Auch, wenn euch die Smartphone-Hersteller eventuell etwas anderes erzählen wollen: Die großen Vorteile der 5G-Technologie haben nichts damit zu tun, dass wir künftig alle noch schneller mit unseren Handsets unterwegs sind. Stattdessen werden wir in der Industrie große Sprünge machen und auch beim autonomen Fahren sind die Vorteile von 5G existenziell.
Das sieht man mit Blick auf autonom fahrende Autos aber eben nicht überall so, wie wir nicht erst seit heute wissen. Während sich einige deutsche Unternehmen — beispielsweise Daimler, BMW und die Deutsche Telekom — ganz klar zugunsten von 5G positionieren, gibt es andere Hersteller wie VW, Toyota und Renaut, die eine WLAN-basierte Lösung favorisieren.
Im EU-Parlament setzt man ebenfalls auf die WLAN-Technologie, genauer gesagt auf den neuen Standard ITS-G5. Lasst euch aber nicht davon blenden, dass es ein neuer Standard ist, denn die WLAN-Technologie ist dennoch hoffnungslos unterlegen, wenn man es mit 5G vergleicht. Der entscheidende Vorteil dieser WLAN-Lösung ist aber aus Sicht der EU-Politiker, dass sie schon bald verfügbar ist.
So verwundert es dann auch nicht, dass a) die EU-Kommission eine Funkanbindung via WLAN vorgeschlagen hat und b) die EU-Abgeordneten bei einer Abstimmung heute mehrheitlich diesem Vorschlag gefolgt sind. Die 5G-basierte Technik (C-V2X) ist in Europa noch nicht nutzbar, wie wir wissen, sind in Deutschland ja nicht einmal die Versteigerungen der Frequenzen abgeschlossen.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass sich die EU hier verrennt und ich denke ernsthaft darüber nach, ob man der EU nicht vorschlägt, das “falsche Pferd” als Wappentier zu empfehlen, weil ich glaube, dass sich das europäische Parlament heute für Betamax und gegen VHS entschieden hat ,wenn ich mal den Vergleich mit den uralten Videoformaten bemühen darf.
Ich persönlich bin nicht so sehr im Thema, dass ich beurteilen kann, wie einfach es später sein wird, ein autonomes, via WLAN kommunizierendes Fahrzeug auf die 5G-Technologie umzurüsten und umgekehrt. Zumindest bei BMW und der Telekom ist man sich jedoch einig, dass die EU heute die Entwicklung beim autonomen Fahren um Jahre zurückgeworfen hat. In einem Brandbrief wenden sich BMW-Boss Harald Krüger und sein Telekom- Pendant Tim Höttges an die Bundesregierung.
Wie immer müssen nämlich die EU-Staaten dem Beschluss zustimmen und die Unternehmen appellieren jetzt an unsere Regierung, bei dieser entscheidenden Abstimmung von ihrem Vetorecht Gebrauch zu machen. In diesem Fall würde der Vorschlag zurückgehen an die EU-Kommission, die dann weiter über eine Lösung brüten müsste.
Als Argument führen die beiden Chefs an, dass die von beiden präferierte C-V2X-Technologie auf 5G-Basis sich in China bereits als Standard durchgesetzt habe und es danach aussieht, als würde in den Vereinigten Staaten dasselbe passieren.
Damit sich autonomes Fahren durchsetzen kann, werden alle Autos ständig miteinander kommunizieren müssen. Auf diese Weise können die Karren automatisch einen Bremsvorgang einleiten, wenn der Vordermann bremst, man kann auf Gefahren hinweisen und vieles mehr. Zudem werden die Autos auch mit anderen Gegenständen kommunizieren können, beispielsweise mit Ampeln. Springt die Ampel um auf Rot, kann auch hier das Auto selbstständig zum Stehen gebracht werden.
Fakt ist, dass wir eh noch Jahre warten werden, bis autonome Autos jenseits von Versuchsfahrten regulär am normalen Straßenverkehr in Europa teilnehmen können. Von daher denke ich, dass es nicht notwendig ist, sich über die am schnellsten verfügbare Technik zu entscheiden, sondern man eher auf die langfristig bessere setzen sollte. Einige Länder inklusive Spanien setzen übrigens auf einen EU-Beschluss, der sich noch überhaupt nicht auf eine der beiden Technologien festlegt. Auch das halte ich für eine bessere Idee, als aufs falsche Pferd namens WLAN zu setzen.
Wie seht ihr das?
via Futurezone