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Porsche 911 – AMG GTC Roadster – BMW M850xi – Der große Cabrio Vergleich

geschrieben von Mark Kreuzer

Manchmal gewinnt eine Story eine Eigendynamik, die man vorher gar nicht so absehen konnte. Angefangen hat alles damit, dass ich nur die „Roads by Porsche“-App für iOS testen wollte.

Ein paar Wochen später stehe ich auf einmal mit dem Porsche 911 Carrera 4S Cabrio, dem BMW M850i xDrive Cabrio und dem Mercedes AMG GTc Roadster gleichzeitig da und versuche mich daran, drei Autos miteinander zu vergleichen, die zwar auf den ersten Blick ähnlich sind, sich aber bei genauem Hinblick dann doch wieder unterscheiden.

Falls ihr es nicht schon längt gemacht habt, dann holt euch schon mal was Popcorn und schaut euch später das Video zu den drei Wagen an, welches ich hier schnellstmöglich einbinden werde. Dort habe ich eigentlich schon das meiste gesagt, was es zu sagen gibt.

Bis dahin lest schon mal diesen Artikel, in dem ich eigentlich nur noch mal ein paar Daten, Zahlen und Fakten sowie Besonderheiten zusammenfasse.

Porsche 911 – BMW M850i – AMG GTC ist ein Vergleich sinnvoll?

Wenn ihr mich fragt wie es dazu gekommen ist, gerade genau diese drei Autos zu testen, dann möchte ich euch an meinen KRAMKR Podcast verweisen, denn da gehe ich genau ein wenig auf diese „Behind The Scenes“ Fragen ein.

Wenn die drei Autos so nebeneinander stehen, ist ein Vergleich gar nicht so abwegig. Denn sowohl vom technischen als auch vom preislichen Aspekt bewegen sie sich nah beieinander. Wenn man aber die Gelegenheit hat, die Autos was länger zu fahren, merkt man dann doch einige Unterschiede.

Zu jedem Auto wird es noch mal einen eigenen ausführlichen Artikel geben. Irgendwo muss man aber mal anfangen, deshalb möchte ich im Folgenden die drei Autos kurz vorstellen und die jeweilige Besonderheit, die mir beim direkten Vergleich aufgefallen sind ,hervorheben.

Porsche 911 Carrera 4S – Das Skalpell

Ich würde behaupten, dass es kaum ein anderes Auto auf der Welt gibt, bei dem die Leute bereits an der Silhouette auf den ersten Blick erkennen, um welchen Wagen es sich handelt.

Ich hatte die Gelegenheit, Anfang des Jahres als einer der ersten Journalisten weltweit bei der Premiere die neue 992 genannte Generation des 911er zu fahren. Bei dem Event damals habe ich mich vor allem auf den Wet-Mode konzentriert.

In kurz: es handelt sich dabei um ein Assistenzsystem, das zuverlässig eine nasse Fahrbahn detektiert, den Fahrer drauf hinweist und mit einem speziellen Regelsystem für ein großes Plus an Sicherheit sorgt und das Fahrerlebnis trotzdem nicht einschränkt.

Fahrerlebnis ist das perfekte Stichwort für den 911er, besonders wenn man noch das Attribut sportlich hinzufügt.

Ich habe mich immer gefragt, woher dieser Mythos des Sportwagen 911er herkommt. Das oben erwähnte Fahrevent in Valencia hat mir einen sehr kurzen ersten Eindruck verschafft, aber nachdem ich den Wagen etwas länger fahren konnte, kann ich es endlich nachvollziehen.

Porsche hat mehrere Apps im Appstore. Durch Zufall bin ich auf die „Roads by Porsche“-App gestoßen. In dieser App findet man verschiedene Routen, die teilweise von Porsche oder von anderen Nutzern hinterlegt wurden, zum selber Nachfahren.

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Zu der App selbst wird es noch mal einen eigenen Artikel geben. An dieser Stelle möchte ich nur erwähnen, dass die Wine & Wild West Tour dafür gesorgt hat, dass ich mich ein wenig in den Porsche 911er verliebt habe.

Fahrbericht Porsche 911 Carrera 4S

Der von mir getestete 450 PS Starke Carrera 4S war auf Sport getrimmt. Als Individualausstattung mit an Bord waren unter anderem:

  •  Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC)
  •  Hinterachslenkung
  •  Sportabgasanlage
  •  Sport Chrono Paket inkl. Mode-Schalter und Porsche Track Precision App
  •  PASM Sportfahrwerk (-10mm)

Damit gelingt dem Porsche 911 Carrera 4S der Sprint von 0-100 km/h in 3,6 s. Mit dieser Zeit ist er der Schnellste in dem Trio. Dabei ist diese Zeit in meinen Augen eigentlich mehr ein Symbol, denn sie sagt wenig darüber aus, ob ein Auto wirklich sportlich ist oder nicht. Als Beispiel sei hier nur kurz der von mir kürzlich angetestete Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid genannt, der den gleichen Sprint in nur 3,8 s bringt.

