Die Black Lives Matter Bewegung hat im Kontext der George-Floyd-Proteste massiven Zulauf erhalten. Zwar gibt es Polizeigewalt und Waffeneinsätze in dieser Form in Deutschland und in Europa nicht. Aber Rassismus ist auch hierzulande ein Problem. In bestimmten Aspekten können daher durchaus auch Bezüge zu Deutschland hergestellt werden. Das ist beispielsweise bei der Gesichtserkennungstechnologie der Fall. Derzeit gibt es zwar keine Pläne, diese in Deutschland anzuwenden. Aber es gibt auch kein Verbot in der EU oder in Deutschland.
Dabei ist die Technik dafür bekannt, rassistische Vorurteile in Algorithmen zu fassen. Weshalb wir der Technologien keinen Fußbreit in unsere Öffentlichkeit gestatten sollten, zeigte vor kurzem die Black-Lives-Matter-Aktivistin und Bürgerrechtlerin Tawana Petty bei Wired. In ihrem Beitrag schreibt sie von ihrem Leben in Detroit. Einer der ärmsten Städte in den USA, in der schon seit 2017 Gesichtserkennung eingesetzt wird.
Die ohnehin nicht besonders wohlständige Stadt Detroit ist zu allem Unglück auch noch schwer von der Corona-Krise getroffen worden. Fast die Hälfte aller Detroiter hat ihren Job verloren und die Covid-bedingte Sterblichkeit ist ebenfalls höher als im Rest des Landes, wie Petty berichtet.
Laut der Bürgerrechtlerin leben in Detroit rund 500.000 Afroamerikaner, die tagein tagaus überwacht werden. In einer Studie, die Petty mitgeführt hat, wurde die dauernde Belastung und die schwerwiegenden Auswirkungen der ständigen Überwachung aufgezeigt. Sie schreibt auch vom hierzulande weniger bekannten Fall von Robert Williams, der von der KI-gesteuerten Gesichtserkennung als Täter “überführt” wurde. Er stellte sich später als unschuldig heraus. Heute gibt selbst Polizei-Chef von Detroit zu, dass die Technik in 96% der Fälle falsch liegt. Ein Befund der jegliche Befürwortung der Gesichtserkennung entkräften sollte.
Ganz entgegen dieser ernüchternden Befunde ist Gesichtserkennung in den USA aber eher noch auf dem Vormarsch. Zwar haben Amazon, IBM und Microsoft derzeit ihren Verkauf der Technologie an Polizeistationen gestoppt, doch der Stopp ist bisher nur temporär. In Detroit selbst nennt sich das Gesichtserkennungsprogramm, die den Lockdown in der Corona-Krise durchsetzen soll, euphemistisch “Project Green Light”. Dahinter stehen harte Strafen von bis zu 6 Monaten Gefängnis oder 1000 Dollar Bußgeld – fatal in einer von Armut betroffenen Stadt, in der ein Großteil der Leute seinen Job verloren hat.
Laut Petty sorgt die Technologie und ihre Generalverdächtigung, die sich vor allem gegen schwarze Menschen wendet dafür, dass sich Armut und Gewalt eher noch manifestieren. Zudem wurden bereits Millionen-Beträge in die Gesichtserkennung investiert. Bald steht eine Entscheidung beim Stadtrat von Detroit an, bei der das Gesichtserkennungsprogramm weiter mit 1,2 Mio. Dollar bezuschusst werden könnte. Geld, das laut, Petty viel besser in Community-Projekte investiert werden könnte.