Seit das Rad erfunden wurde, hat es kein sinnloseres Gefährt gegeben als den Segway PT, der mit vollem Namen Segway Personal Transporter heißt, im Grunde stets umgangssprachlich schlicht Segway genannt wurde. 2001 wurde dieses Ein-Personen-Fahrzeug mit zwei Rädern auf einer Achse erstmals vorgestellt und fristet seitdem ein Dasein als Quell der Belustigung.
Egal, ob man Touri oder Kaufhaus-Cop ist: Es ist faktisch nicht möglich, auf diesem Ding nicht komplett behämmert auszusehen. Das ändert aber nichts daran, dass diese Teile erstaunlich präsent sind — selbst hier in Dortmund sieht man ab und an Touristen-Gruppen, die auf diesen Hobeln unterwegs sind und sich der Lächerlichkeit preisgeben.
Auch, wenn ich das persönlich anders eingeschätzt hätte, war der Segway nie kommerziell erfolgreich. Allein in den ersten 13 Monaten wollte man 100.000 Einheiten dieser ungewöhnlichen Zweiräder an den Mann bringen — es sollten insgesamt aber in all den Jahren nur 140.000 werden. Kein Wunder also, dass Ninebot-Segway — so der Name des chinesischen Konzerns, der sich Segway mittlerweile einverleibt hat — jetzt die Reißleine zieht: Ab dem 15. Juli 2020 werden die Bänder im US-amerikanischen New Hampshire für immer stillstehen, die Produktion wird eingestellt!
Tech-Giganten bescheinigten dem Segway, dass dieses Mobilitäts-Gadget riesengroß würde — sie sollten sich alle irren. So war Jeff Bezos sicher, dass diese Karre “revolutionärer als das WWW” wird, Ex-Apple-Boss Steve Jobs glaubte fest daran, dass der Segway erfolgreicher würde als der Personal Computer. Lange Rede, kurzer Sinn: Alle Welt glaubte, dass irgendwann die Straßen dieses Planeten knüppelvoll mit diesen Ungetümen sein würde — also alle Welt, abgesehen von den vermeintlichen Käufern.
Als Grund für die vorgezogene Rente des Segway PT nennt Ninebot-Segway die anhaltende Erfolglosigkeit: Lediglich 1,5 des Unternehmensumsatzes entfällt auf den Segway PT — zu wenig, um die Teile weiter produzieren zu lassen. Gründe für die überschaubare Nachfragte hat man zudem auch mehrere ausgemacht: Dazu gehört mit Sicherheit der hohe Preis, der aktuell zwischen 8 000 und 10 000 Euro liegt. Darüber hinaus braucht man eine Weile, bis man diesen Roller beherrscht, kann also nicht direkt drauflos rollen. Ihr merkt schon, beides sind klare Nachteile gegenüber herkömmlichen E-Scootern, wie sie Ninebot selbst auch erfolgreich verkauft. Man kann diese auf Anhieb fahren und sie kosten deutlich weniger als die Segways.
Eine weitere Hürde mutet hingegen etwas kurios an: Der Segway ist auch daran gescheitert, dass er zu wertig und robust gebaut wurde. Mit den Dingern kann man über 100.000 Kilometer absolvieren, soll heißen: Jemand, der so ein Gefährt besitzt, wird sich vermutlich nie wieder eins kaufen müssen, weil es hält und hält und hält.
Für das Unternehmen ist das Ende des Segway PT nicht weiter problematisch, denn wie t3n berichtet, ist man nicht nur mit anderen Produkten gut genug aufgestellt, sondern hat aus den ganzen Jahren mit dem Segway PT auch ein ganzes Füllhorn an Technologie-Patenten (u.a. zur Selbstbalancierung allein über 1.000 Patente) vorzuweisen.
Verabschieden wir uns also vom Segway PT mit einem lachenden und einem wein… — okay, mit zwei lachenden Augen und schauen uns hier abschließend noch einmal dieses “Produktvideo” an. Das ist natürlich nicht wirklich ein Produktvideo, sondern ein hervorragendes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn das Schlechteste aus der Welt der Mobilität auf das Schlechteste der Traumfabrik Hollywood trifft — es dürfte schwierig sein, auf Anhieb einen noch schlechteren Film zu benennen als “Kaufhaus-Cop 2”. Aber hey, immerhin ist der Segway unschuldig daran, dass der Film so grottig ist — immerhin was.