Der deutsche Automobilkonzern Daimler, der deutsche Automobilzulieferer Bosch und der US-amerikanische Technologieentwickler Nvidia haben eine umfassende Kooperation verkündet, um vollautomatisierte und fahrerlose Fahrzeuge der Entwicklungsstufen bzw. SAE-Level “4”und “5” zu entwickeln. Dies gaben die Kalifornier am gestrigen Dienstag bekannt.
Zum Hintergrund: Daimler hatte bereits im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit Bosch intensiviert, auch mit Nvidia gab es bereits eine längere Kooperation. Die wiederum gab es auch zwischen Bosch und Nvidia, nun schließt sich der Kreis.
Besonders spannend ist, dass Nvidia bereits seit geraumer Zeit Kooperationspartner von Here ist. Die deutschen Automobilhersteller Audi, BMW und Daimler hatten das Unternehmen vor einigen Jahren erworben und konnten seitdem eine ganze Reihe neuer Partner gewinnen. Neben dem Nvidia-Konkurrenten Intel ist u.a. der chinesische Technologieriese Tencent mit an Bord.
Nvidia entwickelt neben der zugrundeliegenden Hardware u.a. Künstliche Intelligenzen und Algorithmen für das sogenannte Deep Learning. Diese kommen bei Heres “Electronic Horizon”-Software zum Einsatz und sollen die Fahrzeugtechnologie komplettieren, damit sowohl heutige Anforderungen als auch zukünftige Vorgaben für das autonome Fahren erfüllt werden können. Die Software soll Fahrzeuge über die vor ihnen liegende Streckenabschnitte informieren und die Sensoren und Assistenzsysteme auf eventuell anstehende Risiken oder notwendige Fahrmanöver hinweisen. Durch die bereits vorhandene Einbindung der digitalen Karten und weiterer Dienste soll es Autoherstellern zudem leichter fallen, komplexe Fahrzeugentwicklungen zu implementieren, ohne dabei auf eine Vielzahl verschiedener Lieferanten setzen zu müssen.
Here will mit der OneMap Alliance den herstellerübergreifenden Standard für hochauflösendes Kartenmaterial etablieren und eine Plattform für zukünftige selbstfahrende Autos entwickeln. Zudem sollen die Fahrzeuge der beteiligten Unternehmen in Echtzeit die Daten der Fahrzeugsensoren mit den Systemen anderer Fahrzeuge austauschen und einander so über Unfallgefahren, Staus, freie Parkplätze oder ähnliche verkehrsrelevante Dinge informieren.
An dieser Stelle kommt auch die Intel-Tochter Mobileye ins Spiel. Die Israelis hatten kürzlich verkündet, dass sie schon in naher Zukunft rund acht Millionen Fahrzeuge eines europäischen Automobilherstellers mit der Kamera-Technologie ausstatten werden, die für teil- und vollautonome Fahrzeuge notwendig ist. Das zu Intel gehörende Unternehmen nimmt für sich in Anspruch, in diesem Bereich einen Marktanteil von 70 Prozent zu besitzen.
Nvidia stellt mit dem DRIVE Pegasus Board eine AV-Computing-Plattform zur Verfügung, mit der Deep Learning, Sensorfusion, Bilderkennung, Cloud-Computing und mehr integriert werden können. Das System kann beeindruckende 320 Billionen Operationen pro Sekunde ausführen und wäre damit eine der wenigen bisher existierenden Lösungen, die entsprechende Echtzeit-Operationen ermöglicht.
Der ursprüngliche Plan von Daimler und Bosch lautete, dass man selbstfahrende Autos in den kommenden fünf Jahren “auf die Straße” bringen will. Mit der offiziellen Bekanntgabe der Nvidia Kooperation steht fest, dass erste Tests mit den Systemen bereits im kommenden Jahr erfolgen werden. Ab der zweiten Jahreshälte sollen entsprechend ausgestattete S- und V-Klassen der Stuttgarter auf ausgewählten Routen im Silicon Valley erprobt werden.
via nvidia.com