau über die reale Welt legen. Dabei werden auf Wunsch zusätzliche Infos oder Interaktionsmöglichkeiten mit der näheren und auch weiteren Umgebung angezeigt. Ein fokussierter Blick auf die Einblendung und weiterführende Informationen erscheinen auf dem Display. Um noch eine Interaktionsebene tiefer einzutauchen, reichte eine bestätigende Geste.

Im Entertain-Modus steht das Erlebnis im Fahrzeug im Vordergrund. Die Außenwelt wird durch die abgedunkelten Seitenflächen ausgeblendet und auf dem Panorama Head-up-Display können beispielsweise Filme angesehen werden. Die dort gezeigten Inhalte werden durch ambiente Beleuchtung im Innenraum wie auf einer Bühne in Licht und Farbe erweitert und erlauben ein völliges Eintauchen in das mediale Erlebnis.

Im Ease-Modus verwandelt sich das Fahrzeug in einen Ort der Ruhe und Entspannung. Durch eine Berührung des intelligenten Materials nimmt der Sitz die sogenannte Zero-Gravity-Position ein und gibt dem Fahrgast das Gefühl, beinahe zu schweben. Der BMW Intelligent Personal Assistant dunkelt das Panorama Head-up-Display ab, macht die Seitenflächen intransparent. Eine Lichtinszenierung taucht den Innenraum in ein beruhigendes Licht und eine entsprechende Soundinszenierung taucht den Raum in eine angenehme Klangwelt. Während der Explore-Modus ein Modus ist, bei dem der Fahrer noch selbst am Fahren ist, sind der Entertain- und Ease-Modus eher für Szenarien gedacht, bei denen man gefahren wird.

Natürlich denken wir dabei unmittelbar wieder an autonom fahrende Autos, aber wann die Technik ausgereift und vor allem auf der Straße zugelassen ist steht noch in den Sternen.

Aber es gibt bereits heute ein Szenario, das wir täglich im Straßenverkehr sehen und bei dem sich alle drei gezeigten Funktionen darstellen lassen.

BMW i3 Urban Suite – der erste Schritt

Seit sieben Jahren ist der BMW i3 Aushängeschild und Ikone zugleich wenn es um die Ambitionen von BMW im Bereich der Elektromobilität geht.

Auf der CES hat man jetzt die BMW i3 Urban Suite Variante vorgestellt. In dieser Variante wurde der komplette Innenraum bis auf den Fahrersitz und das Dashboard umgestaltet. Der Fokus lag dabei auf das Mobilitätserlebnis für den Fahrgast der sich in einem Innenraum wiederfindet der mehr an ein Boutique Hotel als an ein Auto erinnert.

Das Ziel war es, einen Ort des Wohlfühlens zu schaffen, in der man als Fahrgast relaxt, das Boardentertainment genießt oder das entspannte Ambiente zum Arbeiten nutzt.

Die Coachdoors des i3 erlauben einem entspannten Zutritt zu dem großzügig auf den Fahrgast angepassten Innenraum.

Da in dem Elektrofahrzeug auf den Beifahrersitz verzichtet wurde, gestaltet sich die Beinfreiheit für den Fahrgast mehr als großzügig. Diese kann durch die elektrisch verstellbare Fußauflage sogar noch erweitert werden.

Für eine besonders entspannte und komfortable Fortbewegung darf es an den Verstaumöglichkeiten nicht mangeln. So findet der Fahrgast im BMW i3 Urban Suite unter anderem Kleiderbügel für Jacke, Sakko oder Mantel vor, eine Ablage für Tasche oder Laptop zwischen Holztisch und Fahrersitz sowie zwei Thermo Cup Holder in der Mittelkonsole, die Getränke wahlweise wärmen oder kühlen können.

Für optimales Arbeiten oder Entertainment klappt auf Wunsch ein Display aus dem Dachhimmel. Es dient entweder als Erweiterung der mitgebrachten Smart Devices oder als Entertainmentsystem mit Inhalten von Amazon Fire TV.

An mehrere Stellen im i3 Urban Suite sind Stromsteckdosen untergebracht, die sicherstellen, dass jedwedes Endgerät des Passagiers ausreichend mit Energie versorgt wird. Fahrer und Fahrgast sind als Ausdruck einer offenen und freundlichen Beziehung nicht physisch voneinander abgetrennt. Für die nötige Diskretion liegt das Display jedoch außerhalb des Sichtbereichs des Fahrers.

Auch die Entertainment-Möglichkeiten sind im BMW i3 Urban Suite vielfältig. Amazon Fire TV zeigt wie Audio- und Streaming Entertainment für Mitfahrer auf der Rückbank in Zukunft aussehen könnte inklusive der Steuerung jener Inhalte über Alexa. Diese Integration zeigt, wie solche Formate und Inhalte in Zukunft aussehen könnten und welche Möglichkeiten sich dadurch bieten — vor allem auch in Hinblick auf zukünftiges autonomes Fahren der Level 4 und Level 5.

Mitfahrt BMW i3 Urban Suite

Aber auch in der jetzigen Bauform erlaubt der BMW i3 Urban Suite schon einen guten Blick auf zukünftig denkbare Innenraumkonzepte. So kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dieser Wagen auch jetzt schon Anklang als eine Taxi-Alternative finden könnte.

Für die CES hat BMW 20 i3 zu der Urban Suite Variante umgebaut. Per spezieller App können Messebesucher eine Fahrt in Las Vegas buchen. Ich werde natürlich auch die Gelegenheit nutzen und eine Fahrt im i3 Urban Suite machen.

Sobald ich die Gelegenheit dazu gehabt habe, werde ich den Artikel mit Bildern und Videos von der Mitfahrt Updaten.

BMW auf der CES 2020: Mehr als nur Konzepte

Die Teilnahme als Aussteller auf der CES zeigt, dass man bei BMW nicht nur an das reine Bauen von Autos denkt, sondern auch aktiv an Technologien die auch andere Mobilitätsbereiche betreffen entwickelt.

Das Motto von BMW ist „Act like a start-up – deliver like a grown-up”. Der iNEXT wird wahrscheinlich das erste Fahrzeug eines Premiumherstellers sein, bei dem die 5G-Technologie bereits an Bord ist. Das Verbauen eines 5G-Modems ist wahrscheinlich an sich keine besondere Herausforderung, sondern die sinnvolle Integration und Nutzung der Möglichkeiten macht den Unterschied.

Die neue Generation der Telematik-Komponente mit 5G-Technologie wird in Zusammenarbeit mit HARMAN Samsung entwickelt und von der BMW Group selbst in die neue Bordnetzarchitektur integriert. Gerade im Bereich autonomes Fahren und Sicherheit wird 5G auch noch mal weitere Vorteile bieten, die wir in einem separaten Artikel noch mal betrachten.

Gut gefällt mir, dass man bei den von BMW gezeigten Technologien davon ausgehen kann, dass diese auch in einer absehbaren Zeit tatsächlich auf die Straße kommen, oder wie im Fall von der BMW i3 Urban Suite schon fahren.

Damit ist man definitiv schon einen kleinen, aber wie ich finde entscheidenden Schritt weiter, als einfach nur ein futuristisches aber unrealistisches Konzeptfahrzeug zu zeigen.

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Mark Kreuzer