US-Präsident Trump hat es nicht leicht im Moment: Er bekommt Obamacare nicht gekippt und generell tut er sich schwer bei der Umsetzung seiner teils doch sehr kruden Wahlversprechen. Dazu kommen noch die ständigen personellen Turbulenzen in seinem Kabinett und vor allem die Verwicklungen mit Russland dürften ihm Kopfzerbrechen bereiten.
Kurz gesagt: Der Mann braucht vorzeigbare Erfolge und wenn ein Unternehmen wie Apple ankündigen würde, zukünftig seine Produktion aus China in die USA verlegen zu wollen, dann wäre das ein dicker Erfolg für den umstrittenen Präsidenten der Vereinigten Staaten. In einem Interview mit dem Wall Street Journal kündigt Donald Trump jetzt ganz ähnliches an: Gleich drei große Werke sollen in den USA entstehen, hätte ihm Apple-CEO Tim Cook per Telefon zugesichert.
I spoke to [Mr. Cook], he’s promised me three big plants — big, big, big Donald Trump
Tim Cook persönlich habe ihm also „three big plants, beautiful plants“ versprochen, wobei sich Apple bislang weigert, das gegenüber dem WSJ oder sonst irgendwem zu bestätigen. Es gibt dazu auch keine Präzisierung seitens des Präsidenten, also keine Info darüber, bis wann das geschehen soll, wie viele Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, oder welches Produkt dann in den USA gefertigt werden soll.
Wir erinnern uns: Donald Trump hatte schon Anfang 2016 gefordert, dass Apple seine verdammten Computer und „Dinger“ in den USA produzieren lassen soll und ebenfalls im letzten Jahr ließ Apple durchblicken, dass man es zumindest prüfen lassen wollte, ob eine Produktion in den USA machbar sei.
Foxconn seinerseits kalkulierte, dass eine Produktion in den USA ein iPhone deutlich verteuern würde, man aber unabhängig davon ein Milliarden-Projekt in den USA plane. Zuletzt im Juni sprach Foxconn im Rahmen seiner Hauptversammlung davon, gleich zehn Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten investieren zu wollen, allein sieben Milliarden stecke man in eine neue Display-Fabrik.
Dabei geht es nicht nur um ein neues Werk, sondern darum, seine komplette Lieferkette mit in die USA zu nehmen und ja: Sollte das umgesetzt werden, wäre das ein fulminanter Erfolg für den krisengeschüttelten Präsidenten Trump und zumindest im Ansatz die Umsetzung eines zentralen Wahlversprechens.
Wie gesagt: Apple selbst hat sich bislang zu diesem Thema noch nicht geäußert. Die Kalifornier beschäftigen derzeit etwa 80.000 Menschen in den USA, wobei es sich allerdings mit Masse um das Personal in den Apple Stores handelt. Produziert werden in den USA die Macs, allerdings eher in überschaubarem Umfang und das auch nicht in eigenen Werken, sondern in denen von Vertragsfertigern.
Es bleiben zum aktuellen Zeitpunkt noch jede Menge Fragen offen: Welches Produkt lässt Apple künftig — zumindest teilweise — in den USA bauen? Mit welchem Personaleinsatz dürfen wir rechnen — immerhin arbeiten in den Produktionsstätten in China sechsstellige Zahlen an Mitarbeitern an den iPhones. Eine der wichtigsten Fragen dürfte die sein, welchen Zeitansatz sich Tim Cook hier vorstellen kann, also bis wann diese „drei wunderschönen Werke“ entstehen sollen.
Und wir als Konsumenten dürfen uns fragen, wie sich das beispielsweise auf den Preis eines iPhones auswirkt: Werden die Smartphones — oder welches Produkt Apple dann auch immer in der Heimat fertigen lässt — massiv teurer durch die Umlage der gestiegenen Produktionskosten auf den Käufer? Oder kann man die Preise dank massiver bereits versprochener Steuererleichterungen einigermaßen stabil halten?
In letzterem Falle wäre Apple dann zumindest ein Steigbügelhalter des Präsidenten, der seinerseits nicht nur ein Wahlversprechen umsetzen würde, sondern auch einen gewaltigen Prestigegewinn durch so eine Geschichte verzeichnen würde. Warten wir es ab — wir werden jedenfalls weiter verfolgen, wie sich Apple hier aufstellt und ob die Worte des Präsidenten zur Abwechslung mal mehr waren als nur heiße Luft.
Quelle: WSJ via WinFuture.de