Es ist erst eineinhalb Monate her, dass wir uns hier auf dem Blog mit Weltraumaufzügen beschäftigt haben. Nicht, weil deren Einführung kurz bevor steht, sondern weil Forscher in Japan sich an die Arbeit gemacht haben, der theoretischen Machbarkeit mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Japan arbeitet am Weltraumaufzug: Machbar oder kompletter Quatsch?
Die vorsichtige Prognose der Japaner: Jau, vielleicht könnte so ein Teil tatsächlich 2050 fertig sein und es uns ermöglichen, per Aufzug direkt von der Erde in den Weltraum aufzusteigen. Schon in diesem Artikel sprachen wir natürlich darüber, was das aktuell noch unlösbare Problem darstellt: So ein Seil, welches die Fahrstuhl-Kabine bis in den Weltraum befördern kann, wäre allein schon so unsagbar schwer, dass es bei unserem Stand der Wissenschaft einfach physikalisch nicht zu bewältigen ist.
Genau da kommt jetzt eine neue Entwicklung aus China ins Spiel. Dort ist es nämlich gelungen, Kohlenstoffnanoröhren zu produzieren, deren Zugkraft deutlich höher ausfällt, als es bislang bei irgendeinem bekannten Material der Fall ist. Genauer gesagt ist die Rede davon, dass man an ein Stück Seil, welches lediglich 1,6 Gramm wiegt (bei einem Volumen von einem Kubikzentimeter), ein Gewicht von 800 Tonnen gehängt werden könnte, ohne dass das Seil reißt!
Das ist schon mal eine amtliche Ansage und für diejenigen, denen ebenso wie mir eine Zahl wie 800 Tonnen ebenso zu abstrakt ist, hat die South China Morning Post auch den passenden Vergleich parat: Diese 800 Tonnen entsprächen etwa dem Gewicht von 160 ausgewachsenen Elefanten. Vermutlich kann man sich 160 Elefanten an einem winzigen Stück Seil auch nur so mittel-gut vorstellen, aber man bekommt zumindest eine Idee von der Stabilität dieser neu entwickelten Faser.
Mit diesem Material wäre zumindest in der Theorie dieser Weltraumaufzug plötzlich keine Schnapsidee mehr. Während nämlich kalkuliert wird, dass ein solches Seil 7 Gigapascal aushalten muss, damit es angesichts des hohen Gewichts bei dieser Länge nicht reißt. Die von chinesischen Wissenschaftlern entwickelte Faser bringt es aber sogar auf unglaubliche 80 Gigapascal!
Damit können wir jetzt fröhlich drauflos spekulieren, welchen Impact diese Faser auf die weitere Entwicklung eines solchen Aufzugs haben wird und selbstverständlich finden sich zahlreiche weitere Verwendungszwecke, bei denen ein solch zugkräftiges Material von großem Nutzen wäre. Denkbar wäre, dass man diese Faser in Autos in Schwungrad-Speichern einsetzt, die dafür sorgen würden, dass die Reichweite solcher Autos deutlich erhöht würde. Ein solcher Akku würde zu einer Reichweite von etwa 16.000 km (!) führen. Spätestens mit so einer Karre würde dann wohl wirklich niemand mehr über fossile Brennstoffe nachdenken, oder?
Sei es drum: Bis diese Faser tatsächlich eingesetzt werden kann, wird wohl noch Zeit vergehen und wir dürfen befürchten, dass man sie zunächst mal für militärische Zwecke nutzen wird. Ich warte derweil noch auf die tatsächlich reißfesten Schnürsenkel – mit diesen Kohlenstoff-Nano-Röhrchen sollte das doch machbar sein.
via WinFuture.de