Ich möchte wetten, dass ganz, ganz Viele ein “hab ich’s doch gewusst” auf den Lippen haben, wenn sie davon erfahren, dass es vielleicht doch keine neue Atari-Konsole geben könnte. Wir berichten hier bereits seit über zwei Jahren davon, dass Atari ein Comeback auf dem Konsolen-Markt wagen wollte und ja — die gezeigte Kiste sah wirklich klasse aus und sorgte für Euphorie unter vielen Gaming-Fans der ersten Stunde.
Atari hat dabei nur noch schrecklich wenig mit dem Unternehmen aus den Achtzigern zu tun — es ist mehr oder weniger eine kleine Klitsche, die den großen Namen verwaltet. Damit eine neue Konsole entstehen kann, mussten also andere Unternehmen als Produzenten ins Boot geholt werden. So hat man sich mit Rob Wyatt und seiner Firma The Giant jemanden verpflichtet, der für die Entwicklung des Mainboards zuständig ist. Zuständig war, muss es korrekterweise heißen, denn mittlerweile hat man die Zusammenarbeit mit Atari beendet.
Das berichtet jetzt The Register und lässt damit große Zweifel aufkommen, ob das Projekt “Atari VCS” tatsächlich noch eine Zukunft hat. Zuletzt berichteten wir darüber, dass die Konsole vorbestellt werden kann, allerdings nochmals verschoben wurde und zwar auf März 2020. Schon zu dem Zeitpunkt warf ich den Begriff “Vaporware” in die Runde und vielleicht scheint es tatsächlich so zu kommen.
Rob Wyatt hat der Zeitung nun erzählt, dass bereits seit einem halben Jahr Gehaltszahlungen ausgeblieben wären und er sich deshalb als Hauptverantwortlicher verabschiedet hat. Mit ihm fehlen natürlich auch seine Mitarbeiter, die u.a. dafür zuständig gewesen wären, eventuelle Fehler aus der Hardware auszubügeln. Der erste wirkliche Prototyp solle erst im September fertig gestellt worden sein, was es von vornherein schwierig erscheinen lässt, dass man bereits wenige Monate später finale Atari-Konsolen ausliefern kann.
Darüber hinaus hat sich abgezeichnet, dass die Konsole nicht viel mehr sein würde als ein Mini-PC mit zugegebenermaßen feiner Optik. Als OS kommt ein Linux zum Einsatz, welches mangels entsprechender Geldmittel nicht von Atari angepasst wird. Und apropos Mangel von Geldmitteln: Auch für Spiele-Entwickler ist kein Budget vorhanden, was natürlich die Motivation, Spiele für eine Atari-Konsole zu portieren, eher verschwindend gering ausfallen lässt.
Wir haben also eine Konsole, die lediglich um die 15.000 mal vorbestellt wurde, bei der also keine große Fanbase zu erwarten ist. Wir haben Zeitpläne, die wiederholt nicht eingehalten werden, mangelnde Unterstützung der Game-Entwickler und das hauptverantwortliche Unternehmen, welches mangels entsprechender Zahlungsmoral die Segel gestrichen hat.
Aktuell soll noch an der Konsole gearbeitet werden, aber wenn ihr mich fragt, sieht es gerade rabenschwarz für jeden aus, der sich auf eine ansprechende Atari VCS-Konsole gefreut hat. Totgesagte leben bekanntlich länger, aber in diesem Fall muss man schon sehr optimistisch sein um zu glauben, dass Atari hier noch was Großes auf die Beine stellt. Entweder stampft man das Projekt ein, oder man bringt ein so harmloses, uninteressantes Produkt auf den Markt, dass der große Name Atari nur noch weiter beschädigt wird.
Wisst ihr was? Meinetwegen sollte sich Atari drauf konzentrieren, lediglich das wunderschöne Gehäuse anzubieten. Sollen Bastler sich dieses feine Gehäuse bestellen (oder vielleicht selbst im 3D-Drucker herstellen) und dann nach Belieben Hardware einbauen und dann ist gut — viel mehr dürfte Atari eh nicht bieten, sollte Atari VCS doch noch irgendwann das Licht der Welt erblicken. Schade, Schade!
Quelle: The Register via heise.de