Während vergangene Woche mit Ghostbusters noch eine bekannte Marke in diesen Bereich einstieg, gab es auch eine überraschend andere Pokémon-Go-Kopie neu im App Store. Diese überrascht vor allem aufgrund ihrer Herkunft – sie stammt aus den Kreisen der römisch-katholischen Kirche.
Das Release zieht innerhalb der Organisation weite Kreise, so erhielt die Anwendung sogar den Segen des Papsts. Zu dem Projekt äußert sich Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga wie folgt:
In der Synode sprechen wir sehr über junge Leute und Technologie. Was junge Leute wollen, ist, Gospel und Technologie zu kombinieren und über diese Kanäle evangelisiert zu werden.
Das Projekt soll im Rahmen des Weltjugendtags im Januar 2018 entstanden sein. Bisher wird die Anwendung nur auf Spanisch für iOS und Android angeboten, weitere Sprachversionen sollen aber folgen. Die Vorarbeiten laufen offenbar schon deutlich länger – insgesamt soll die Entwicklung seit zwei Jahren betrieben werden. Das Budget liegt bei 500.000 US-Dollar, 32.000 Arbeitsstunden sollen investiert worden sein. Für das Geld wurden 43 Designer, Theologen, Bibelexperten, Kirchenhistoriker und Ingenieure beschäftigt.
Das Spielprinzip selbst ist komplett von Pokémon Go abgeleitet. Dem Geocaching-Ansatz folgend müssen wir hier Heilige fangen. Das bewerkstelligen wir nicht mit Pokébällen, sondern mit der Beantwortung von Wahr-oder-Falsch-Fragen. Die so gesammelten Figuren werden dem Evangelisationsteam hinzugefügt. Zusätzlich sammeln wir die Ressourcen Brot, Wasser und Spiritualität.
An bestimmten Orten werden wir dann zu besonderen Aktionen aufgerufen – also beispielsweise zu einem Gebet in einer Kirche. Während das Spiel selbst kostenlos angeboten wird, gibt es noch In-Game-Transaktionen, so können wir eine In-Game-Währung mit Echtgeld kaufen.
Noch kann die App keine enormen Downloadzahlen verzeichnen, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels lagen sie im niedrigen vierstelligen Bereich. Dennoch kämpfen die Entwickler offenbar mit Serverproblemen – also alles wie beim Original von Niantic.
Was die katholische Kirche mit diesem Spiel erreichen möchte, bleibt letztlich unklar. Keine Frage – die Kirche möchte sich „moderner“ präsentieren. Inwiefern dies mit einem schlecht umgesetzten Plagiat gelingen soll, erklärt sie dabei aber nicht. Am Ende könnte hier auch eine gewisse Doppelmoral unterstellt werden. Die Kirche (und nicht nur diese) kritisierte Pokémon Go, nicht ganz unrecht, in den letzten Jahren massiv. Es ist natürlich ein Unding, im Spielwahn einfach Kirchen zu betreten, auf der Jagd nach dem nächsten Pokémon, und möglicherweise Veranstaltungen zu stören. Die eigene Anwendung des Vatikans macht hier keine Ausnahme – sie lädt sogar dazu ein. So sind die eigenen Gotteshäuser just wichtige Orte in der App. Ob Nutzer auf der Suche nach einem Heiligen oder einem Pokémon in einen Gottesdienst platzen, macht am Ende nur wenig Unterschied. Natürlich zielt die Anwendung auf (junge) Christen ab, eine Prüfung, ob ihr dieses Kriterium auch erfüllt, gibt es vor der Nutzung der App aber freilich nicht.
Via Gamestar