Sollen wir sie nun an ihren Worten oder Taten messen? Audi CEO Ruper Stadler kuendigte jedenfalls 3 Elektroautos bis zum Jahre 2020 an und schaut sogar noch weitere 5 Jahre in die Zukunft. Bis zum Jahr 2025 sollen elektrische Autos einen Anteil am Gesamtumsatz von 20-30 Prozent haben.
In einem ausfuehrlichen Interview mit der Heilbronner Stimme stellte der Audi Chef nicht nur die Konzernstrategie vor, er erklaerte auch, dass diese fundamental durch den Abgasskandal Volkswagens beeinflusst wurde.
500km E-SUV schon 2018
Wie nicht anders zu erwarten war, wird bereits 2018 der neue Elektro-SUV der Ingolstaedter an den Start gehen. Dies hatte Stadler bereits zur IAA im September des vergangenen Jahres verkuendet und nebenbei erwaehnt, dass dieser eine Reichweite von ueber 500km haben soll. Damit wuerde der Audi e-tron SUV als direkter Konkurrent zum Tesla Model X 90D positioniert werden, der eine Reichweite von knapp unter 500km aufweist.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass man bei der Modellpolitik eine aehnliche Strategie faehrt wie der Konkurrent aus Kalifornien. Erst einmal werden die Fahrwasser mit einem hochpreisigen Modell getestet, bevor man dann den grossen Wasserfallprozess startet. Runter in die Kompakt- und Mittelklasse.
In den nächsten drei bis vier Jahren werden wir diverse Plug-In-Hybride anbieten. Bis 2020 drei reine E-Autos und bis 2025 einen Anteil von 25 bis 30 Prozent Rupert Stadler
Und genau dies hat Audi dann fuer die Zeit zwischen 2018 und 2020 ins Auge gefasst. Direkt nach dem E-SUV wird ein Kompaktwagen folgen und schliesslich noch eine Loesung fuer die gehobene Mittelklasse.
Modellprogramm straffen
Es wird auch in den unteren Segmenten etwas kommen Rupert Stadler
Ich predige es immer wieder, auch wenn es sich in der Vergangenheit natuerlich auf Hersteller in der IT- und Unterhaltungselektronik bezog. Verschlankt euer Portfolio und macht Schluss mit den unzaehligen Varianten. Dies kannibalisiert nicht die eigenen Modellreihen und defragmentiert das Marketing-Budget. Und genau dies geht nun auch Audi an und erklaert, dass man zumindest die dreituerigen Varianten von A1 und A3 auf den Pruefstand stellt. Aber nicht nur das, denn auch die unzaehligen Antrieb- und Ausstattungs-Varianten werden in Frage gestellt. Gut so!
Autonomes Fahren dank SDS
Autonomes Fahren steht auch bei Audi ganz vorne im Entwicklungsprogramm und das bereits seit Jahren. Mit der Gruendung des neuen Unternehmens SDS (Self-Driving-System) soll der Grundstein fuer die Entwicklung des komplett autonom fahrenden Autos gelegt werden. Ein Schritt, der in meinen Augen von aehnlich fundamentaler Wichtigkeit ist, die Entwicklung einer digitalen Plattorm durch die „My Audi GmbH“.
OTA Updates kommen
Hier sollen dann u.a. Produkt, Haendler und Kunde besser miteinander vernetzt werden, was Audi in der Vergangenheit zumindest schon einmal andeutete. Ich erinnere mich hier u.a. an die „Audi VR Experience„, die mich sehr optimistisch stimmt ob des Outputs der hauseigenen Digital-Strategen. Und ja, hier geht Stadler ganz klar voraus bzw. kommuniziert dies entsprechend. In Zukunft werden Software-Features Kaufentscheidungen beeinflussen, ja sogar zu einem Kaufgrund werden.
Und deshalb sollen dann in Zukunft auch OTA Software-Updates angeboten werden. Ein Feature, welches Tesla im letzten Jahr in die Automobilbranche einfuehrte und worauf ich Stadler auch in unserem Interview vom Dezember 2015 ansprach.
Audis „Big Picture“
Ja, die Branche befindet sich natuerlich in einem fundamentalen Umbruchsprozess und um so wichtiger ist es, dass dieser nicht nur kommuniziert, sondern auch angegangen wird. Diesbezueglich habe ich Audi in den letzten 2 Jahren nicht nur als sehr progressiv, sondern vor allen Dingen auch selbstreflektierend erlebt. Was mich aber noch viel mehr beeindruckt ist, dass Audi bereits seit Jahren die Entwicklung von „Mobilitaet als Service“ analysiert und selber vorantreibt. Der Audi Urban Future Award ist dafuer nur ein Beispiel.
Audi 2025 basiert auf drei Saeulen. So muessen wir aus dem Megatrend der Urbanisierung nun die richtigen Technologien ableiten und sie in Angebote packen. Die anderen beiden großen Themen sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung Rupert Stadler
Audi ist, gemessen an seiner jaehrlichen Produktion, ein Dickschiff und die brauchen erfahrungsgemaess immer ein wenig laenger, bis sie auf die Ueberholspur wechseln. Das heisst aber noch lange nicht, dass nicht bereits seit Jahren an passenden Loesungen gearbeitet wird. Wer sich die Entwicklungszeiten fuer eine neue Plattform von bis zu 7 Jahren vor Augen fuehrt, der kann ein wenig einschaetzen, was da in den naechsten Jahren fuer spannende Produkte auf uns zurollen werden.
Bonus: Akkus aus dem Rennsport
Wer meine Motorsport-Begeisterung teilt, der duerfte sich ueber die aktuellen News aus diesem Bereich freuen. Die im WEC Audi R18 e-tron quattro verbauten Zellen werden u.a. auch im Formula E des ABT-Teams getestet. Aber damit noch nicht genug. Diese Akkutechnologien werden in die Serienproduktion einfliessen. Im Rahmen der 24h von Le Mans sprach ich dazu mit dem technischen Leiter des Audi Teams und der versprach in Bezug auf Dichte und Kapazitaet neue Standards. Wir duerfen also gespannt sein.