Die Diskussion rund um die Kriterien für den Aufbau des 5G-Netzes zieht sich bereits über Wochen dahin. Die Zukunft des mobilen Internets wurde dabei auch häufig öffentlich besprochen, neben der Bundesnetzagentur äußerten sich außerdem einige Politiker dazu. Auch wir bei Mobile Geeks haben unsere Bedenken zu den ersten Vorschlägen geäußert, vor zwei Wochen gab es dann erste Anzeichen für relevante Verbesserungen des ersten Entwurfs.
Am Ende geben sich die Sprecher der Verbände positiv. „Auch wenn nicht alle Forderungen des Beirates umgesetzt wurden, ist der Plan sowohl von der Quantität als auch von der Qualität her ein wichtiger Sprung nach vorne“, sagte der Vorsitzende des Beirates, Joachim Pfeiffer. Das Gremium setzt sich aus 32 Personen zusammen, eine Hälfte aus dem Bundestag, die andere aus Vertretern der Bundesländer.
Viele der neuen Vorschläge der vergangenen Wochen wurden dabei umgesetzt. Weiterhin hält man an dem Ausbauziel von 98 Prozent Abdeckung fest. Bis Ende 2022 sollen die Haushalte dann mit mindestens 100 Mbit/s versorgt werden. Dass dafür kein neuer Standard benötigt werden würde, da auch LTE dies leisten kann, steht auf einem anderen Blatt.
Beschlossen wurde hingegen der Ausbau entlang von Autobahnen, Bundesstraßen und Bahntrassen. Die Diskussion rund um das nationale Roaming fand keinen Einfluss auf die Vergabekriterien. So werden die Anbieter nicht dazu gezwungen, ihre Netze für Mitbewerber zu öffnen – gerade in Landstrichen mit wenigen Kunden ist dies ein herber Nachteil und wird den Ausbau maßgeblich behindern.
Viele Fragen bleiben aber offen. Die kommende Versteigerung der Frequenzen ist nur das erste Puzzlestück beim Aufbau der neuen Mobilfunkgeneration. Bitkom-Präsident Achim Berg sagte: „Jetzt wird Spektrum bei 3,6 Gigahertz versteigert, das ist allerdings wegen ungünstiger Ausbreitungsbedingungen für die Flächenversorgung gänzlich ungeeignet. Anstelle von 60.000 Funkmasten braucht man im 3,6er-Band 800.000 Funkmasten, um 98 Prozent der Haushalte mit 5G zu versorgen.“ So müssen die neuen Masten im Abstand von ungefähr je einem Kilometer positioniert werden – dagegen bilden sich bereits die ersten Bürgerinitiativen.
Netze in niedrigeren Frequenzbändern würden über eine deutlich höhere Reichweite verfügen, in diesen Bändern sind aber andere Technologien im Einsatz. In Deutschland funkt beispielsweise DVB-T2 in diesen Bereichen – hier wird das Spektrum von 470 bis 690 MHz abgedeckt.
Auch andere Vertreter von Mobilfunkunternehmen zeigen sich kritisch. So Telefónica-Chef Markus Haas: „Jedoch sprengen die aktuell beschlossenen Vergabebedingungen sowie die politisch beabsichtigte gesetzliche Vorgabe eines Betreiber-Roamings den gültigen rechtlichen Rahmen und hemmen die erforderlichen Milliardeninvestitionen in einen schnellen weiteren Netzausbau.“
Am Ende wurde es ein Kompromiss, der für beide Seiten – die Kunden und die Anbieter – keinen wirklichen Gewinn darstellt. Während die Provider immerhin ihre Geschäftsmodelle gewahrt sehen, werden vor allem Kunden im ruralen Gebiet lange auf das wirklich schnelle Internet warten müssen, zumindest wenn sie nicht unmittelbar an einer Bundesstraße wohnen und in Zukunft potenziell von selbstfahrenden Autos umgeben sein könnten. Es wirkt, als hätte sich eine dritte Partei maßgeblich durchgesetzt: die Industrie. Während WLAN on Ice vielleicht jetzt tatsächlich Realität werden könnte, und Autohersteller sich Gedanken über autonome Autos machen dürfen, knirschen sowohl Konsumenten als auch die Netzanbieter mit den Zähnen.
Die Mobilfunkanbieter, die an der Versteigerung teilnehmen wollen, können nun bis zum Nachmittag des 25. Januar Zulassungsanträge stellen. Der Beginn der Auktion ist für das Frühjahr 2019 vorgesehen.
Auch bei Mobile Geeks Fernweh haben wir uns schon häufig mit 5G beschäftigt, erst gestern mit den notwendigen Rahmenbedingungen, die zum Erfolg des Netzes führen könnten.
Via ZDF