Das neuartige Coronavirus hat eindeutig auch Einfluss auf meinen Tagesablauf. Irgendwie habe ich die täglichen Statements von New Yorks Gouverneur Cuomo und der Corona Task Force mit Präsident Trump an der Spitze in meinen Tag integriert. Aus New York bekommt man die harten Fakten, aber auch ganz viel Empathie, Besonnenheit und Weitblick des Gouverneurs vermittelt. Später, nach unser Zeit oft erst um Mitternacht rum, legt dann Donald Trump nach und zeigt Tag für Tag sehr eindrucksvoll, wie man es nicht macht.
Mitten in der Krise macht Donald Trump Wahlkampf, jüngst sogar mit eigens dafür produzierten Image-Video, welches zeigen soll, wie sensationell er diese Krise meistert. Würden keine Menschenleben an seinem Handeln hängen, könnte man sich amüsiert in die Sitzecke lümmeln, wenn dieser unbeholfene Präsidentendarsteller mit der Rhetorik eines Vierjährigen abwechselnd an der Presse und an den Gouverneuren abarbeitet.
Es gibt also nur sehr überschaubare Fakten, meist auch eher von seinen Mitstreitern vorgetragen. Dafür gibt es umso mehr Breitseiten gegen alles und jeden — und mindestens genau so viel Eigenlob für sich selbst. Er teilt aus gegen die versammelte Presse, gegen China, manchmal gegen Europa, gegen die Chefs der US-Bundesstaaten und auch gegen die WHO.
die World Health Organisation hat es mittlerweile auf Rang 1 von Trumps Pöbel-Liste geschafft, auch gestern Nacht arbeitete er sich wieder minutenlang an der Organisation ab, statt seine Landsleute über die Krise zu informieren. Logisch, dass es dafür auch massive Kritik hagelt, die Donald Trump erfahrungsgemäß jedoch nicht kümmert.
Jetzt hat sich auch der Microsoft-Mitgründer Bill Gates eingeschaltet. Der Milliardär hat in den letzten Tagen schon sehr kluge Dinge zur aktuellen Situation gesagt:
Coronavirus: Bill Gates erklärt, wie man die Krise in den Griff bekommen kann
Jetzt meldet er sich also wieder zu Wort und zielt explizit auf Donald Trump und seine jüngste (dumme) Entscheidung, nämlich die Zahlungen an die WHO mitten in einer Pandemie auszusetzen. Auf Twitter sagt Gates:
Das Einfrieren der Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation während einer Weltgesundheitskrise ist so gefährlich, wie es klingt. Ihre Arbeit verlangsamt die Ausbreitung von COVID-19, und wenn diese Arbeit gestoppt wird, kann keine andere Organisation sie ersetzen. Die Welt braucht @WHO jetzt mehr denn je.
Ich könnte mich von morgens bis abends ärgern über die Sachen, die ein Donald Trump von sich gibt und vor allem darüber, dass ihm so viele US-Amerikaner den Scheiß auch noch abkaufen. Jetzt in dieser Corona-Krise hebt der Präsident das aber nochmal auf ein anderes Niveau, weil es eben um Menschenleben geht und nicht darum, sich selbst ins beste Licht zu rücken.
Daher bin ich natürlich völlig auf der Seite des Microsoft-Gründers und er bekommt auch bei Twitter jede Menge Zuspruch — aktuell 240.000 Likes sprechen eine deutliche Sprache. So richtig dicke Freunde werden diese beiden wohl nicht mehr — kein Wunder also, dass Gates auch nicht auf der langen Liste der Wirtschaftsbosse auftaucht, die der US-Regierung mit Rat und Tat zur Seite stehen sollen, was den Neustart der US-Ökonomie angeht.
Halting funding for the World Health Organization during a world health crisis is as dangerous as it sounds. Their work is slowing the spread of COVID-19 and if that work is stopped no other organization can replace them. The world needs @WHO now more than ever.
— Bill Gates (@BillGates) April 15, 2020
Dauerhaft einstellen kann Trump die Zahlungen an die WHO auch nicht, sondern nur für 45 Tage aussetzen. Will er es dauerhaft stoppen, braucht er eine entsprechende Mehrheit im Repräsentantenhaus. Da hier die Demokraten das sagen haben, kann er sich das getrost von der Backe putzen. Macht es aber nicht viel besser, denn wie Bill Gates schon ganz richtig sagt: Es ist gefährlich, die Organisation jetzt nicht zu unterstützen und darüber hinaus natürlich auch ein fatales Signal an die ganze Welt.
via WinFuture.de