Wir kennen das mit der unverlangten Werbung ja auch in Deutschland: Der lustige „Einkauf aktuell“-Prospekt liefert gebündelt Papierprospekte verschiedener Discounter, Möbelhäuser usw., das alles wird dann zudem noch in eine Plastikfolie eingeschweißt. Hier bei mir im Haus (Briefkästen sind im Hausflur im ersten Stock) sieht das in der Praxis so aus, dass jemand diese Prospekte nicht in jeden Briefkasten steckt, sondern einfach dutzendfach in den Hausflur feuert.
Zumeist wandern die Dinger komplett ins Altpapier, ähnlich verhält es sich mit anderen Papierprospekten. Helfen soll da eigentlich ein Aufkleber, mit dem wir signalisieren können: „Nein, hier bitte keine Werbung“. Das funktioniert in der Praxis aber nicht sonderlich zuverlässig. Einmal macht sich nicht jeder Bewohner die Mühe, so einen Aufkleber anzufordern und anzubringen, zum anderen sind es oftmals nicht nur reine Schnäppchen-Sammlungen, sondern werden zusammen mit einer Kostenlos-Zeitung gebündelt, die dann auch redaktionelle Inhalte bietet.
Fakt ist jedenfalls, dass die wenigsten Menschen einen tatsächlichen Verwendungszweck für diese Papierberge haben, der Mist tonnenweise ungelesen in den Müll wandert und auch die „Keine Werbung“-Aufkleber kein Patentrezept sind. Ein paar Zahlen dazu: Allein in Deutschland werden 1,2 Milliarden Kilo Werbepost verteilt, jeder von uns erhält im Jahr 33 Kilo davon, obwohl drei von vier Empfänger diesen Spam nicht möchte.
Daher lohnt sich der Blick ins Nachbarland: Die Amsterdamer haben nämlich den Spieß umgedreht — dort heißt es mittlerweile Opt-in statt Opt-out! Soll heißen, dass dort nicht mehr mit Aufklebern gearbeitet wird, auf denen „Keine Werbung“ steht, sondern mit Aufklebern mit „Bitte Werbung“! Jeder Empfänger muss also aktiv anzeigen, dass er tatsächlich Werbepost empfangen möchte, damit ein Bote den Kram wirklich in den Briefkasten stopfen darf.
Auf diese Weise spart allein Amsterdam jedes Jahr 6.000 Tonnen Altpapier ein, da sich nur 23 Prozent der Haushalte dazu entschlossen haben, für Werbung empfänglich zu sein. Ein Modell, welches also direkt funktioniert — kein Wunder, dass auch andere europäische Städte Interesse bekunden und erwägen, ebenfalls umzustellen auf Opt-In.
Und Deutschland?
Auch in Deutschland gibt es Überlegungen, die in diese Richtung gehen, beispielsweise die Bundestagspetition der Initiative „Letzte Werbung“ im letzten Jahr. Die Petition erreichte leider nicht die notwendigen 50.000 Stimmen, dennoch könnt ihr natürlich hier auf der Seite vorbeischauen und euch informieren oder ihr schaut direkt bei „Letzte Werbung“ vorbei.
Ich hoffe darauf, dass die Regierung, die sich mittlerweile ja tatsächlich „Nachhaltigkeit“ auf der eigenen Agenda nicht nur aufgeschrieben, sondern dick unterstrichen hat, in Zukunft auch ohne Petition auf den Trichter kommt, dass Opt-In bei der Werbepost der bessere Weg ist.
via kontrast.at