Heute geht die WWDC los und wie wir bereits seit März wussten, wird auch die Entwicklerkonferenz Apples dieses Jahr nur als Online-Event stattfinden. Gut möglich, dass das die einzige voll digitale WWDC aller Zeiten bleiben wird, zumindest hoffen wir natürlich, dass man künftig wieder das Unternehmen, Entwickler und die Presse zusammenbringen kann.
Zu Beginn sehen wir auch Tim Cook in einer leeren Halle, der einige der aktuellen Themen anspricht, indem er sowohl Covid-19 als auch das Thema Rassismus adressiert. Zwischendurch hat man sich natürlich immer wieder schön selbst für seine Leistungen auf die Schulter geklopft und uns ein paar Superlative um die Ohren gehauen, aber für mein Empfinden war es richtig und wichtig, direkt eingangs auch diese wichtigen Themen kurz angesprochen zu haben.
Danach ging es dann natürlich direkt um iOS 14, von dem wir alle wussten, dass wir es heute zu sehen bekommen würden. In der Tat hat sich beim mobilen Betriebssystem aus Cupertino einiges geändert. Einiges scheint wirklich innovativ, einiges kennen wir zum Teil schon lange von Android — alles wie immer also.
Oh my god iOS is good now
— Max Weinbach (@MaxWinebach) June 22, 2020
Am auffälligsten dürfte wohl der neue Homescreen sein, in den Apple ab sofort mehr Ordnung bringen möchte. Damit das klappt, werden Apps jetzt automatisch zu bündeln sein innerhalb der neuen App Library. Erinnert natürlich ein bisschen an den App Drawer bei Android und wenn wir schon bei Android sind: Auch die Widgets kommen jetzt auf den Homescreen und können auch in der Größe variiert beliebig platziert werden.
Damit hat Apple endlich auf die vielen iPhone-Nutzer gehört, die sich diese Änderung gewünscht haben und sorgt dafür, dass es gleichzeitig mehr Ordnung auf dem iPhone gibt und mehr Abwechslung durch die Widgets. Per ebenfalls neuem Smart Stack könnt ihr durch die Widgets blättern und sie schneller finden. Gerade Nutzer mit besonders vielen Apps werden sich jedenfalls übe die Neuerungen auf dem Homescreen freuen, der es ihnen deutlich leichter machen dürfte.
Ebenfalls neu auf dem iPhone ist die Picture-in-Picture-Funktion, die ihr so ähnlich schon vom iPadOS kennt. Auf diese Weise könnt ihr ein Video weiterschauen oder facetimen, während ihr eine andere App nutzt.
Auch an Siri hat man für iOS 14 geschraubt. Die Sprachassistenz ist intelligenter geworden und kann jetzt auch Audio-Nachrichten versenden, vor allem ist sie aber dezenter geworden. Siri präsentiert sich deutlich kompakter als in der bekannten Vollbildansicht, die sich komplett über andere Inhalte gelegt hat.
Mit “Translate” führt man auch ein neues Übersetzungs-Feature ein, welches in viele Sprachen und auch komplette Texte übersetzen kann. Den Verweis auf Android und Google Translate verkneife ich mir einfach mal. Funktioniert jedenfalls auch komplett offline. Zu Beginn werden elf Sprachen unterstützt, darunter neben Englisch auch Deutsch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Mandarin und Japanisch.
Auch Messages hat man überarbeitet und stellte heute “Conversations” vor. Wichtigere Konversationen befinden sich oben, zudem könnt ihr eine gewünschte Konversation oben anpinnen. Ansonsten hat man beim Überarbeiten dafür gesorgt, dass Dinge funktionieren, die man auch woanders schon kennt, beispielsweise kann man in Gruppen auf bestimmte Meldungen innerhalb eines Threads reagieren und mit @replies bestimmte Personen ansprechen.
Apple sprach auch seine Memojis an, die man weiter mit neuen Looks ausgebaut habe. Wie in jeder anderen Software auch, halte ich dieses Feature für tatsächlich vernachlässigbar und auch wenig spektakulär.
Als nächstes hatte man sich Apple Maps vorgeknöpft in der Keynote und auch hier wieder nicht mit Superlativen und Eigenlob gespart. Da ich Apple Maps selbst nicht nutze, kann ich selbst nicht beurteilen, ob die UI jetzt tatsächlich intuitiver zu bedienen ist als beim großen Konkurrenten Google, aber in der Tat hat Apple Maps seit seinen schwierigen Anfangstagen eine tolle Entwicklung genommen.
Neu ist unter iOS 14, dass für E-Autos auch Ladestationen angezeigt werden und Fahrradfahrer freuen sich über den Fahrrad-Navi und die Anzeige für Radler, wie viele Höhenmeter auf einer Strecke zu bewältigen sind und wie vollgepackt die Straßen sind. Allerdings wird es das zunächst nur für einige große Städte geben. Man versprach uns zudem besseres Kartenmaterial, welches erst einmal aber für die USA, zudem Großbritannien, Irland und Kanada vorgesehen ist.
Damit man auch überall schnell an die sehenswertesten und relevantesten Orte gelangen kann, hat Apple unter iOS 14 sieht das alles nicht nur besser aus — ihr findet Restaurants etc. auch schlicht besser.
In Sachen CarPlay gab es nichts großartige Neues zu vermelden — neue Hintergrundbilder hauen nun wahrlich niemanden vom Hocker. Spannender ist da, dass Apple uns erstmals seinen CarKey zeigte. Damit (und dadurch, dass Apple dem Car Connectivity Consortium beigetreten ist), mutiert euer iPhone zum Autoschlüssel. Das erste Auto, mit dem das funktioniert und welches wir auch im Video zu sehen bekamen, ist der neue 5er von BMW.
Um das Auto starten zu können, legt ihr das iPhone aufs Ladepad. Wer mag, kann seinen Autoschlüssel auch mit anderen Personen teilen und das sogar zeitlich limitieren. Sehr praktisch, wenn der Nachwuchs mit der Karre zwar zum Einkaufen fahren darf, aber nicht nachts damit in den Club heizen soll.
Die letzte Neuerung, die ich spannend fand, waren die sogenannten “App Clips”. Hier handelt es sich um Teile von Apps, die nur sehr klein (nicht größer als 10 MB) sind und die stets nur den gerade benötigten Teil einer Anwendung darstellen. Wollt ihr beispielsweise einen E-Scooter ausleihen, scannt ihr einen QR-Code oder connected euch per NFC mit dem Roller und ihr bekommt nur den Teil der jeweiligen Anwendung angezeigt, den ihr benötigt, um den Scooter zu bezahlen bzw. freizuschalten. Aus dem Clip könnt ihr aber — falls gewünscht — die komplette App jederzeit nachladen. Fürs Payment per Apple Pay oder fürs Login wird die komplette App aber nicht benötigt.
Damit hat Apple heute für iOS 14 in der Tat einiges gezeigt, auch ein paar nette Sachen, aber es waren mehrheitlich Features, auf die man eh schon lange gewartet hat und die man implementieren musste, um wieder up to date zu sein — zumindest meinem Empfinden nach. Ob iOS 14 zudem auch stabiler oder flotter wird, ließ man nicht durchblicken, aber ich unterstelle den Jungs und Mädels aus Cupertino einfach mal, dass sie auch das auf dem Schirm gehabt haben.
via heise.de