Es passiert nun wahrlich nicht oft, dass Google und Apple eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlichen. Wenn das passiert, muss das an einer besonderen Situation liegen, die ebenso besondere Maßnahmen erfordert. Von der Corona-Krise dürfen wir zweifellos behaupten, dass es sich dabei um eine solche Situation handelt und vorhin haben sich dann auch tatsächlich Google und Apple gemeinsam an die Öffentlichkeit gewandt.
To help public health officials slow the spread of #COVID19, Google & @Apple are working on a contact tracing approach designed with strong controls and protections for user privacy. @tim_cook and I are committed to working together on these efforts.https://t.co/T0j88YBcFu
— Sundar Pichai (@sundarpichai) April 10, 2020
Sowohl Google als auch Apple haben auf ihren Seiten identische Meldungen veröffentlicht, in denen sie ihre Zusammenarbeit ankündigen. Bei dieser Zusammenarbeit geht es darum, die Kräfte im Kampf gegen das Coronavirus zu bündeln und eine Technologie auf den Weg zu bringen, die die Ermittlung von Kontaktpersonen per App ermöglichen soll. Oder einfach gesagt: Wie bei dem von der deutschen Regierung präferierten App-Ansatz bzw. dem europäischen Pepp-PT-Standard soll mithilfe von Bluetooth Low Energy (BLE) nachvollzogen werden, mit wem Covid-19-infizierte Personen in Kontakt getreten sind.
Dabei möchten die beiden Tech-Riesen in zwei Schritten vorgehen: Zunächst möchte man im Mai APIs veröffentlichen, die eine Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten mithilfe von Apps der jeweiligen Gesundheitsbehörden ermöglichen. Im zweiten Schritt schließlich möchte man in den folgenden Monaten dafür sorgen, dass die Funktionalität direkt sowohl bei iOS als auch Android in die Plattformen integriert wird, weil das eine stabilere Alternative als die API-Lösung verspreche.
Beide Unternehmen verweisen darauf, welche Rolle die Privatsphäre in dem Kontakt spielt und dass man die Sicherheit der Nutzer in den Mittelpunkt der Entwicklung rücken möchte. Zudem will man so transparent wie möglich über die Entwicklung informieren, erste White Papers zur Arbeitsweise können auch bereits eingesehen werden.
Wie bei der europäischen Zusammenarbeit begrüße ich es auch bei Apple und Google, dass Kräfte gebündelt werden, um ein Problem lösen zu helfen, welches den ganzen Planeten betrifft. Eine erste App, basierend auf dem europäischen Pepp-PT-Standard soll noch in diesem Monat vorgestellt werden, Apple und Google wollen mit dem Bereitstellen der APIs im Mai starten. In beiden Fällen hängt der Erfolg an der Bereitschaft von uns allen, diesen Technologie-Ansatz durchs Installieren der Apps freiwillig zu unterstützen. Tut uns also allen den Gefallen und überlegt lieber zwei mal, ob ihr euch diesem Vorgehen verschließen wollt. Hier jetzt noch die Meldung von Google und Apple im vollen Wortlaut:
Google und Apple arbeiten bei Technologie zur COVID-19-Kontaktmessung zusammen
Weltweit arbeiten Staaten und Gesundheitsbehörden zusammen, um Lösungen für die COVID-19-Pandemie zu finden, Menschen zu schützen und den Alltag allmählich zu normalisieren. Softwareentwickler leisten einen Beitrag, indem sie technische Tools entwickeln, mit denen sie helfen, den Virus zu bekämpfen und Leben zu retten. Vor diesem Hintergrund haben Google und Apple eine Zusammenarbeit zum Einsatz von Bluetooth-Technologie beschlossen, um Staaten und Gesundheitsbehörden dabei zu helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Die Privatsphäre und Sicherheit teilnehmender Nutzerinnen und Nutzer stehen im Mittelpunkt der gesamten Entwicklung und Zusammenarbeit.
Da der Virus durch die unmittelbare Nähe zu betroffenen Personen übertragen werden kann, haben Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens Kontaktmessungen als ein mögliches wertvolles Instrument zur Eindämmung einer weiteren Verbreitung des Virus identifiziert. Eine Reihe führender Gesundheitsbehörden, Universitäten und Nichtregierungsorganisationen auf der ganzen Welt haben in den letzten Wochen und Monaten wichtige Arbeit geleistet, um Technologien zur Kontaktmessung zu entwickeln, die von Nutzern auf freiwilliger Basis als App genutzt werden sollen. Um solche Kontaktmessungen zu ermöglichen und diese zu fördern, werden Google und Apple eine umfassende Lösung auf den Markt bringen, die Schnittstellen (API / Application Programming Interfaces) und Technologien auf Betriebssystemebene umfasst. Angesichts der hohen Dringlichkeit ist geplant, diese Lösung in zwei Schritten zu implementieren und gleichzeitig einen starken Schutz der Privatsphäre der Benutzer zu gewährleisten.
Zunächst werden beide Unternehmen im Mai APIs veröffentlichen, die eine Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten mithilfe von Apps der Gesundheitsbehörden ermöglichen. Die Behörden können ihre zertifizierten Apps über die jeweiligen App-Stores zur Verfügung stellen, wo sie von den Nutzern heruntergeladen werden können.
Zweitens werden Google und Apple in den kommenden Monaten an einer umfassenderen Bluetooth-basierten Plattform für Kontaktmessungen arbeiten, indem die betreffende Funktionalität in die zugrunde liegenden Plattformen integriert wird. Eine solche Lösung ist robuster als eine Programmierschnittstelle und ermöglicht zudem die freiwillige Teilnahme von weit mehr Einzelpersonen an einem solchen System. Auch unterstützt ein solcher Ansatz die Zusammenarbeit in einem breiteren Ökosystem von Apps und Gesundheitsbehörden. Datenschutz, Transparenz und Freiwilligkeit der Teilnahme sind bei diesem Vorhaben von größter Bedeutung. Wir freuen uns darauf, diese Funktionalität in Absprache mit interessierten Institutionen aufzubauen. Wir werden Informationen über unsere Arbeit transparent machen, damit andere sie bewerten können.
Wir alle bei Google und Apple sind der Überzeugung, dass es noch nie einen wichtigeren Moment gegeben hat, um gemeinsam eines der dringendsten Probleme der Welt zu lösen. Wir hoffen, durch die enge Kooperation und Zusammenarbeit mit Entwicklern, Regierungen und Anbietern des öffentlichen Gesundheitswesens die Kraft der Technologie nutzen zu können, um Ländern auf der ganzen Welt dabei zu helfen, die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen und eine Rückkehr zum normalen Alltag zu befördern.