Irgendwann, wenn wir diese schreckliche Pandemie-Zeit hinter uns gelassen haben, werden wir vermutlich auf eine deutlich veränderte Welt schauen. Nicht jeder wird wieder vom Home-Office an den alten Arbeitsplatz zurückkehren, das Homeschooling wird deutlich besser funktionieren, viele Events werden vielleicht nie wieder in alter Form stattfinden, wenn man sich erst einmal auf digitale Veranstaltungen eingeschossen hat und vieles mehr.
Es gibt aber auch viele Themen, die sich zwar signifikant verändern müssen in den nächsten Jahren, die man in dieser Pandemie-Zeit aber allenfalls anschieben kann. Themen wie die Verkehrswende, Massentierhaltung oder faire, angemessene Bezahlung für Pflegekräfte fallen mir da ein. Hier wird man also noch lange beschäftigt sein, um die Welt so zu gestalten, wie sie tatsächlich aussehen sollte. Zu diesen Themen zähle ich auch das bedingungslose Grundeinkommen.
Sehr viele Menschen haben sich an diesen verschiedenen Modellen des BGE bereits abgearbeitet, es gab diverse Projekte, um herauszufinden, ob das alles irgendwie umsetzbar ist und natürlich gibt es auch sehr viele unterschiedliche Meinungen dazu, ob das BGE tatsächlich unsere Zukunft sein kann. Auch wir hier haben schon drüber geschrieben und es gibt zahlreiche prominente Befürworter in der Tech-Branche, wie beispielsweise Bill Gates, Elon Musk oder auch Facbook-Boss Mark Zuckerberg.
Die Idee dahinter ist eine recht einfach: Das Geld muss anders verteilt werden und das würde beim BGE so aussehen, dass jeder Bürger — unabhängig von Alter, Beruf oder anderen Parametern — jeden Monat eine Summe X erhält. Wie das realisiert werden kann, wird noch eifrig diskutiert und es gibt die unterschiedlichsten Modelle dafür. Philosoph Richard David Precht kann sich zum Beispiel vorstellen, dass das spielend finanzierbar wäre, wenn es eine Finanztransaktionssteuer gäbe.
So oder so: Hier wird noch sehr lange ausprobiert, gestritten und verhandelt werden, bis man diesbezüglich was Vernünftiges auf den Weg bringt. Auch der Twitter-CEO und -Mitgründer Jack Dorsey gehört zu den Menschen, die diesen Gedanken vorantreiben wollen und das ist ihm aktuell immerhin drei Millionen US-Dollar wert.
Einige Bürgermeister haben sich zur Organisation “Mayors for a Guaranteed Income” (MGI) zusammengeschlossen und wollen in 15 Städten (darunter Seattle, Atlanta und Los Angeles) entsprechende Pilotprojekte für ein BGE auf den Weg bringen. Dorsey selbst hat mit “Start Small” seine eigene gemeinnützige Organisation gegründet und mit etwa einer Milliarde Dollar aus seinem Vermögen ausgestattet und über diese Organisation will er nun MGI mit drei Millionen Dollar unterstützen.
Die Summe ist dabei meines Erachtens erst mal zweitrangig, wichtiger finde ich, dass sich prominente Unterstützer finden und diese Idee vorangetrieben werden kann. Je mehr Pilotprojekte in großen Städten auf den Weg gebracht werden können, desto eher kann man absehen, welcher Ansatz der richtige sein kann. Hierbei bleibt aber noch zu sagen, dass ich das Engagement von Dorsey und die Bestrebungen von MGI natürlich auf die USA beschränken.
Das ist auch der bislang größte Haken, den ich sehe: Es wird nötig sein, dass es eine breite Unterstützung in möglichst vielen Ländern gibt. Es wird schwer bis unmöglich sein, so etwas gigantisches umzusetzen, wenn es nur ein paar Nationen gibt, die das angehen. Dennoch habe ich natürlich weiterhin die Hoffnung, dass das BGE kommen wird und je mehr ich überlege, desto sicherer bin ich eigentlich auch, dass gar kein Weg dran vorbeiführt. Wie seht ihr das bzw. wie steht ihr generell zum bedingungslosen Grundeinkommen?
via t3n