So ganz haben sich die Wogen nach dem bentgate-Trubel um das Apple iPhone 6 Plus noch nicht geglättet, für die Computerbild scheint die Geschichte zudem noch ein besonderes Nachspiel zu haben: Nach einem kritischen Video soll es keine Testgeräte und Einladungen mehr aus Cupertino geben.
Auch, wenn offiziell aktuell nur denkbar wenige Exemplare des iPhone 6 Plus tatsächlich beanstandet wurden: Die bentgate-Geschichte um die leicht zu verbiegenden Phablets von Apple scheint immer noch nicht so recht zur Ruhe zu kommen. Neues Öl ins Feuer gießt jetzt die Computerbild mit einem offenen Brief an Apple, aber der Reihe nach:
Die Computerbild hat sich auch eingereiht in die Berichterstatter zum iPhone 6 Plus und ein entsprechendes Video veröffentlicht. Darin hat man sich ziemlich kritisch zur Verarbeitungsqualität des iPhone 6 Plus geäußert und demonstriert, dass mit relativ wenig Kraftaufwand ein Gerät verbogen werden konnte, während das bei einem Galaxy Note 3 nicht der Fall war.
In der Folge muss nun ein Telefonat zwischen einem Mitarbeiter der für Apple zuständigen deutschen PR-Agentur und Computerbild-Redakteur Axel Telzerow stattgefunden haben, in dessen Verlauf klar gemacht wurde, dass es für Vertreter des Springer-Verlags weder weitere Einladungen zu Events noch Testgeräte geben wird. Telzerow kommunizierte das – mit seiner Meinung dazu versehen – via Twitter:
#Apple-Reaktion zu #Bentgate @COMPUTERBILD wird nicht mehr zu Events eingeladen und bekommt auch keine Testgeräte mehr. #Kindergarten
— Axel Telzerow (@CB_Telzerow) 26. September 2014
Apple genießt den Ruf, sich in Sachen PR eher arrogant zu verhalten – dieses Telefonat, wenn es denn exakt so stattgefunden hat, würde diese Arroganz nochmals unterstreichen. Mein Mitleid für die Computerbild hingegen hält sich jetzt auch eher in Grenzen: Ich habe die Springer-Presse nie wirklich als seriöse Berichterstatter mit technischem Anspruch wahrgenommen, stattdessen hatte ich das Gefühl, dass hier Apple-Fans berichten und nicht Technik-Redakteure.
Da will es auch nicht so richtig ins Bild passen, dass man sich jetzt als eine Art Märtyrer inszeniert und dazu als Instrument einen offenen Brief an Tim Cook gewählt hat. Darin heißt es u.a.:
Lieber Herr Cook – stellen Sie sich so den Umgang mit kritischer, unabhängiger Presse vor? Glauben Sie ernsthaft, wir würden uns von Ihrem Liebesentzug einschüchtern lassen?
Ich bin ziemlich sicher, dass man da jetzt nicht die ganz große Bühne hätte suchen müssen, um publikumswirksam den großen Tim Cook anzurufen. Normalerweise klären wir solche Dinge in der Kommunikation mit den jeweiligen Unternehmen oder deren Agenturen im Stillen und fahren damit bei weitem besser. Ich will auch irgendwie die Jubel-Arien, die ich aus der Bild-Zeitung bezüglich Apple-Produkten gewohnt bin, nicht mit dieser kritischen Berichterstattung zusammenbekommen, von der im offenen Brief die Rede ist.
Dennoch ist Apple meines Erachtens schwer auf dem Holzweg, wenn man glaubt, so weiter verfahren zu können. Es wird dem Unternehmen nicht gut tun, wenn zunehmend mehr Technik-Fans das Gefühl bekommen, dass in der Presse nur positive Berichterstattung geduldet wird. Dazu muss übrigens noch ergänzt werden, dass das iPhone 6 Plus absolut positiv von der Computerbild bewertet wurde.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass man in Cupertino von dieser Kommunikation zwischen deutscher Agentur und Computerbild gar nicht viel mitbekommen hat und sich die Geschichte anders aus der Welt hätte schaffen lassen. Jetzt steht da dieser offene Brief im Raum und Apple muss irgendwie reagieren – oder auch nicht. Für meinen Geschmack hat Apple wieder einmal seine Arroganz gegenüber der Presse unterstrichen und die Computerbild spätestens mit dem offenen Brief verhindert, dass man mal ganz unerwartet ein paar Sympathiepunkte macht.