Gut, Hand aufs Herz – die Ankündigung ist etwas übertrieben. Am Ende hat sich die SIG dazu entschieden, eine nicht besonders neue Idee in den Standard zu integrieren. Bluetooth springt hier als eine Art Ortungshilfe ein, die neuen Location Services sollen dazu dienen, Hardware mit Bluetooth wieder aufzufinden.
Die Funktion an sich haben unzählige Tracker bereits implementiert, von der namhaften Lösung Tile bis hin zu diversen, sehr günstigen, Trackern vom freundlichen Händler aus China. Der neue Standard soll zwei unterschiedliche Ortungssysteme bieten – Proximity und Ortungsdienste.
Proximity Systeme erkennen den Abstand von zwei Objekten mit Bluetooth und können so auf Annäherung reagieren. Ebenso ist der Abstand messbar. Während die Ortung von verlegten Geräten eine Nischenanwendung ist, gibt es hier bereits eine deutlich bekanntere Lösung: Bluetooth Beacons. Diese Beacons senden automatisch Signaturen aus und werden in verschiedenen Einsatzbereichen wie Point-Of-Interests oder auch für Marketing genutzt. Neu ist die Peilungsfunktion, so kann der Standard in Zukunft auch eine Art Navigationslösung bieten. Vor allem für verlegte Geräte ist dies ein wirklich praktisches Feature, lediglich die „ungefähre Annäherung“ wie bisher gestaltet die Suche oft schwer.
„Durch die Einbeziehung der neuen Peilungsfunktion können Bluetooth-Näherungslösungen die Fähigkeit zur Geräterichtung hinzufügen. So könnte beispielsweise eine Lösung zur Artikelsuche einem Benutzer nicht nur mitteilen, wann sich ein Anhänger für persönliche Gegenstände in der Nähe befindet, sondern auch, in welcher Richtung, was die Benutzerfreundlichkeit erheblich verbessert.“
Ortungs- oder Positionierungssysteme können den physischen Standort von Geräten bestimmen und diesen in Echtzeit darstellen. Sie kommen für Objektverfolgung oder Indoor-Positionierung zum Einsatz. Während die Navigation innerhalb von Räumen nach einem sehr praktischen und nützlichen Feature klingt, gibt es auf der anderen Seite auch eine negative Ausprägung: das Tracking. Mithilfe dieser Systeme versuchen Betreiber von kleinen Geschäften bis hin zu Einkaufszentren oder Messen den Strom ihrer Kunden / Besucher zu überwachen. Die Daten sollen zwar zur Optimierung der Menschenströme eingesetzt werden, können aber natürlich auch für andere „Optimierungen“ herhalten.
„Bluetooth hat sich als die Technologie der Wahl für Ortungsdienste etabliert, die es Unternehmen ermöglicht, robuste und zuverlässige Lösungen für die unterschiedlichsten Unternehmen zu entwickeln, die einen genauen Standort benötigen, um ihre Geschäfte zu betreiben“, sagt Fabio Belloni, Chief Customer Officer und Mitbegründer von Quuppa. „Die heutige Einführung eines Standardansatzes für die Bluetooth-Peilung verspricht, uns, unseren Partnern und unseren Kunden noch mehr Möglichkeiten zu eröffnen.“
„Location Services ist einer der am schnellsten wachsenden Lösungsbereiche für die Bluetooth-Technologie und wird bis 2022 voraussichtlich über 400 Millionen Produkte pro Jahr erreichen“, sagt Mark Powell, Bluetooth SIG Executive Director. „Das ist eine großartige Traktion und die Bluetooth-Community sucht weiterhin nach Wegen, diesen Markt mit Technologieverbesserungen weiter auszubauen, welche den Marktbedürfnissen besser entsprechen und das Engagement der Community für Innovationen und die Bereicherung der Technologieerfahrung der Benutzer weltweit unter Beweis stellen.“
Die neuen Funktionen sollen mit Version 5.1 von Bluetooth in den Core implementiert werden. Wir werden sehen, inwiefern Hardwarehersteller bzw. Softwarelösungen die neuen Ortungsfunktionen dann tatsächlich nutzen. Bluetooth besitzt einige Limitierungen, wie eine äußerst kurze Reichweite – dennoch gibt sich die SIG sehr Mühe das weiterhin „alles mit Bluetooth besser wird“.