Beschleunigen macht in einem Sportwagen immer Spaß, aber der Porsche 911 Carrera 4S zeigt sein volles Potential, sobald es auf eine kurvige Landstraße geht. Ich will dem später folgenden Artikel nicht zu sehr vorgreifen, aber das im Porsche 911 erlebte Fahrverhalten ist mit nichts vergleichbar, was ich bisher in einem Auto erfahren durfte.

Der Wagen lässt sich so präzise auch durch die schnellsten Kurven steuern und bleibt dabei vom Fahrwerk her immer so gut auf der Straße, dass ich mehrmals geglaubt habe, der Wagen und ich gehen eine symbiotische Beziehung ein, bei der Hirn und Reifen direkt miteinander verbunden sind. In Gedanken habe ich die Linie auf der Straße gesehen und der Porsche fährt sie präzise wie ein Schnitt mit dem Skalpell nach.

Sobald man den Porsche 911 sportlich fährt, fühlt sich dieser voll in seinem Metier. Er vermittelt gerade beim sportlichen Fahren auch eine sehr große Sicherheit.

Wenn man den Wagen hingegen länger im Alltag bewegt, wünscht man sich dann doch hin und wieder ein wenig mehr Fahrkomfort — zumindest im Fahrwerk.

Was die technische Ausstattung und das Infotainment-System angeht, bleiben kaum Wünsche offen. Dazu werde ich aber noch mal wie eingangs einen eigenen ausführlichen Artikel machen, denn gerade das PCM-System, das wir bereits vor einiger Zeit im Panamera testen konnten, wurde noch mal um einiges besser. In der neuen Version ist es definitiv eins der besten Systeme zurzeit auf dem Markt und daher macht ein eigener ausführlicher Artikel hier durchaus Sinn.

Mercedes AMG GT C Roadster

– Die Kettensäge

Der AMG GT C Roadster ist meiner Meinung nach der auffälligste Wagen in dem Trio. Als einziger reiner Zweisitzer sind die Proportionen des Wagens deutlich unterschiedlich. Unter der langen Motorhaube ist der V8 Bi-Turbo mit 557 PS hinter der Vorderachse verpflanzt. Was ihn technisch gesehen zu einem Mittelmotor-Wagen macht. Das Cockpit selbst sitzt wie ein Handschuh und der Kofferraum spielt in der Gesamtform des Wagens nur eine untergeordnete Rolle.

Wir hatten die Gelegenheit, den neusten GT C Roadster zu fahren, der dank 2019er Modellpflege im Innenraum auch ein 12,3 Zoll großen voll digitalen Tacho spendiert bekommen hat. Das 10,25 Zoll große Infotainmentsystem lässt sich nun auch über die für Mercedes typischen Touch-Knöpfe am Lenkrad steuern, ist aber leider noch nicht mit dem neuen MBUX System ausgestattet.

Ein schönes Feature sind die mit kleinen digitalen Displays versehenen Tasten auf der Mittelkonsole, mit der verschiedene Settings eingestellt werden können.

Da der AMG GT C Roadster nicht das neuste MBUX an Board hat, werde ich auf das System an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

Fahrbericht AMG GT C Roadster

Ich will ganz offen mit euch sein: Der AMG GT C Roadster hat mich ein wenig eingeschüchtert. Damit meine ich jetzt nicht das Design des Wagens, sondern das Fahrverhalten.

Der Wagen ist für mich ohne jede Frage ein Sportwagen, aber einer für fortgeschrittene. Natürlich bin ich mit dem Wagen auch sportlich gefahren, aber anders als im Porsche hatte ich bei dem AMG immer das Gefühl, der Wagen kann noch viel mehr, aber ich traue mich nicht wirklich dran.

Das gilt zumindest auf der Landstraße. Auf der Autobahn fährt sich der GT C mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit, wie man es bei einem Wagen, der die Bezeichnung Grand Tourismo im Namen trägt, erwartet. Die Höchstgeschwindigkeit von 304 km/h, die elektronisch begrenzt wurde, ist kein theoretischer Wert, sondern einer, der gefühlt immer wenn gewünscht schnell erreichbar ist. Gerade auf der Autobahn sorgen die 107 PS extra gegenüber dem Porsche dafür, dass er im Zwischenspurt gefühlt mehr Biss hat.

