3D braucht kein Mensch — zumindest, solange wir von Fernsehern reden. Tun wir hier aber nicht, sondern wir sprechen über Infotainmentsystemen in Automobilen. Die Displays dieser Systeme sind ein heikles Thema. Zum einen dürfen sie niemals auch nur für eine Sekunde ausfallen, weil das hieße, dass Menschenleben gefährdet würden. Zum anderen darf das, was auf dem Display angezeigt wird, den Fahrer nicht zu sehr vom Geschehen auf der Straße ablenken. Die Ansprüche an diese Panels ist also sowohl technisch anspruchsvoll, als auch vom Design der Software.
Bosch glaubt, dass man jetzt einen Weg gefunden hat, wie man die Display-Technologie in Autos vorantreiben kann — und dieser Weg lautet eben 3D. Heute hat Bosch seine 3D-Displays vorgestellt, die auf eine passive 3D-Technik setzen, bei der ihr also keine 3D-Brille tragen müsst, um den Effekt wahrzunehmen.
Ist das eine technische Spielerei oder hat das einen wirklichen Mehrwert für den Fahrer? Bosch ist überzeugt davon, dass es letzteres ist. Das Unternehmen verweist auf eine lange Tradition, was Display-Innovationen im Auto angeht:
Seit den 1980er-Jahren setzt das Unternehmen immer wieder Maßstäbe für Anzeigeinstrumente im Auto – beispielsweise mit einer der weltweit ersten Digitalanzeigen im Cockpit des Audi Quattro. Ebenfalls dank Bosch gingen das erste frei programmierbare Display vor rund fünf Jahren im Audi TT und das weltweit erste gebogene Kombiinstrument im Innovision Cockpit des aktuellen VW Touareg in Serie.
Auch mit seinem neuen 3D-Konzept glaubt man, der Konkurrenz wieder einen entscheidenden Schritt voraus zu sein. Grundsätzlich will das Unternehmen „Intelligenz ins Cockpit bringen“ und setzt darauf, dass der Fahrer künftig viel mehr mit dem Infotainmentsystem interagiert, statt sich nur Inhalte anzeigen zu lassen.
Schon heute regeln bis zu 15 Recheneinheiten im Hintergrund die Anzeige- und Bediensysteme. Werden die Systeme noch anspruchsvoller, würde diese Zahl der Recheneinheiten weiter ansteigen. Genau das will Bosch verhindern und bringt Ordnung in die Sache, indem man das „Human-Machine-Interface“ mit einem Cockpit-Computer koordiniert und die Steuerung in einer zentralen Recheneinheit unterbringt.
Das 3D-Display spielt im Konzept eine wichtige Rolle, soll es doch dafür sorgen, dass dem Fahrer wichtige Informationen wesentlich schneller ins Auge springen:
Durch die Tiefenwirkung der Anzeige erfassen Autofahrer wichtige Informationen – etwa von Assistenzsystemen oder eine Staumeldung – schneller.Warnhinweise, die aus dem Display herauszuwachsen scheinen, springen einem geradezu ins Auge. Dr. Steffen Berns, Vorsitzender des Bereichsvorstandes von Bosch Car Multimedia
In der Pressemeldung heißt es weiter:
Beim Einparken entsteht auch ein realistischeres Bild der Rückfahrkamera, Hindernisse im Fahrweg lassen sich früher erkennen. Dadurch können Fahrer noch besser einschätzen, wie viel Platz beispielsweise noch zwischen Stoßstange und Tiefgaragenwand bleibt. Beim Navigieren durch tiefe Häuserschluchten von Großstädten spielt der 3D-Effekt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Dank der räumlichen Darstellung der Karte ist auf den ersten Blick ersichtlich, hinter welchem Gebäude der nächste Abzweig liegt.
Bosch plant also, dass man für jeden Kunden das passende Infotainmentsystem bieten kann, gestaltet das System effizienter durch das Bündeln der Steuerung in einer zentralen Recheneinheit und sorgt durch das 3D-Display dafür, dass der Fahrer Informationen schneller erfassen kann. Klingt zumindest auf dem Papier nach einer schlüssigen Konzeption für künftige Infotainmentsysteme.
Allerdings würde ich so ein 3D-Display erst im Einsatz sehen wollen, bevor ich mir eine Meinung erlaube, ob die Technologie tatsächlich so zielführend ist. Leider nennt Bosch noch kein Automodell, in dem das neue Display tatsächlich zum Einsatz kommt. Im September wird Bosch selbstverständlich bei der IAA zugegen sein — vielleicht konkretisiert man dann seine Pläne bezüglich des 3D-Panels.
Quelle: Bosch