Über ein Jahr ist es her, dass Thomas Le Bonniec den Zeigefinger auf Apple in Sachen Überwachung richtete. Apple soll Tonaufnahmen der Kunden gespeichert haben, ohne dass diese davon in irgendeiner Form in Kenntnis gesetzt worden wären. Über ein Jahr später hat sich in dem Fall so gut wie nichts getan.
Bereits im Mai dieses Jahres hat sich Le Bonniec erneut in einem öffentlichen Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Schon wieder ist dabei die erhoffte Reaktion ausgeblieben. Noch immer gibt es keinen stringenten Plan, sich die Vorwürfe überhaupt genauer anzuschauen.
Le Bonniec arbeitete bis 2019 für Apple und soll laut eigener Aussage Zugriff auf Millionen von Aufnahmen von Apple-Nutzern gehabt haben. Anders als in vielen Medien und sozialen Netzwerken aber geschrieben wird, geht es hier nicht darum, dass Apple permanent alle seine Nutzer abhören würde. Stattdessen geht es um Aufnahmen, bei denen Siri gezielt aktiviert wurde und die anschließende Spracheingabe nicht verstanden wurde.
Diese Aufnahmen würden dann gespeichert, um sie zur Verbesserung der Spracherkennung zu nutzen. Zuweilen würden die Tonaufnahmen dabei auch noch einmal von Menschen angehört. Für viele stellt dies offenbar einen legitimen Grund dar, um die Sprachaufnahmen zu speichern.
Laut Le Bonniec befinden sich aber auch sehr sensible Daten und Gesprächsthemen unter den Aufnahmen, die keinesfalls unter geltenden Gesetzen abgespeichert werden dürften. Es handelt sich also nicht um einen Kavaliersdelikt. Entscheidend sei dabei vor allem, dass diese Handhabung der Daten völlig im Unwissen der betroffenen Nutzer geschehen würde. Le Bonniec macht in seinem Brief die markante Aussage, dass „im Grunde ganze Bevölkerungen belauscht“ würden.
Laut Guardian befand sich die EU bisher nur in Gesprächen mit Apple, während die USA offenbar nichts gegen das Unternehmen in dieser Sache unternommen hat. Dabei ist für die Öffentlichkeit überhaupt nicht einsichtig, was in den Gesprächen besprochen wurde und unter welchen Bedingungen die Tonaufnahmen und mit welchen zusätzlichen Daten sie gespeichert werden. Deshalb fordert die Zeitung nun noch einmal eine öffentliche Investigation des Falls.
Dabei sieht der Guardian nicht nur die Gesetzgeber in der Pflicht zu handeln. Wünschenswert wäre auch mehr Aktivismus aufseiten der Aktionäre von Apple. Diese sollten und könnten Druck ausüben, sodass Aufsichtsrat oder Management sich zum Handeln gezwungen sähen. Letztlich ginge es dabei auch um das Wohl des Unternehmen, da massive Verstöße gegen geltendes Recht früher oder später zu schweren Strafen gegen Apple führen dürften.