Das Grand-Touring-Erlebnis wird im GT C auch durch die tiefe und geschützte Sitzposition verstärkt. Anders als beim Porsche oder beim BMW braucht der GT C kein großes Windschott, um auch bei hohen Geschwindigkeiten geschützt zu sitzen.

Eine Besonderheit des GT C ist auf jeden Fall die Vielzahl an Einstellmöglichkeiten. Denn neben Comfort gibt es Sport, Sport Plus, Race und Individual Fahrmodi, die sich deutlich voneinander unterscheiden und so ein Fahrerlebnis ermöglichen, das möglichst gut zu den Wünschen des Fahrers passt.

Intressant fand ich die Tatsache, dass der GT trotz Competition-Paket eine ordentliche Langstrecken-Tauglichkeit hatte.

Ich bin mir sicher, der ein oder andere wird meinen Vergleich mit einer Kettensäge schwierig finden, aber ich will versuchen es zu erklären.

Eine Kettensäge ist laut, kraftvoll und macht, wenn jemand damit hantiert, Eindruck und Respekt. In den Händen des richtigen Benutzers kann sie zu mehr als nur zum Bäumefällen benutzt werden. Ein begabter Bediener ist in der Lage, mit einer Kettensäge aus einen Baumstumpf eine Skulptur herauszuschnitzen.

BMW M850i xDrive – das Multitool

Der M850i hat von BMW-Puristen einiges an Gegenwind bekommen. Denn ein M vor der Modellnummer bleibt eigentlich nur den Wagen vorbehalten, die auch einen von der Motorsport-Abteilung weiterentwickelten Motor bekommen haben. Dabei ist der V8 mit 530 PS alles andere als untermotorisiert. Aber im Vergleich zu dem Porsche und AMG merkt man bereits beim Einsteigen an den bequemen Sitzen, dass der Fokus des Wagens nicht direkt in Richtung Sportlichkeit geht. Ich denke, für das volle Sportlichkeitsprogramm behält man sich bei BMW den M8 Competition in der Hinterhand.

Der BMW M850i ist damit im Test der Allrounder, obwohl auch er den Sprint von 0-100 km in 3,9 Sekunden schafft.

Beim Blick in den Innenraum sieht man auch sofort, dass es nicht um spartanische Sportlichkeit geht. Der getestete M850i war mit fast allem an Technik ausgestattet, was das Herz begehrt.

In dem Zusammenhang sei auch besonders der BMW Driving Assistant Plus hervorgehoben, der auf der Autobahn einen so guten Job macht, dass Langstrecken mit dem BMW im Flug vergehen.

Ich weiß nicht, wie euer Alltag aussieht, aber meiner hat im Fahrprofil auch immer wieder längere Strecken drin, wo das eigentliche aktive Autofahren nicht unbedingt ein Highlight ist. Und damit meine ich nicht nur, wenn man im Stau steht, sondern auch, wenn man einfach auf der Autobahn zur Rush Hour unterwegs ist.

Der BMW M850i nimmt einem gerade in diesen Situationen einiges an Arbeit ab und unterstützt den Fahrer durch aktives Lenken und Abstand halten, dass die sanfte Erinnerung daran, dass man als Fahrer trotzdem dem Fahrgeschehen aktiv folgen muss, wirklich sinnvoll ist. Denn das System funktioniert so gut, wie ich es sonst nur aus dem Tesla kenne — dank Kamera mit Aufmerksamkeitsassistent im Tacho und sensiblen Sensor am Lenkrad, durch den der BMW aufpasst, dass ihr dem Fahrgeschehen zumindest folgt.

Bowers & Wilkins Diamond Surround System mit 3d-Sound – Was ein Klang

Die Zeit, in der der Wagen euch beim Fahren unterstützt, könnt ihr zum Beispiel ausgezeichnet dazu nutzen, eure Lieblingsmusik in einer unglaublich tollen Qualität zu hören.

Der M850 ist nicht der erste BMW mit B&W Diamond Surround System. Das System wurde zuerst im 5er vor bereits einiger Zeit vorgestellt. Tatsächlich hatte ich aber jetzt zum ersten mal Zeit, dem System über längere Zeit mein Ohr zu leihen.

Die Beschreibung von Klang ist immer schwierig. Aber im Vergleich zu dem Porsche, der mit einer Bose und dem Mercedes, der sogar ein Burmester-System im Wagen verbaut hatte, ist mir das B&W System vom BMW aber besonders aufgefallen.

