Bereits vor einigen Tagen berichteten wir darüber, dass in Russland über einen Gesetzesvorschlag diskutiert wird, der gewährleisten soll, dass russische Software-Alternativen zu den westlichen Apps angeboten bzw. auf den Geräten vorinstalliert werden. Konkreter würde das bedeuten, dass diese russische Software auf technischem Gerät wie Smartphones, Notebooks und auch Smart-TVs vorinstalliert werden müsste, wenn die Hardware in Russland angeboten werden soll. Wer sich nicht dran hält, wird mit Geldstrafen belegt.
Letzten Donnerstag nun ging dieses Gesetz tatsächlich durch, sprich: Es wurde von der Duma — dem russischen Unterhaus — beschlossen. Das muss jetzt noch vom Oberhaus bestätigt werden, was jedoch wohl eher eine Formsache ist und dann dürfte Putin das Gesetz unterschreiben.
Welche russische Software sich dann zwingend auf den technischen Devices befinden muss, wurde noch nicht kommuniziert, aber unter anderem wird die E-Government-App namens Goslusugi sowie Anwendungen der russischen Internetfirma Yandex, quasi das Google Russlands. Wie wir bereits schrieben, erhofft sich die russische Regierung davon, die Situation russischer App-Hersteller zu verbessern, gleichzeitig will man sich besser vor Spionage aus dem Ausland schützen.
Kritiker des jetzt durchgewunkenen Gesetzesvorschlags mahnen, dass man damit jetzt eine noch stärkere Zensur durch den Staat befeuern würde. Das wäre aber nur eines der Übel für russische Smartphone-Nutzer. Denn Apple hat bereits angekündigt, dass man in dem Fall, dass das Gesetz tatsächlich so durchgeht, nicht mitspielen möchte. Apple würde diese Software also nicht vorinstallieren, sondern sich stattdessen lieber vom russischen Markt verabschieden.
Das wäre wahrlich kein Pappenstiel, denn mit knapp 16 Prozent Marktanteil und damit Platz Drei auf dem russischen Smartphone-Markt ist Apple auch in Russland einer der beliebtesten Hersteller. Davor liegen nur noch Samsung und Huawei, von beiden Unternehmen weiß man noch nicht, ob sie die geforderte Russen-Software vorinstallieren lassen würde.
Russische Abgeordnete spielen die Sache mit Verweis auf die Dominanz US-amerikanischer Apps natürlich herunter. Russische Nutzer wüssten oftmals nicht einmal, dass es russische Alternativen gäbe und durch das Gesetz will man dem russischen Bürger das Recht eröffnen, die Alternative zu nutzen. Meiner Meinung nach sollte man selbst imstande sein, so eine Information zu finden, ohne dass man sich dazu zwingend eine Software der russischen Regierung aufs Smartphone packt.
Daher bleibe ich dabei, dass diese Austeritätspolitik der russischen Regierung dem eigenen Volk in dem Land mehr schadet als nützt. Das wird man spätestens dann sehen, wenn das iPhone — und vielleicht noch weitere Spitzen-Smartphones — dort schlicht nicht mehr angeboten werden. Ab Juli 2020 könnte das Gesetz gelten — bis dahin sollten sich Russen vielleicht dann lieber mit iPhones eingedeckt haben.
Quelle: BBC via Phonearena