Im April gab es bereits erste Tests von VW mit autonomen Autos auf deutschen Straßen. Fünf elektrisch angetriebene Golf bewegten sich autonom durch Hamburg. Von diesen ersten Versuchen bis zur Marktreife sollen laut VW lediglich fünf Jahre vergehen. Heute erklärte das Unternehmen nämlich, dass man die Tochtergesellschaft Volkswagen Autonomy (VWAT) GmbH gegründet habe, die die Entwicklung der autonomen Autos mit Sitzen in München und Wolfsburg vorantreiben soll. In der Pressemitteilung heißt es:
Als Kompetenzzentrum für Autonomes Fahren ab Level 4 soll die VWAT dem zentralen Know-how-Aufbau im Konzern dienen und ein selbstfahrendes System (SDS) zur Marktreife bringen. Geleitet wird die Gesellschaft durch Alexander Hitzinger, Senior Vice President für Autonomes Fahren des Volkswagen Konzerns und Markenvorstand für Technische Entwicklung bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN). VWN in Hannover ist im Unternehmen Leitmarke für Autonomes Fahren sowie für Mobility-as-a-Service (MaaS) und Transport-as-a-Service (TaaS).
Weiter ließ man durchblicken, dass Standorte auch im Silicon Valley in den USA und in China geplant wären. 2020 wird neben der GmbH in Deutschland eine weitere Gesellschaft im Silicon Valley gegründet, führt VW aus. Wenn alles nach Plan verläuft, wird dann 2021 eine Gesellschaft in China dazukommen. Die beiden Standorte sind nicht zufällig gewählt: Bei China geht es darum, dass man lokale gesetzliche Anforderungen zu erfüllen hat. Das Silicon Valley hingegen drängt sich auf, weil die dortige Gesetzgebung es leichter macht, sein selbstfahrendes System (SDS) weiterzuentwickeln. Zudem beruft sich VW auf den dortigen Talentpool für das autonome Fahren und die Nähe zu Fords Roboter-Fahrzeug-Startup Argo AI, in das VW ebenfalls mit 2,6 Milliarden US-Dollar einen riesigen Betrag investiert hat. Dazu passt, dass München der europäische Hauptsitz von Argo AI werden soll und das Personal dort auf 700 Menschen aufgebohrt wird.
VWAT selbst soll mit etwa 200 Mitarbeitern auskommen, von denen die Hälfte in Deutschland, also in Wolfsburg und München zum Einsatz kommen sollen. VW hat die Hoffnung, dass man in etwas mehr als fünf Jahre an den Punkt kommen wird, dass man beginnen kann, autonome Fahrzeuge in kommerziell großem Rahmen zu produzieren.
Teil der Strategie ist es dabei, dass das selbstfahrende System ein Standardmodul sein wird, welches in den Autos aller Konzernmarken Einzug hält.
Mit der Volkswagen Autonomy wollen wir ein globales Technologieunternehmen etablieren, in der wir Kompetenzen aus Automobil- und der Technologieindustrie bündeln, um agiles und kreatives Arbeiten in einer High-Performance Kultur mit Prozessorientierung und Skalierfähigkeit zu kombinieren. Weiterhin werden wir die Synergien über alle Konzernmarken hinweg nutzen, um die Kosten für selbstfahrende Fahrzeuge, Hochleistungscomputer und Sensoren zu reduzieren. Etwa Mitte des kommenden Jahrzehnts wollen wir mit der Kommerzialisierung des Autonomen Fahrens in großem Maßstab beginnen. Alexander Hitzinger, VWAT
VW erklärt, dass vor allem das Thema Sicherheit ab Level 4 höchste Priorität genießt. Aktuell verursacht ein menschlicher Fahrer alle 600 Millionen Kilometer einen tödlichen Unfall und genau diese Zahl möchte man durch sein eigenes System deutlich verbessern. Bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge konzentriert man sich zunächst auf den gewerblichen Bereich, auf leichte Nutzfahrzeuge. Konkret spricht VW von Robo-Taxis und -Transporter, die man da zunächst im Blick hat.
Mit dem zeitlichen Ansatz — Marktreife ab 2025 — verschiebt VW das Zeitfenster der Optimisten ein wenig nach hinten, die darauf hofften, dass dieser Punkt bereits 2021 oder gar schon 2020 erreicht werden könnte. Mit den behördlichen Hürden im Hinterkopf, die auch noch genommen werden müssen, erscheint 2025 auch deutlich realistischer, wenn ihr mich fragt.