Gerade im Cabrio nimmt man bei steigender Geschwindigkeit in der Regel von der Musik immer weniger wahr, bis irgendwann bei sehr hoher Geschwindigkeit nur noch ein Brei von Musikfrequenzen ans Ohr durchdringt.

In dem BMW hingegen hatte ich das Gefühl, das es eigentlich egal war, wie schnell man unterwegs war und egal, ob das Dach auf oder zu war und man immer einen tollen Klang hatte.

Tatsächlich hatte ich mir auf einer der Schnellspeichertasten im BMW den Klang als Option hinterlegt, denn je nach Musik, die ich gerade gehört habe, habe ich gerne den Modus zwischen Studio, Konzertsaal oder On-Stage gewechselt und war jedes Mal wieder beeindruckt, wie der Klang sich verändert hat und das Musikerlebnis spürbar gesteigert hat.

Fahrbericht BMW M850i xDrive Cabrio

Das Motto von BMW lautet ja Freude am Fahren. Der M850i verkörpert es für mich so sehr wie noch kein anderer BMW, den ich bis jetzt gefahren bin. Die Spreizung zwischen komfortablem und sportlichem Fahren gelingt ihm hervorragend.

Zu dem Klang von B&W Soundsystem habe ich mich bereits ausführlich geäußert, in dem Zusammenhang möchte ich aber auch noch mal an den eigentlichen Klang des V8 eingehen. Dieser klingt besonders im Sport Plus Modus unglaublich gut. Tatsächlich macht er aber so einen Radau, dass man ihn in der Ortschaft eher schon mal wieder zurück auf Komfort schaltet, weil er das Blubbern wirklich nach jeder Entlastung des Gaspedals deutlich vernehmbar durchexerziert.

Im direkten Vergleich zum Porsche und AMG merkt man natürlich sofort, dass der Wagen schwerer und dadurch auch ein wenig behäbiger ist. Aber tatsächlich spielt das wahrscheinlich bei der Gesamtbetrachtung keine so große Rolle. Natürlich lässt sich der Porsche 911er sportlicher bewegen — hat man deswegen beim BMW weniger Freude am Fahren nur weil man etwas langsamer unterwegs ist? Meine Antwort lautet: Nein!

Die bereits beschriebenen Fahrhilfen und das wirklich gut gelungene neue BMW OS7 mit dem BMW Connected machen den BMW zu einem hervorragenden Gesamtpaket.

Vergleich Porsche 911 VS AMG GTC Roadster VS BMW M850xi – wer gewinnt?

Bei Autos, gerade bei so sportlichen, will man ja wissen, wer das Rennen gewinnt. Ich persönlich tue mich sehr schwer mit der Frage. Den das Rennen, welches wir „Leben“ nennen, ist kein Rundkurs, sondern ein langer und oftmals sehr kurvenreicher Weg mit wechselnden Streckenprofilen.

Eins steht fest. Mit allen drei Wagen kann man, wenn man das nötige Kleingeld hat, an den Start gehen. Egal, für welchen Wagen man sich auch entscheidet, man kann bei diesen drei Wagen keine schlechte Wahl treffen.

Tatsächlich glaube ich ist die Entscheidung, welchen Wagen man am besten findet, hoch subjektiv und von dem jeweiligen Fahrer abhängig. Natürlich könnten wir versuchen, irgendwelche Daten zu messen, um daran festzumachen, welcher Wagen der beste ist.

Meiner Meinung nach ist eine objektive Antwort hier aber schwer. Es ist ein wenig wie mit einem Intelligenztest, der nur die logische Intelligenz misst. Er hat wenig Aussagekraft darüber, wie gut man das Leben meistert.
Für mich steht fest, alle drei Autos sind hochbegabt haben aber unterschiedliche Stärken.

Der Porsche 911 ist für mich gefühlt der, den ich am sportlichsten fahren konnte und dabei eine Menge Fahrspaß hatte. Der AMG GT C Roadster hat mir am häufigsten ein dickes Grinsen auf das Gesicht gezaubert und gleichzeitig doch auch immer mal wieder Respekt eingeflößt. Im BMW M850i hatte ich die meiste Zeit wörtlich die „Freude am Fahren“ und nicht nur, wenn ich gerade sportlich unterwegs war.

Ich tue mich wirklich schwer meinen persönlichen Favoriten zu finden, nachdem ich die Chance hatte alle drei Wagen ausgiebig zu fahren. Wie ist das bei euch, fällt es euch leichter, euch für einen Wagen zu entscheiden?

Über den Autor

Mark Kreuzer