Wer auf unserem Blog schon länger mitliest, wird gemerkt haben, dass ich oftmals begeistert bin, wenn ich über neue Technologien berichte abseits unserer eigentlichen Themenfelder. Der medizinische Bereich gehört da zweifellos dazu, gerade weil die Technik hier bahnbrechende neue Entwicklungen ermöglicht. Im Januar berichtete ich bereits über eine blinde Frau, die dank einer Brille sehen kann und in eine ähnliche Kerbe haut auch die Technologie von Second Sight.
Das Das Argus II Retinaprothesensystem von Second Sight wird bereits seit Jahren getestet bei Menschen, die unter Retinitis Pigmentosa leiden – einer Netzhautdegeneration, bei der die Photorezeptoren zerstört werden. Argus II besteht aus einem Implantat – einer Elektrodenmatrix im Auge – und einer Brille, die mit einer kleinen Cam ausgestattet ist. Die sendet die Bilder ans Auge und die dort daraufhin abgegebenen Elektroimpulse sorgen dafür, dass wieder visuelle Muster im Gehirn ankommen.
In Manchester ist es nun erstmals gelungen, auf Basis der gleichen Technologie einem Rentner zu helfen, der unter Makuladegeneration leidet – einer anderen Augenerkrankung, unter der allein in Deutschland über zwei Millionen Menschen leiden und die altersbedingt ist. Es ist die häufigste Ursache von Erblindungen im Erwachsenenalter, bei dem der wichtigste Teil der Netzhaut zerstört wird, sodass kein scharfes Sehen mehr möglich ist und im schlimmsten Fall in eine Erblindung mündet. Ray Flynn, der 80-jährige Engländer, bei dem dieses bionische Auge erstmals bei dieser Erkrankung getestet wird, berichtet:
Before, when I was looking at a plant in the garden, it was like a honeycomb in the centre of my eye. That has now disappeared: I can now walk round the garden and see things. Ray Flynn
Der Eingriff, bei dem er das Implantat ins Auge eingesetzt bekommen hat, macht ihn also nicht direkt zum Adlerauge, ermöglicht ihm aber, die Gesichter seiner Mitmenschen zu erkennen und ein Rezept ohne Lupe zu lesen, also definitiv eine signifikante Verbesserung. Durch die Brille kommen die Bilder sogar bei ihm an, wenn die Augen geschlossen sind.
Wie gesagt: Es ist keine Premiere, dass diese Technologie zum Erfolg führt, aber eben zum ersten Mal bei dieser speziellen Erkrankung, die weltweit aktuell 20-25 Millionen Menschen betrifft. Flynns Gehirn muss sich nun erst einmal langsam an die neue Situation gewöhnen, da es sich in den acht Jahren, die er unter der Krankheit leidet, daran gewöhnt hatte, die Umwelt über das periphere Sehen zu erkennen. Die Studien, mit dem Höhepunkt des Eingriffs bei Flynn, dürfen jetzt also vielen Millionen Menschen Hoffnung machen, dass sie eben nicht blind den Rest ihres Lebens fristen müssen.
Quelle: BBC