Gestern fiel endlich der Startschuss für Disney+ — Disneys Streaming-Antwort auf und -Kampfansage an Netflix und Amazon Prime. An den Start ging man in den Vereinigten Staaten, in Kanada und außerdem in den Niederlanden, wo Disney den Service bereits vorab getestet hat. Leider lief nicht alles so wie geplant, es kam zu vielen technischen Komplikationen.
Viele Nutzer beschwerten sich darüber, dass in den Filmen und Serien mittendrin ewig lange Ladezeiten zu erdulden waren, andere klagten über Verbindungsabbrüche. Wieder andere kamen gar nicht so weit: Die konnten sich zwar für Disney+ registrieren, hatten dann aber Schwierigkeiten, die jeweilige App für die gewünschte Hardware herunterzuladen. Einige Nutzer klagten zudem darüber, dass man sich zwar einloggen könne, dann aber nur Fehlermeldungen erhielte. Mittlerweile hat sich Disney für diese Schwierigkeiten entschuldigt. Wie immer bei solchen Fällen heißt es auch hier, dass man schlicht mit dieser großen Nachfrage nicht gerechnet habe.
The demand for #DisneyPlus has exceeded our highest expectations. We are so pleased you’re excited to watch all your favorites and are working quickly to resolve any current issues. We appreciate your patience.
— Disney+ (@disneyplus) November 12, 2019
Dabei dürfte es gar nicht so eine riesige Überraschung gewesen sein, dass sich sehr viele Menschen für Disney+ interessieren. Im Gegensatz zu Apple, welches bei Apple TV+ ein sehr dürftiges Angebot auffährt, kann Disney auf einen Berg Filme und Serien zurückgreifen, darunter die von vielen heiß erwartete Serie „Star Wars: The Mandalorian“ und — erstmalig überhaupt auf einem Streaming-Portal — alle Staffeln der Simpsons.
Doch genau die kultige Serie um Homer Simpson und all der anderen Verrückten in Springfield sorgt nun für weiteren Ärger: Disney+ bietet nämlich alle Folgen im 16:9-Format an und macht damit einen Fehler, den Fox bei FXX und auf der Simpsons World auch schon gemacht hat. Das Problem ist nämlich, dass eine Serie wie die Simpsons, die schon mehr als drei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, anfangs natürlich im 4:3-Format erstellt wurde. „Anfangs“ bedeutet in diesem Fall: Die ersten 20 Staffeln.
Damit man diese Inhalte auf einem modernen Fernseher angenehm betrachten kann und die unschönen Ränder links und rechts vermieden werden, kann man das Bild entweder dehnen, was es aber natürlich verzerrt — oder man schneidet oben und unten was ab. Letzteres hat man bei den Simpsons gemacht und das hat denkbar unschöne Folgen. Nicht nur, dass die Fans nicht das komplette Bild zu sehen bekommen — viele Gags zünden schlicht nicht mehr, weil die Pointe sich exakt im abgeschnittenen Bereich befindet, wie ihr auf den Bildern seht:
Der Gag ist hier natürlich, dass man sieht, dass es drei Biersorten der Marke Duff gibt, die allerdings alle aus der identischen Quelle stammen. Im 16:9-Format geht diese Pointe komplett den Bach runter:
Die Bilder werden so hochgerechnet, dass sie natürlich schön knackig aussehen, der HD-Qualität angemessen — ändert aber nichts daran, dass eben was fehlt. Von diesen Szenen soll es unzählige geben und das betrifft immerhin 429 Folgen — etwa zwei Drittel des kompletten Simpsons-Katalogs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Disney das technisch nicht in den Griff bekommt — zumindest sollte es doch möglich sein, dass man beide Versionen anbietet und der Fan sich selbst entscheiden kann, ob er es lieber bildschirmfüllend sehen möchte oder so, wie es sich die Macher seinerzeit gedacht haben.
Was die technischen Startschwierigkeiten angeht, so sollte man nicht zu hart mit Disney ins Gericht gehen, solche Anlaufprobleme haben schon ganz andere gehabt. Was den Simpsons-Fauxpas angeht, sollte man aber durchaus nochmal in sich gehen und eine Lösung im Sinne der Fans anbieten.
Quelle: Polygon