Es ist eines der Buzzwörter des Jahrzehnts: Blockchain. Die Blockchain wird nie müde, schläft nie und ist immer vor dem Nutzer oder dem Anwendungsfall da. Ironie beiseite – die Technologie hinter Kryptowährungen bietet durchaus viel Potential für unterschiedliche Anwendungsgebiete. Eines davon könnte das Thema Online-Journalismus sein, zumindest wenn man der Idee des Start-ups Civil folgt.
Blockchain überall – jetzt auch für Katzen
Journalismus hat es online nicht immer einfach. Während einerseits neue Geschäftsmodelle gefunden werden müssen, gibt es andererseits häufig Vorwürfe von Fake News. Ein Problem für das niemand bisher eine Lösung gefunden hat und sich mittlerweile auch wirtschaftlich auf Konzerne auswirkt. So leidet Facebook aktuell stark unter derartigen Vorwürfen, sie belasteten auch die diese Woche veröffentlichten Quartalszahlen.
Ein neues Start-up denkt, es könnte das Problem geknackt haben. Civil will eine Plattform sein, auf der unabhängige Redaktionen direkte Beziehungen zu ihren Lesern pflegen können, die in Form von Kryptowährung an der Unterstützung von Publikationen, denen sie vertrauen, beteiligt sind. Bereits im Oktober 2017 erhielt das in Brooklyn ansässige Unternehmen 5 Millionen US-Dollar von der Blockchain-Plattform ConsenSys und beschäftigt seit dem 24 Vollzeit-Mitarbeiter. Am 13. August möchte das Start-up seinen Token-Launch vornehmen, quasi der ICO (Initial Coin Offering) der Plattform.
In Zukunft sollen Community-Mitglieder reales Geld gegen die Tokens des Unternehmens tauschen können. Inhalte können mit Hilfe der Civil Tokens „herausgefordert“ werden. Leser setzen dann Tokens auf unterschiedliche Sichtweisen einer Meldung – am Ende gewinnt die Mehrheit. Die gleichen Tokens können auch für die Bezahlung von journalistischen Inhalten genutzt werden. Grundsätzlich möchte sich Civil so nicht in den journalistischen Prozess einmischen.
„Wir halten es für wichtig, dass die Redaktionen unabhängig von The Civil Media Company bleiben, da wir nie unangemessenen redaktionellen Einfluss auf sie ausüben wollen.“. Dennoch gibt das Unternehmen gewisse ethische Rahmen vor und arbeitet aktuell an einer eigenen Verfassung. Darin sollen die journalistischen Grundwerte der Plattform dargelegt werden. Die Durchsetzung soll ein Rat sichern, dieser soll von hochkarätigen Journalisten besetzt werden. Anfangs wird der Rat von Civil selbst ernannt, in der nächsten Runde sollen die Leser die Entscheidung übernehmen.
„Die Verfassung ist das grundlegende Dokument für alle Aktivitäten, die auf Civil stattfinden. Das wird dafür sorgen, dass Civil vor allem in seinem Engagement als Marktplatz für nachhaltigen Journalismus verwurzelt ist, wo Journalisten vor allem ihren Lesern verpflichtet sind“, so die Gründer der Plattform.
So reizvoll die Idee klingt, sie ist bei Weitem nicht neu. Ohne hier eine Bewertung anderer Angebote vornehmen zu wollen: Seit 2014 gibt es das Projekt Krautreporter in Deutschland. Die Inhalte werden durch herkömmliches Crowdfunding, ganz ohne Blockchain, finanziert. Auf der anderen Seite gibt es Finanzierungsservices wie Flattr. Durch, teilweise automatisierte, „Likes“ für Inhalte wird eine fixe Finanzierungssumme je Leser monatlich an Inhaltsanbieter ausgeschüttet. Durch das Liken erfolgt die Ausschüttung komplett nach eigenem Konsum und nicht automatisiert oder im Vorfeld. Allesamt neue Ideen, die bereits länger angeboten werden – und dennoch wuchs die Krise rund um die Finanzierung des Journalismus und das Thema Fake News nur.
Via Futurism