Während einige Nutzer es kaum abwarten können, dass Netflix in Deutschland startet, will man bei Vivendi – dem Konzern hinter Watchever – dem Wettbewerb mit dem US-Unternehmen angeblich ausweichen. Laut der französischen Finanz-Zeitschrift „Les Échos“ plant Vivendi bereits den Verkauf von Watchever. Grund seien unter anderem die hohen Verluste, alleine im ersten Quartal 2014 21 Millionen Euro.
66 Millionen Euro kosteten im vergangenen Jahr Betrieb von und wohl vor allem das Marketing für Watchever – wobei das Marketing wohl durchaus erfolgreich war, immerhin 7 bis 10 Millionen Stunden Videostreams sollen es laut Watchever-Chef Stefan Schulz im Dezember gewesen sein. Auf der anderen Seite kamen aber nur 12 Millionen Euro Umsatz zusammen. Es wurde also jede Menge Geld investiert ganz ohne Konkurrenz durch Netflix.
Netflix zieht dagegen mit riesigem Getöse für vergleichsweise wenig Geld auf den deutschen Markt. Die Marke ist hier bekannt und ein einziger Tweet (und sicherlich etwas PR-Arbeit im Hintergrund) reichte aus, dass gefühlt jedes Medium den anstehenden Deutschland-Start von Netflix mindestens angekündigt, teilweise regelrecht bejubelt hat. Dabei steht noch nicht mal fest, wie umfangreich das Angebot von Netflix in Deutschland überhaupt ausfallen wird.
Aber nicht nur der zukünftige Mitbewerber von Watchever dürfte den Betreibern zu schaffen machen, auch Amazon könnte mit seinem Video-on-demand-Dienst den einen oder anderen Kunden gewonnen haben, gerade bestehende Prime-Kunden dürften sich die Frage gestellt haben, ob es mit dem neuen Amazon-Dienst wirklich noch notwendig ist, ein Watchever-Abo zu haben.
Schade wäre es um Watchever meiner Meinung nach in jedem Fall, egal wer sich unter Umständen den Dienst einverleibt. Besonders traurig wäre es natürlich, wenn Netflix oder Amazon hier zuschlagen würden, wäre es doch nur wieder ein weiterer europäischer Dienst, der am Ende von einem US-Konkurrenten geschluckt würde. Aber verständlich wäre es aus Sicht von Vivendi natürlich: Auch ohne die Konkurrenz durch Netflix scheint es noch ein weiter Weg raus aus der Verlustzone zu sein und mit dem Markteintritt von Netflix müsste sicherlich noch einiges an Geld ins Marketing gesteckt werden. Irgendwann muss ein Unternehmen aber mal Gewinn machen und es sieht wohl nicht danach aus, als würde das bei Watchever auf absehbare Zeit der Fall sein.