Die wissenschaftliche Arbeit orientiert sich grundlegend an vielen popkulturellen Vorlagen. Konkret nahm sich die bekannte Robotikerin Robin Murphy der A&M University aus Texas den Droiden L3-37 als Vorbild. Der Roboter wurde kürzlich von Disney in der neuen Star Wars Story „Solo“ gezeigt. In dem Film ist L3-37 ein schnell sprechender, temperamentvoller Roboter, der sich für die Unabhängigkeit der Droiden einsetzt. Er kann auch seinen Körper verändern, indem er verschiedene Teile von verschiedenen Arten von Droiden austauscht, um sich zu entwickeln. Damit unterscheidet sich der Roboter wesentlich von bisher existenten Maschinen – er besitzt nicht nur die Fähigkeit sich selbst zu reparieren, sondern kann sich so auch weiterentwickeln.
Roboter werden immer realistischer
Die Fähigkeit, selbstmodifizierende Roboter zu entwickeln, bietet mehrere Vorteile, argumentiert Murphy, eine Pionierin auf dem Gebiet der Rettungsrobotik. Ein selbstmodifizierender Roboter könnte sich für bestimmte Aufgaben anpassen. „Diese Steigerung der Funktionstüchtigkeit bringt einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber der Anschaffung eines neuen Roboters, der für eine einzelne Aufgabe optimiert ist.“. Kurz gesagt: Roboter sollen vom One-Trick-Pony zu Multitalenten werden.
Wie so häufig kommt hier aber schnell wieder das Thema der Ethik zu tragen, viele Fragen bleiben hier ungeklärt. Ausgerechnet die Vorlage der Arbeit, der Droide L3-37, liefert hier gleich einige Gründe. In Solo kämpft der Droide für die Freiheit seiner Kollegen – und tötet dabei letztlich auch Menschen. So wird die goldene Zukunftsvision schnell zur Dystopie. Es ist die bekannte Trope: Menschen, die am Rande des Aussterbens stehen, fürchten, dass ihre Roboterschöpfungen sie bald ersetzen werden.
Noch wird es einige Zeit dauern, bis wir diese Fragen klären müssen. Es gibt zwar enorme Fortschritte auf dem Gebiet der Robotik, von autonomen Systemen, die ihre Evolution selbst in die Hand nehmen, sind wir aber noch weit entfernt.
Ein Beispiel: In Anlehnung an den Darwinismus – ein Studiengebiet, das als evolutionäre Robotik bezeichnet wird – wurde in Norwegen ein vierbeiniger, unschöner Roboter namens Dyret (Dynamic Robot for Embodied Testing) entwickelt. Dyrets besonderer Zweck ist es, Laufen zu lernen. Anders als andere Roboter ist Dyret in der Lage, seine Beine um einige Zentimeter zu kürzen oder zu verlängern. Damit soll er den perfekten Gang herausfinden und Unebenheiten im Gelände ausgleichen. Zur Erhöhung der Schwierigkeit muss der Roboter auch über Eisflächen gehen.
Selbstmodifizierende Roboter könnten schließlich dazu führen, dass radikale neue Roboterkörper in ihrer Umgebung effektiver arbeiten können als herkömmliche Roboter, so Jim Tørresen, Professor in der Forschungsgruppe für Robotik und intelligente Systeme an der Universität Oslo. Das Team war an der Entwicklung von Dyret beteiligt.
„Roboteranwendungen, die in einer abwechslungsreichen und sich verändernden Umgebung arbeiten, würden von sich selbst modifizierenden Robotern profitieren“, sagte Tørresen. Zum Beispiel, fügte er hinzu, „ein Heimdienstroboter könnte sich an flache Böden, Treppen und Gärten anpassen“.
„Es brauchte viel Zeit und Kreativität, um Teile für einen anpassungsfähigen Roboter zu entwickeln, der sowohl funktionierte als auch stark genug war, um der Belastung standzuhalten“, bemerkt Tørresen. Insofern bleibt L3-37 für die nächste Zeit vor allem eines: Science Fiction.
Via Singularity Hub