Das Leben in den USA veränderte sich vor knapp 1,5 Wochen schlagartig. Damals wurde der Afroamerikaner George Floyd auf offener Straße von einem Polizisten mit solcher Gewalt festgehalten, dass er kurze Zeit später starb. Was äußerst grausam klingt, ist in den Vereinigten Staaten leider zum Alltag geworden. Denn Polizeigewalt gegenüber Farbigen war schon immer präsent. Trotzdem wurde durch den Tod Floyds alles anders. Die Vereinigten Staaten befinden sich seitdem vielerorts im Ausnahmezustand.
Nicht nur die alltäglichen Proteste, die mit Eintritt der Dunkelheit in gewaltsame Auseinandersetzungen münden, haben das Land verändert. Auch die Verantwortung, die amerikanische Unternehmen aufgrund der aktuellen Situation zeigen, rückt zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit Twitter ist ein soziales Netzwerk mutig vorangeschritten und unternahm etwas gegen die weitere Anfechtung des Konflikts durch Präsident Donald Trump. Die Tweets verstießen einfach auch gegen die weit auslegbaren Nutzungsregeln.

Schauen wir hingegen auf ein anderes Netzwerk, dann sieht man das komplette Gegenteil. Facebook sieht sich nicht in der Verantwortung Hasspostings und Falschinformationen des Präsidenten zu kennzeichnen. Mark Zuckerberg rechtfertigt sich damit, dass man nicht derjenige sei, der über Wahrheit und Lüge entscheiden dürfe. Die Öffentlichkeit dürfe selbst entscheiden, was sie in Zukunft glauben möchte. Konkret auf die Postings von Donald Trump bezogen sagte er, dass diese nicht gegen die Regeln des sozialen Netzwerks verstoßen.
Bei diesem stummen Zusehen wollen sich viele Mitarbeiter:innen des Unternehmens nicht mehr beteiligen. Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter protestierten daher zum Wochenstart gegen die Politik des Unternehmens. In Abwesenheitsnotizen und auf digitalen Profilen nannten diese auch explizit, dass sie aufgrund von Protesten nicht erreichbar seien. Selbst ranghohe Mitarbeiter kündigten an, den Konzern zu verlassen, sofern sich nichts an der aktuellen Position des Unternehmens ändere.
The hateful rhetoric advocating violence against black demonstrators by the US President does not warrant defense under the guise of freedom of expression Facebook-Mitarbeiter
Mark Zuckerberg scheint indes unbeeindruckt von den Protestierenden. In einer internen Konferenz in der Mitarbeiter:innen über den Kurs des Unternehmens abstimmen konnten, entschieden sich über 1.000 gegen den CEO (lediglich 19 waren einverstanden), trotzdem scheint ein Kurswechsel nicht in Sicht. Das hat wohl auch wirtschaftliche Gründe, da Zuckerberg lieber einen guten Draht zur Regierung haben möchte (so sitzen auch viele Republikaner auf bedeutenden Positionen) als die eigenen Kollegen anzuhören.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass endlich ein Umdenken in den Vereinigten Staaten, aber auch weltweit einsetzt. Denn nur, wenn wir den Hass und Vorurteile gegen Farbige, andere Religionen oder Andersdenkende nachhaltig abbauen, werde solche Horrorszenarien in Zukunft nicht wieder vorkommen.
Quelle: New York Times