Gerade bin ich mal wieder mit einer Diät beschäftigt. Die bringt mich dazu, dass ich tatsächlich mal wieder viel draußen bin und eine Menge Kilometer zurücklege. Das erzähle ich euch genau deswegen, weil ich weiß, was für mich funktioniert bzw. wie ich mich selbst zur Bewegung motivieren kann. Das Rezept dafür ist ganz einfach Gamification. Wenn ich Zeiten von anderen schlagen kann, eigene Rundenzeiten unterbieten kann oder den guten, alten Palle in unserer internen Samsung-Health-Challenge hinter mir lasse, dann motiviert mich das ungemein.
Außerdem liegt stets eine 300 Gramm schwere Milka in meinem Kühlschrank. Ich nenne sie meine Belohnungs-Schokolade, weil ich sie mir in dem Moment gönne, wenn ich 10 Kilo abgenommen habe. Eine davon hab ich vor einigen Wochen gefuttert, mir fehlen noch drei Kilo, bis ich mir die nächste reinkloppen kann. Das würde bedeuten, dass ich a) einen Zuckerschock riskiere an dem Tag und b) 20 Kilo abgenommen hätte.
Beide Systeme funktionieren ganz augenscheinlich nicht nur für mich, denn Gamification und/oder Belohnungen funktionieren auch in ganz vielen anderen Fällen. Ein besonders schönes Beispiel dafür führt uns für diese News ins italienische Bologna, wo eine App namens „Bella Mossa“ sehr eifrig von den Bürgern genutzt wird.
Die App stammt von Marco Amadori, der sie 2017 in die App-Stores von Google und Apple brachte. Die Anwendung will die Menschen in Bologna dazu bringen, sich in der Stadt umweltbewusster zu bewegen. Das bedeutet, dass man möglichst sein Auto mal zuhause lassen soll. Stattdessen nutzt man die öffentlichen Verkehrsmittel, fährt mit dem Rad oder geht zu Fuß. Als Anreiz bietet Bella Mossa verschiedene Belohnungen: Ihr werdet mit Freibier geködert, alternativ gibt es kostenloses Eis oder auch Kinotickets. Belohnt werden übrigens auch Car Sharing und Fahrgemeinschaften.
Während ich mir noch überlege, wieso ich beide Versionen der App verlinke, obwohl wir sie in Deutschland nicht nutzen können, will ich euch zumindest schon mal erklären, dass Bella Mossa bereits über 100 Partner in der Stadt gefunden hat. Diese verteilen Coupons oder Gratis-Waren, außerdem wird das Projekt finanziell sowohl aus EU-Töpfen als auch von der Regierung der Stadt unterstützt.
Und was muss man für die Belohnungen tun? Zunächst mal braucht ihr die „Better Points“-App — logisch. Die trackt eure zurückgelegten Strecken mittels GPS-Signal und bestimmt somit, wie viel Prämien ihr einkassieren könnt, wenn ihr durch die Stadt radelt oder lauft.
All the time you’re telling us what you’re doing, you’re helping councils and public health bodies gather evidence that can help them do even more good, such as showing which is the most visited local park, where people like to cycle through a city, or how many people attended a Fun Day.
In der sechsmonatigen Pilot-Phase haben sich in Bologna immerhin schon über 22.000 Menschen angemeldet und über eine Million Aktivitäten wurden getrackt. Neben dem normalen Tracken eurer Wege gibt es auch noch Special Events und auch Partner-Events der teilnehmenden Geschäfte. Zudem können sich auch Schulklassen oder Unternehmen als Gruppe anmelden und gemeinsam Punkte erarbeiten.
Am Ende steht bei der ganzen Geschichte, dass für die Bürger Bolognas eine Belohnung für umweltfreundliches Verhalten anfällt. Dabei profitieren die Menschen natürlich auch noch davon, dass sie gegebenenfalls Sprit sparen, ihrem Körper und selbstverständlich vor allem der Umwelt was Gutes tun.
Ohne, dass ich mir das Punktesystem jetzt genauer angeschaut habe, können wir uns wohl ausmalen, dass euch ein kurzer Spaziergang nicht gerade einen Doppelzentner Eis oder eine Kiste Bier bescheren wird. Man wird sich also schön dafür abstrampeln müssen, dass man kostenlos ins Kino kommt, oder den Partner auf ein Eis einladen kann. Die Idee ist aber — für mein Empfinden — goldrichtig, weil sie auf Nachhaltigkeit setzt und auf unspektakuläre, einfach Art mithilft, Autos ein wenig mehr aus der Innenstadt zu verbannen. Ich warte gespannt auf deutsche Nachahmer.
Quelle: BBC via Tagesschau