Letzte Woche habe ich von einer künstlichen Intelligenz berichtet, die mit einem Algorithmus die einprägsamsten Bilder erkennen kann. Auch heute soll es sich um einen intelligenten Algorithmus drehen und auch um Bilder. Allerdings geht es dieses Mal um eine Anwendung für Blinde. Per Smartphonekamera kann diese nämlich Objekte und Farben in Echtzeit identifizieren und sie mittels Sprachausgabe sogar benennen.
Wenn man in eine Stadt kommt, in der es kein akustisches Leitsystem für Blinde gibt, dann ist das schon ein Problem für jemanden der nicht sehen kann. Die neue App Aipoly macht diese Systeme aber ohnehin bald überflüssig. Sie erkennt mit der Handykamera bis zu drei Objekte pro Sekunde und teilt dem Nutzer alles, was in seiner Umgebung zu sehen ist, mit. Das wunderbare daran ist, dass die Anwendung dafür weder eine ständige Internetverbindung, noch eine lange Trainingsphase braucht.
Es wäre wunderbar für mich, beim Herumlaufen Straßenschilder erkennen zu können oder sogar die Möglichkeit zu haben, meine Umgebung einzuschätzen. Hey, was gibt es hier, auf was schaue ich gerade? Blinde Menschen denken nicht über die Dinge nach, die sie vielleicht sehen könnten, denn sie sind sich dieser Dinge nicht bewusst. Daher ist mir vielleicht noch gar nicht klar, auf wie viele Arten mir diese Erfindung hilfreich sein wird. Rob Turner, Präsident des Silicon Valley Council of the Blind
Bei dieser App hat man sich etwas von unserem menschlichen Gehirn abgeguckt. Die technische Grundlage ist ein künstliches neuronales Netzwerk aus dem Bereich des maschinellen Lernens. Dieses Netzwerk erkennt auf dem Kamerabild mithilfe des Algorithmus entscheidende Punkte an Objekten und verbindet sie daraufhin mit Begriffen aus einer Datenbank. Die Wörter werden auf dem Handybildschirm angezeigt, aber auch von einer Stimme laut vorgelesen. Aipoly kann zudem auch mehr als 900 Farbtöne erkennen und lässt sich somit nicht nur für Blinde, sondern auch für Farbenblinde gut einsetzten.
Ältere Algorithmen waren zwar schon in der Lage einzelne Gegenstände zu identifizieren, aber Aipoly soll in Zukunft auch Verbindungen zwischen ihnen herstellen können. So kann die App komplexe Szenerien verstehen und mehreren Objekten eine Beziehung zuordnen. Sehende können außerdem weiteren Dingen Begriffe zuordnen, wodurch Aipoly dazulernt und sich weiterentwickelt.
Natürlich können auch Sehende die Anwendung benutzen, beispielsweise um sich in fremden Ländern zurecht zu finden. Auch die Navigation von Robotern könnte mit der Objekterkennung verbessert werden und Aipoly könnte außerdem als Dolmetscher bzw. mobiler Sprachkurs dienen. Die App gibt es momentan nur im Apple Store kostenlos zum Download.
Quelle: magazin.intel