Der deutsche Automobilhersteller Daimler (Mercedes-Benz) und der chinesische Internet- und Technologieriese Baidu werden ihre Zusammenarbeit bei automatisierten Fahr- und Konnektivitätsdiensten erweitern. Grundlage der Partnerschaft ist das sogenannte Apollo-Programm, eine Open-Source-Plattform für zukünftig autonomes Fahren.
Obwohl sich die beiden Unternehmen mit Details zum weiteren Fortgang der Partnerschaft noch zurückhalten, ist eine Ankündig am Rande durchaus aufschlussreich. Offenbar werden Baidus Connectivity-Services in das neue Mercedes-Benz Infotainment-System MBUX integriert, gab Daimler bekannt. Das System feierte unlängst in der neuen A-Klasse Premiere und setzte damit einen Meilenstein: Normalerweise tendieren Automobilhersteller dazu, die jeweils neuesten Entwicklungen zuerst in der Ober- und dann mit einiger Verzögerung in der Mittelklasse vorzustellen.
Daimler war einer der ersten Partner, die sich dem Apollo-Programm anschlossen. Baidu will mit der im April 2017 ins Leben gerufenen Initiative eine herstellerübergreifende Plattform etablieren und dabei in China u.a. die entsprechenden Gesetzesgrundlagen für automatisiertes Fahren fördern.
Erst im Juli erhielt Daimler nach umfangreichen Closed-Course-Tests als erster internationaler Automobilhersteller überhaupt eine Lizenz, um selbstfahrende Fahrzeuge – speziell modifizierte V-Klassen – auf öffentlichen Straßen in Peking zu testen.
„Diese Ära ist für globale Automobilhersteller und Technologie-unternehmen eine optimale Zeit, um zusammenzuarbeiten und die Kooperation zu vertiefen. Ich hege die Hoffnung, dass diese Partnerschaft zu verstärkter branchenübergreifender Zusammenarbeit führen und das globale Geschäft mit dem automatisierten Fahren vorantreiben wird.“ Robin Li
Baidu verfolgt im Reich der Mitte eine ähnliche Strategie wie die Google-Tochter Waymo: An der Automobilfertigung hat man kein Interesse, stattdessen will man eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Software und Konnektivitätsdienste spielen. In einer ersten Phase wird es hauptsächlich um teil- und vollautonome Fahrzeuge gehen, die in per Geo-Fencing limitierten Gebieten unterwegs sind.
„Die Kombination von Fahrzeugen mit Technologien revolutioniert die mehr als ein Jahrhundert alte Automobilbranche, indem sie die Art und Weise verändert, wie Menschen mit Fahrzeugen interagieren. Diese Partnerschaft wird die Industrialisierung des automatisierten Fahrens und der Fahrzeugkonnektivität für den chinesischen Markt voranbringen und ein Beispiel setzen für chinesisch-deutsche, intelligente F&E-Zusammenarbeit.“ Ya-Qin Zhang
Zudem sollen Parkservices und Fahrdienstleister mit autonomen Mini-Vans von der Entwicklung profitieren. Mit Baidu CarLife betreiben die Chinesen eine Software in Konkurrenz zu Apple CarPlay. Baidu will die Plattformen zur Verarbeitung der Cloud-Daten mit Referenzfahrzeugen testen und steuert u.a. das durchaus umfangreiche HD-Kartenmaterial bei. Zu den über 100 Partnern der Apollo-Plattform gehören u.a. Jaguar Land Rover und Byton.
Stichwort HD-Kartenmaterial: Mit HERE und der OneMap Alliance besitzen Daimler und andere Automobilhersteller eine Plattform, die mittlerweile ebenfalls auf eine ganze Reihe chinesischer Partner zurückgreifen kann. Zu den Teilhabern gehören u.a. Tencent und der staatliche Fond GIC.
via reuters.com