Das Thema Flüchtlinge ist noch lange nicht vom Tisch, auch wenn die großen Flüchtlingsschwärme derzeit (wer weiß, was Kollege Erdogan sich da noch überlegt) ausbleiben. Hier aus dem bequemen Sessel ist es immer leicht gesagt, dass die Regierung sich schneller darum kümmern muss, die Anträge von Asylbewerbern zu checken.
In der Praxis ist das nämlich alles nicht so leicht, weil viele der Flüchtlinge oftmals ohne Papiere einreisen. Die Rede ist von 60 Prozent der Menschen, die ohne gültige Papiere einreisen. Manchmal geschieht das aus der Not heraus, oft genug aber auch mutwillig, um eine falsche Herkunft angeben zu können, die ein Bleiberecht in Deutschland wahrscheinlicher macht. So, wie man über ärztliche Untersuchungen schon mal versucht, das richtige Alter zu bestimmen, so sind Dolmetscher damit beschäftigt, anhand der Sprache zu ermitteln, woher die betreffende Person stammt.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist natürlich bestrebt, diese Vorgänge zu beschleunigen und wird daher künftig eine Software testen, die anhand dessen, was die Asylbewerber sagen (bzw. wie sie es sagen) Dialekte erkennen und somit die Herkunft bestimmen soll.
Die Idee ist, von Asylantragstellern eine separate Sprachprobe aufzunehmen und einer automatischen Dialektanalyse zu unterziehen. Julian Detzel, Referent im Bereich Grundsatzstrategie Digitalisierung und IT-Programmmanagement des BAMF
Wie die Welt berichtet, soll das System auf Technik zur Sprecherauthentifizierung basieren. Quasi so, wie wir es schon von Banken kennen, nur eben mit Fokus auf Dialekten. Bereits in zwei Wochen will man mit den Tests beginnen, im Regelbetrieb wird die Dialekt-Software aber nicht vor 2018 erwartet.
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Experten zweifeln bereits jetzt an, dass diese Software zuverlässig genug Dialekte erkennen kann, gerade weil sich Sprache auch im steten Wandel befindet. Ich persönlich bin auch skeptisch, wie gut das funktionieren kann, aber genau deswegen testet man es ja zunächst im kleineren Rahmen und letzten Endes ist diese Computer-Software ja auch nur einer von mehreren Indikatoren, mit denen die Herkunft von Asylbewerbern bestimmt werden soll.
Sollten die Tests positiv verlaufen, dürften die Verfahren künftig deutlich beschleunigt werden, aber es muss eben auch gewährleistet sein, dass die Software zuverlässig genug arbeitet, um Fehler weitestgehend ausschließen zu können. Was haltet ihr von der Idee? Ist das was, was man einem lernfähigen Algorithmus zutrauen sollte, oder glaubt ihr eher, dass dort entsprechend geschultes Personal die Entscheidung treffen soll?
via Futurezone.at