Der deutsche Arbeitsmarkt bietet lt. einer aktuellen Bitkom-Studie momentan 51.000 offene Stellen für IT-Spezialisten. Gegenüber dem Vorjahr (43.000 offene Stellen) entspricht dies einem Anstieg um fast 20%.
Bei der Studie handelt es sich um eine repräsentativen Umfrage mit mehr als 1.500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen von Unternehmen aller Branchen. Sieben von zehn Unternehmen geben an, dass bei ihnen momentan ein Mangel an IT-Spezialisten herrsche. Vor einem Jahr waren es “nur” sechs von zehn Firmen.
„Der Fachkräftemangel hat die Marke von 50.000 Stellen übersprungen, Unternehmen aller Branchen suchen händeringend IT-Experten. Wir brauchen Digitalexperten, vom Software-Entwickler über den IT-Sicherheitsspezialisten bis zum IT-Berater.” Bitkom, Dr. Bernhard Rohleder
Mehr als 20.000 der 51.000 unbesetzten Stellen finden sich in Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche. Hier seien vor allem Softwareanbieter und IT-Dienstleister auf der Suche, bei ihnen gebe es alleine 17.400 nicht besetzte Positionen. Mehr als 2.000 IT-Spezialisten werden bei Unternehmen gesucht, die IT-Hardware und Kommunikationstechnik oder Unterhaltungselektronik anbieten. Rund 900 freie Stellen gibt es bei Anbietern von Telekommunikationsdiensten.
Gesucht: Software-Entwickler
Vor allem Software-Entwickler werden händeringend gesucht: 60% der Unternehmen geben an, dass sie offene Stellen in diesem Bereich momentan nicht adäquat besetzen können. Die noch relativ jungen Themenbereiche Big Data (47%), Cloud Computing (40%) sowie Apps (36%) sorgen hier für den größten Bedarf. Ebenfalls stark gestiegen sei die Nachfrage nach Entwicklern mit Kenntnissen rund um Industrie 4.0. 35% der Unternehmen suchen Entwickler in diesem Bereich, vor einem Jahr lag der Anteil bei 23%.
Neben Software-Entwicklern suchen die Firmen verstärkt IT-Berater (21%, statt 14% im Vorjahr) sowie Anwendungsbetreuer und Administratoren (21%) und IT-Sicherheitsexperten (17%). Die Nachfrage nach Anwendungsbetreuern und Administratoren sinkt.
Der Fachkräftemangel: Realität oder Märchen?
Kritiker merken im Zusammenhang mit vergleichbaren Studien immer wieder an, dass der Fachkräftemangel in Deutschland ein Märchen sei. Viele Unternehmen würden den Fachkräftemangel gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit nur heraufbeschwören, um kurz-, mittel- und langfristig die Zahl der Bewerber auf eine freie Stelle zu erhöhen. Die aus der größeren Bewerberauswahl resultierende Konkurrenzsituation werde dann genutzt, um Gehälter zu drücken oder um billigere Fachkräfte aus dem Ausland holen zu können.
Die Ursachen für eine tatsächlich existierenden Fachkräftemangel können vielfältig sein. Geburtenschwache Jahrgänge, eine Abwanderung von gut ausgebildeten Spezialisten ins Ausland oder in andere Regionen oder eine nicht mehr zeitgemäße Ausbildung der Bewerber in Unternehmen und an Hochschulen gehören zu den häufigsten Gründen.
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Ein Indiz für einen tatsächlich existierenden Mangel an Spezialisten ist die Entwicklung des Gehaltsniveaus. Wenn Löhne und Gehälter branchenspezifisch über dem Durchschnitt steigen, deutet dies auf einen tatsächlich existierenden Bedarf der Unternehmen hin. Für Software-Entwickler, -Architekten und -Ingenieure stiegen die Gehälter im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent. Netzwerk- und Security-Administratoren konnten rund 5% mehr verlangen.
Vielleicht müssen die Unternehmen hier einfach noch eine Schippe ‘drauflegen?