Wenn man in den letzten Wochen die Berichterstattung zum Thema „Coronavirus“ verfolgt, dann fällt auf, dass das Virus zum aktuellen Zeitpunkt auf dem Rückzug zu sein scheint. Es gibt zwar noch immer tagtäglich Neuinfektionen mit dem Erreger, dennoch nimmt die Zahl derjenigen, die die Erkrankung hinter sich haben (Genesene + Tote) schneller zu. Während den letzten Monaten hat aber dennoch ein gefährlicher Trend Einzug gehalten, der uns auch nach der Pandemie erhalten bleiben könnte.
Konkret geht es in unserer heutigen Berichterstattung um eine Meldung von Bloomberg. Aufgrund der aktuell über 167.000 Toten, die die Europäische Union inzwischen aufgrund von COVID-19 zu beklagen hat, haben viele Firmen nämlich Sicherheitsmaßnahmen implementiert, die auch zur Überwachung missbraucht werden können. Grund ist auch, dass die EU kaum Regelungen und Rahmenbedingungen zu diesem Thema entworfen hat.

Schauen wir zum Beispiel auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tata Steel Ltd., die während der letzten Wochen in Belgien und dem Vereinigten Königreich Armbänder erhalten haben, welche bei Kontakten mit Arbeitskollegen (unterhalb von 1,5 Metern) eine Warnung von sich geben. Einwohner, die bei Boygues SA oder Schneider Electric SE arbeiten, müssen vor Arbeitsbeginn Kameras durchlaufen, die die Körpertemperatur messen und gegebenenfalls vorsorglich eingreifen können.
Aber das ist noch nicht alles. In Einkaufszentren und an großen Umsteigestationen innerhalb von Spanien, Frankreich, Israel und den Vereinigten Staaten wurden für den Menschen nicht sichtbare Lasersysteme installiert, die Abstände zwischen Passanten überwachen und Personenströme messen sollen. Laut einer Studie von Pricewaterhouse Coopers überlegen aktuell 23 Prozent der weltweiten Unternehmen Technologien zur Nachverfolgung von Mitarbeitern zu implementieren.
The use of mass surveillance infrastructures can lead to a normalization of these highly intrusive tools, and the hasty introduction of apps, devices and cameras will, in the long term, lead to a dissolution of trust between employers and employees Ella Jakubowska, Forscherin
Es ist gar nicht auszudenken, was das Bestehen von solchen Maßnahmen auch nach der Pandemie für Auswirkungen haben könnte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten von ihren Vorgesetzten überwacht und Leistungen anhand von digitalen Daten bewertet und vergütet werden. Auch die Benachteiligung und Ausgrenzung von Menschen, die von Haus aus eine höhere Körpertemperatur haben, könnte die Folge sein.
Es ist also gar nicht so verwerflich, dass viele Menschen in den letzten Wochen auf die Straße gegangen sind, um gegen Einschränkungen und Überwachung zu protestieren. Denn sollte eines Tages das Virus besiegt und ein Impfstoff gefunden sein, dann sollte ein rascher Rückgang in die datenschutzkonforme Normalität erfolgen.