Was macht die derzeitige Ausnahmesituation mit uns? Diese Frage kann man sicher von vielen Seiten betrachten und dementsprechend viele Antworten darauf geben. Eine Antwort ist aber ganz sicher, dass wir insgesamt deutlich mehr Zeit im Internet verbringen. Video-Konferenzen ersetzen reale Treffen, unsere Kids besuchen die Schule derzeit auch nur virtuell und in der Freizeit fehlen uns Veranstaltungen, Bars, Clubs usw, so dass wir auch da noch gerne im Netz abhängen — ich allein hab so viel Serien geglotzt, dass ich von Amazon Prime, Netflix und Disney jeweils einen Orden verdient hätte.
Gefühlt lässt sich also sagen, dass der Web-Traffic in diesen Zeiten ganz sicher gestiegen ist, verglichen mit der Zeit vor der Pandemie. Das Unternehmen Akamai, das sonst z.B. Unternehmen dabei hilft, die Performance ihrer Multi-Cloud-Architekturen zu optimieren, ist der Sache mal auf den Grund gegangen und kann unser Gefühl nun auch mit Zahlen belegen.
Akamai hat über seine Intelligent Edge Plattform mit Blick auf mehr als 270.000 Server an 4.000 Standorten in 137 Ländern geworfen und dadurch einen umfassenden Überblick über den Datenverkehr im Netz erhalten. Aufgefallen ist dabei, dass allein am Samstag, den 21. März, als die ersten Ausgangsbeschränkungen in Bayern und im Saarland in Kraft traten, der Datenverkehr hierzulande um rund 45 Prozent im Vergleich zum Vormonat zugenommen hat.
Normalerweise wächst der Traffic kontinuierlich um drei Prozent pro Monat — im März 2020 ist er stattdessen weltweit um dreißig Prozent angewachsen, mit Schwerpunkten bei Video-Streaming und Software-Downloads. Sonst sind es vor allem gestreamte Sportveranstaltungen, die für Traffic-Rekorde sorgen und obwohl diese Events komplett wegfallen, hat man binnen Wochen einen so hohen Anstieg wie sonst im gesamten Jahr.
Was global gilt, beobachten wir natürlich auch in Deutschland: Wegen der Covid-19-bedingten Ausgangsbeschränkungen ist der Traffic hierzulande durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen, an den Wochenenden sogar um die 40 Prozent.
Wie gesagt: Durch die Ausgangsbeschränkungen und die damit verbundenen Veränderungen unserer Tagesabläufe kommt das nicht besonders überraschend. Überraschender ist da hingegen, dass wir trotz dieses Anstiegs keine Gefahr laufen, das Internet überlasten zu können. Das liegt daran, dass sich der zunehmende Internetverkehr gleichmäßig über verschiedene Online-Dienste und Zugriffszeiten hinweg verteilt. Wir erleben also keinen punktuellen Web-Traffic-Anstieg, der das Internet überlasten könnte, sondern einen wellenförmigen Zuwachs durch zeitlich verteilte Zugriffe auf verschiedene Dienste.
Zumindest das ist doch mal beruhigend, denn ich möchte mir nicht vorstellen, was in dieser eh schon angespannten Lage los wäre, wenn wir jetzt auch noch das Netz an seine Grenzen treiben würden.