Bei allem, was bei Tesla in letzter Zeit nicht rund läuft: Irgendwas müssen die Mannen um Elon Musk ja richtig machen, schließlich sind die Elektrofahrzeuge der Kalifornier auch jenseits der aktuell eher schlechten Presse in aller Munde und hauptverantwortlich für das Aufkommen der E-Autos in Nordamerika. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Tesla clever genug war, sich schnellstens um die nötige Infrastruktur zu kümmern und das Land mit Ladestationen für die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge zu überziehen. Eine der besten Erfindungen Teslas sind definitiv die Supercharger, die in einer halben Stunde etwa Strom für bis zu 270 Kilometer Reichweite liefern.
Der Haken am Ladesäulen-Netzwerk der Kalifornier: Die Supercharger sind nicht kompatibel mit den Fahrzeugen anderer Hersteller. Daher haben sich VW und BMW bereits Anfang des Jahres zusammengetan, um in Kooperation mit ChargePoint ein eigenes Netzwerk aus Schnellladesäulen zu etablieren. Im Fokus der dafür gegründeten Express Charging Corridors Initiative stehen dabei zunächst die viel befahrenen Highways an der Ost- und Westküste der USA.
Insgesamt 95 Schnellladesäulen haben die US-Töchter von VW und BMW durch ChargePoint errichten lassen und gewährleisten damit, dass etwa alle 50 Meilen eine solche Säule vorzufinden ist. Es handelt sich dabei um Schnellladesäulen mit 500 Volt Gleichstrom (DC), der BMW i3 oder der VW e-Golf können damit in 20 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden.
Da sich die deutschen Autohersteller im Rahmen ihrer Initiative an die Standards der Branche halten, können auch Fahrzeuge so ziemlich aller anderen Anbieter die öffentlich frei zugänglichen Ladestationen nutzen. Damit hoffen VW und BMW natürlich darauf, dass sich dieser Standard gegenüber anderen Ansätzen durchsetzen wird und das Netz aus Ladesäulen damit besonders zukunftstauglich wird.
Mittels ChargePoint-App bzw. BMW ConnectedDrive oder CarNet können die Ladestationen ausfindig gemacht werden, die sich an Restaurants, Raststätten und Einkaufszentren befinden und mittels Adapter profitieren auch Fahrer eines Tesla von den kostenlosen Säulen.
Das passiert natürlich nicht, weil VW und BMW so barmherzige Wohltäter sind, sondern weil man Tesla nun verstärkt was entgegensetzen möchte und selbst bestrebt ist, sich mehr dem Thema Elektromobilität zu widmen.
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Damit wird ein Paradigmenwechsel eingeläutet, der auch einen Impact auf die Strategien von BMW und VW in Deutschland haben dürfte. Elektroautos stehen mittlerweile sehr weit oben auf der Agenda und das Feld möchte man sicher nicht Emporkömmlingen wie Tesla überlassen. Dazu muss man selbst natürlich die eigenen Produkte auf den Markt dringen, sich dabei dann auch darum kümmern, dass die Reichweiten gegenüber Tesla konkurrenzfähiger werden – und natürlich muss auch die Infrastruktur passen.
Letzteres hat man mit den jetzt fertig gestellten 95 Schnellladesäulen fulminant angegangen und wir dürfen davon ausgehen, dass die Zeichen der Zeit sowohl bei BMW als auch VW erkannt wurden.
Quelle: ChargePoint via Fortune