Apple ist für mich ein Paradebeispiel dafür, dass jede Medaille zwei Seiten hat: Da ist auf der einen Seite dieses Unternehmen, welches ganze Produktkategorien (neu-)erfindet und definiert, eine Stil- und Design-Offenbarung nach der nächsten vorstellt und sich mit technischem Gerät auf allerhöchstem Niveau über die Jahre das loyalste Fan-Volk um sich geschart hat, welches sich ein Konzern nur wünschen kann.
Dann ist da aber eben auch dieses andere Apple, welches eine Armee aus Anwälten beschäftigt, um selbst noch mit abstrusesten Ideen andere Firmen vor Gericht zu zerren und wegen allem zu verklagen, was einem in den Sinn kommt: Mal stört eine simple Software-Funktion wie das „Slide to unlock“, mal sind es die berühmt-berüchtigten abgerundeten Ecken am Smartphone und vieles mehr. Allein Samsung kann ganze Song-Zyklen singen über Apples Klagefreudigkeit.
Ganz paradox wird es meiner Meinung nach, wenn sich Apple dabei nicht gegen direkte Konkurrenten zur Wehr setzen möchte, sondern auf Firmen losgeht, die so gar nichts mit dem Konzern aus Cupertino zu tun haben. Da reicht dann schon, wenn jemand schlicht auch nur wagt, ebenfalls einen Apfel im Logo oder im Namen zu tragen – wie geschehen beim Familien-Café Apfelkind:
Am Bonner Café hat sich Apple übrigens die Zähne ausgebissen, auch wenn es Jahre dauerte. Das hält Apple aber nicht davon ab, seine Patent-Anwälte mit noch absurderen Anschuldigungen auf Unternehmen loszugehen. Das jüngste Beispiel ist jetzt die Klage gegen Pear Technologies. Das Unternehmen bietet Digital Mapping Software- und Dienste an und hat – passend zum Namen des Unternehmens – eine Birne als Logo.
Wenn eine Redensart besagt, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen soll, dann hat man die Rechnung zweifellos ohne Apples Patent-Anwälte gemacht, denn die haben dazu eine ganz andere Meinung. Man kann sie nicht nur miteinander vergleichen, es besteht sogar die Verwechslungsgefahr – seht selbst:
Um es noch ein bisschen einfacher zu machen ist der Schriftzug „Pear Technologies“ direkt auch Teil des Logos. Aber das reichte Apple noch längst nicht. Es geht hier nämlich darum, dass es zwar ein anderes Obst ist, allerdings mit einer ähnlich abstrakten Darstellung und einer ebenfalls „glatten, geschmeidigen, runden Silhouette der Früchte“. Markenrechtlich betrachtet ist beides das selbe, finden die Anwälte der Kalifornier.
Bereits 2014 – direkt nachdem Pear Technologies die Markenrechte fürs Logo beantragt hat, ist Apple auf die Barrikaden gegangen und (sorry für den fehlenden Spoiler-Alarm) hat in Europa beim Intellectual Property Office (EUIPO) tatsächlich Recht bekommen.
Damit darf Pear Technologies dieses Logo nicht nutzen, aber Apple wäre nicht Apple, wenn sie immer noch was auszusetzen hätten. Die Digital-Mapping-Experten haben nämlich noch ein anderes Logo aus dem Hut gezaubert und auch das ist aus Apple-Sicht dem angebissenen Apfel zum Verwechseln ähnlich. Nur, um sicherzugehen: Falls ihr es nicht direkt erkennen könnt – die Birne ist auf der linken Seite, der Apfel rechts:
Glaubt es oder nicht – auch in diesem Fall hat Apple gewonnen, im Artikel von The Register könnt ihr euch die PDFs zu beiden Urteilen herunterladen. Sorry, aber da setzt es bei mir dann echt irgendwann aus. Das mag meiner Unkenntnis im Markenrecht geschuldet sein, aber wenn mir Apple ein X für ein U vormachen möchte, bzw. erklären, dass man einen Apfel nicht mehr von einer Birne unterscheiden kann, dann möchte ich mich eigentlich nur noch hysterisch lachend auf dem Teppich hin und her rollen.
Nachdem ich das Gefühl hatte, dass die schlimmen Patent- und Marken-Kriege so langsam der Vergangenheit angehören, belehrt mich Apple wieder einmal eines Besseren und setzt nochmals einen drauf. Es ist erst zehn Uhr morgens – meinen WTF-Moment des Tages habe ich aber definitiv bereits erlebt. Was sagt ihr zu der Nummer?
via Futurezone.at