In Deutschland heißt es Arbeitsagentur, in Österreich ist es der Arbeitsmarktservice (AMS), der sich um Jobsuchende kümmert. In den letzten Jahren hat sich die Arbeitslosenzahl verringert, das liegt vor allen Dingen an der guten wirtschaftlichen Lage. Die österreichische Regierung hat in ihrem Regierungsprogramm einen weiteren Wandel für Jobsuchende angekündigt. Die Koalition, bestehend aus ÖVP und FPÖ beschließt, dass das Arbeitslosengeld neu gestaltet werden soll. Die Notstandshilfe soll beispielsweise in die Mindestsicherung integriert werden.
Auch der AMS macht ab 2019 einen Wandel durch. Dieser Umschwung hat sich schon vor mehreren Jahren angebahnt, denn es wurde ein neues EDV-Programm entwickelt, dass im Januar zum Einsatz kommen soll. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine neue Form von Excel, sondern um eine Software mit Algorithmus dahinter, der die Chancen von Arbeitssuchenden bewertet.
Das Programm wird dafür mit vielen unterschiedlichen Merkmalen gefüttert, woraus es errechnet, wie bald jemand wieder einen Job antreten könnte. Kriterien der Auswertung sind beispielsweise, wie oft und lange jemand arbeitslos war, welchen Beruf er oder sie gelernt hat und welcher Job vor der Arbeitslosigkeit ausgeübt wurde. Natürlich fließen auch Alter, Wohnort, Präferenzen zur Voll- und Teilzeit, Staatsbürgerschaft und Ausbildung mit ein.
Neu ist, dass der Algorithmus alle Jobsuchenden dann in drei Gruppen einteilt: Die, mit den besten Aussichten, jene mit guten Chancen auf einen Job und Menschen mit schlechter Perspektive. Zunächst soll die ganze Auswertungs- und Bewertungsgeschichte keine Folgen haben. Man will das Programm erstmal für eine Übersicht nutzen, doch ab 2020 könnte es ernst werden.
In einem Bericht des österreichischen Arbeitsmarktservice heißt es, dass die Ausgaben für Arbeitslose entsprechend der Gruppeneinteilung angepasst werden soll. Für Kritiker ist das ein gefundenes Fressen, denn bei Personen mit schlechter Perspektive soll, laut dem Dokument, am meisten gespart werden. Die Begründung klingt rabiat, denn bei diesen Menschen müsse der Staat viel bezahlen, ohne dass es die Aussicht gebe, sie in einer Beschäftigung unterzubekommen. Die meisten Gelder sollen künftig auf das mittlere Segment konzentriert werden, da man hier erwartet, dass jeder ausgegebene Euro, etwa für Facharbeiterausbildungen und Kurse, am meisten wirkt.
Dieses radikale Verfahren ist auch der Grund, warum das Programm nicht früher bewilligt wurde. Der damalige Sozialminister Alois Stöger hatte die Einführung bereits im Herbst 2016 verhindert.
Findet ihr die Folgen der Software-Einteilung gerechtfertigt? Wie könnte eine Lösung für die letzte Gruppe aussehen? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
via: derstandard