Apple und Samsung, die unendliche Geschichte. Seit Jahren liefern die Koreaner Bauteile für das Unternehmen aus Cupertino, ebenfalls seit Jahren bekämpfen sie sich aber auf dem Smartphone-Markt — wenn es sein muss, zieht man auch vor die Gerichte und verklagt den anderen.
Daran, dass diese beiden — zusammen mit immer mehr chinesischen Herstellern — um die Gunst der Kunden buhlen, wird sich so schnell nichts ändern. Allerdings haben sich die Vorzeichen über die Jahre verändert: Von der Strahlkraft des ersten iPhone, mit dem Apple den Markt komplett umkrempelte, ist nicht mehr wirklich viel übrig geblieben.
Das liegt daran, dass eben auch andere Unternehmen — Samsung vorneweg — Spitzen-Smartphones bauen können und nicht zuletzt auch daran, dass die wirklichen Innovationen beim iPhone in den letzten Jahren eher spärlich zu erkennen sind.
Wir leben in Zeiten, in denen wir Smartphones für ein Viertel des iPhone- oder Galaxy-Preises kaufen können und die dennoch gut genug sind, dass sie für große Teile der Smartphone-Nutzer absolut ausreichend sind. Da werden Dinge wie funktionelle Alleinstellungsmerkmale oder das Design des Geräts immer wichtiger für die Kaufentscheidung der Kunden.
Und genau beim Design — seit jeher die Paradedisziplin Apples — ist den Kaliforniern die Puste ausgegangen. Der Grund dafür ist das Fehlen frischer Ideen nach dem Ableben der Apple-Ikone Steve Jobs — sagt zumindest Hugh Dubberly, einstiger Creative Director bei Apple. Pikantes Detail zu Dubberly: Er saß auch bei Samsung im Global-Design-Beirat. Damit ist er ein perfekter Ansprechpartner, wenn es um Design-Fragen geht, die beide Unternehmen betreffen.
Wenig überraschend also, dass das Wall Street Journal da mal nachfragt und dem Mann, der einst bei Apple auf der Gehaltsliste stand, dann auch Interessantes entlocken kann. Seiner Meinung nach hat Samsung Apple abgehängt und das hängt gar nicht mal in erster Linie davon ab, dass Samsung so viel besser geworden wäre:
It’s not so much that Samsung has gotten better, but Apple has fundamentally changed. The pipeline that Steve [Jobs] started is over. Hugh Dubberly
So, wie Dubberly die Situation einschätzt, ist mit dem Tod Steve Jobs‘ auch der Innovations-Quell versiegt. Daraus könnte man ableiten, dass die Ideen des verstorbenen Apple-Bosses auch nach seinem Tod noch in neue Modelle eingeflossen sind und im Unternehmen aktuell niemand ähnliche Visionen hervorbringt wie das einstige Apple-Mastermind.
Nicht nur Analysten schätzen den Smartphone-Markt so ein, dass eine Großzahl der Käufer sich aufgrund des Designs für ein neues Handset entscheiden. Technisch unterscheiden sich viele Devices nur marginal voneinander, so dass die Design-Frage mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.
Genau hier ist Apple spätestens nach dem Launch des auch optisch herausragenden Samsung Galaxy S8 ins Hintertreffen geraten. Analysten sagen daher voraus, dass Apple das Ruder nur herumreißen könne, wenn das fürs Jubiläum geplante Apple iPhone 8 ein wirkliches Killer-Feature mitbringt, mit dem Samsung aktuell nicht konkurrieren kann.
Ein Fingerabdrucksensor, der sich unterhalb des Display-Glases befindet, könnte so ein Alleinstellungsmerkmal sein, aber zuletzt häuften sich die Meldungen, dass genau diese Technik Apple Schwierigkeiten bereitet. Schwierigkeiten solchen Ausmaßes, dass vermutet wird, dass zumindest die Jubiläumsausgabe des iPhone erst deutlich später als geplant gekauft werden könne.
Liegen die befragten Analysten mit ihrer Einschätzung richtig (glücklicherweise aus Apple-Sicht tun sie das ja beileibe nicht immer), dann könnte in der Tat diese neue Version von Touch ID das Zünglein an der Waage sein bei der Schlacht zwischen Apple und Samsung am Smartphone-Büffet.
Meine persönliche Einschätzung: Ja, Apple ist in der Tat ins Hintertreffen geraten, was das Design und auch verschiedene Funktionen angeht. Dennoch befinden sich die Spitzen-Handsets beider Unternehmen für mein Empfinden immer noch auf Augenhöhe, zumal Apple es immer wieder versteht, das iPhone so zu bauen, dass Soft- und Hardware perfekt zusammenspielen.
Langfristig werden sowohl Apple und Samsung weniger vom gesamten Smartphone-Kuchen abbekommen, dafür wird allein die Konkurrenz in China schon sorgen. Dennoch werden sich beide vorne behaupten und ich würde mich nicht wundern, wenn auch weiterhin mal der eine, mal der andere die Nase vorn hat.
Allein schon die treuen und loyalen Fans des Cupertino-Smartphones werden dafür sorgen, dass die Verkaufszahlen erneut durch die Decke schießen. Bei den unentschlossenen Käufern jedoch könnte ich mir gut vorstellen, dass bei einem wachsenden Teil das Pendel mehr und mehr Richtung Samsung ausschlägt, sollte Apple jetzt nicht schleunigst mal wieder vorlegen statt nur nachziehen können. Was glaubt ihr?
Quelle: WSJ via Mac Rumors