Selbstverständlich ist auch Bosch schon lange Stammgast in Las Vegas, Nevada, wenn die CES wieder die Technik-Fans aus aller Welt anlockt. Für 2020 konnte sich das deutsche Traditionsunternehmen, welches weltweit u.a. als Autozulieferer bekannt geworden ist, einen der „Best of Innovation“-Awards an Land ziehen für seinen Virtual Visor.
Bosch beschäftigt sich hier mit der guten, alten Sonnenblende, einem Requisit in unseren Autos, welches sich prinzipiell seit einem Jahrhundert nicht signifikant verändert hat. Der Virtual Visor könnte das jetzt aber ändern. Herkömmliche Sonnenblenden werden bei entsprechendem Sonnenlicht heruntergeklappt, halten dann aber nicht nur die Sonne ab, sondern verkleinern auch deutlich das Sichtfeld.
Das Statistische Bundesamt spricht für das Jahr 2018 allein in Deutschland von 3.756 Unfällen, die sich trotz Sonnenblende allein in Deutschland ereigneten. Höchste Zeit also, dass man hier technisch nachrüstet. Bosch geht das mit dem Virtual Visor an, einem transparenten LCD-Panel, welches die Sonnenblende ersetzt.
Das transparente Display ist dabei nur eine der entscheidenden Komponenten, ebenso wichtig für das System ist eine auf den Fahrer gerichtete Kamera und die künstliche Intelligenz, die die richtigen Schlüsse zieht und nur die notwendigen Stellen des Displays abdunkelt.
Die Kamera erfasst zunächst das Gesicht des Fahrers und zudem den Schattenwurf dort. Daraus errechnet ein Algorithmus, welche Partien des aus einzelnen Kacheln bestehenden Displays verdunkelt werden müssen, damit der Fahrer nicht geblendet wird. Einzelne Kacheln werden dann abgedunkelt, wie ihr auf den Bildern sehen könnt, der restliche Teil des Displays bleibt transparent und schränkt damit das Sichtfeld deutlich weniger ein als eine herkömmliche Sonnenblende.
Für mein Empfinden könnte der untere Displayrand noch ein wenig schlanker werden, da dieser schon noch die Sicht ein wenig einschränkt, aber im Vergleich zur klassischen Sonnenblende ist der Virtual Visor natürlich dennoch unbestritten ein riesiger Schritt nach vorne.
Eine Serienfertigung ist derzeit noch nicht geplant, Bosch ist diesbezüglich jetzt auf der Suche nach Partnern. Bosch ermöglicht uns mit dem Virtual Visor bzw. der Pressemitteilung auch einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens und zeigt auf, wie es dort um die Innovationskultur bestellt ist: So entstand auch der Virtual Visor im Rahmen einer internen Innovationsinitiative durch ein dreiköpfiges Team von Ingenieuren um Mitarbeiter Jason Zink — alles Ingenieure, die sonst Antriebslösungen entwickeln.
Für den Prototypen fischte man sich quasi aus der Recycling-Tonne einen alten, ausgemusterten Bildschirm und entwarf so erste Muster. Das Team bemühte sich um interne Finanzierung des Projektes, begeisterte Führungskräfte unterstützten in der Folge das Projekt als Mentoren und heute ist der Virtual Visor Teil des Entwicklungsportfolios des Bosch-Geschäftsbereichs „Car Multimedia“.
Passende Partner werden nun also wie gesagt gesucht und angesichts dieser deutlichen Verbesserung, die der Virtual Visor gegenüber traditionellen Sonnenblenden darstellt, dürften die Hersteller Bosch diesbezüglich vermutlich bald die Türen einrennen.