Seit dem 25. Mai gilt eine europaweite einheitliche Datenschutzgrundverordnung – oder kurz, die DSGVO. Plötzlich trifft man überall auf neue Bestimmungen, im Internet aber auch in Apotheken und Arztpraxen. Datenschutz wird nun also größer geschrieben als bisher, doch viele Unternehmen überfordert dieses neue Regelwerk. Wie eine nun durchgeführte Studie belegt, haben viele Firmen auch nach vier Monaten mit der DSGVO den Aufwand deutlich unterschätzt.
Laut dieser hat erst ein Viertel aller deutschen Unternehmen die Datenschutzgrundverordnung vollständig umgesetzt. Dieser Umstand hat verschiedene Gründe, denn zum einen kommt natürlich deutlich mehr Arbeit auf die Firmen zu. Acht von zehn Unternehmen beklagen sich darüber, dass die geforderte Anpassung der Betriebsabläufe mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Wieviel hinter der DSGVO steckt, offenbart sich wohl erst Wochen nach dem in Kraft treten. Zuvor waren viele Unternehmen sogar sehr zuversichtlich und gaben an, dass man gut auf das neue Regelwerk vorbereitet wäre. Vor einem Jahr hatten „nur“ 42 Prozent der Befragten Konzerne die komplizierten Geschäftsprozesse erwartet. Nun sind 63 Prozent dieser Meinung und sehen die Umstellung als zu komplex an.
Dass die DSGVO auch Vorteile hat, sehen zurzeit nur 30 Prozent – das waren vor einem Jahr noch neun Prozent mehr. Vielen Unternehmen sei offenbar erst bei der Umsetzung klar geworden, welchen Nachholbedarf sie in Sachen Datenschutz haben. Das Stimmungsbild hinsichtlich der neuen Verordnung habe sich innerhalb eines Jahres deutlich verschlechtert.
„Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir Datenschutz nicht mehr groß erklären müssen. Ganz plötzlich haben viele kleine Unternehmen erkannt, dass Datenschutz nicht nur für Facebook und Google gilt.“ Susanne Thiel, Datenschutzbeauftragte von Niedersachsen
Wer dachte mit der DSGVO sei nun alles in trockenen Tüchern, hat sich getäuscht. Speziell für die elektronische Kommunikation sieht man in der Regierung noch Handlungsbedarf, weshalb nun die sogenannte ePrivacy-Verordnung auf EU-Ebene verhandelt wird.
Dieses Regelwerk ist für Unternehmen relevant, die Kommunikationsdienste wie Telefon, Internetzugang, E-Mail, Chat, Messenger, Audio- und Videochat etc. betreiben. Also demnach so gut wie alle Konzerne. Im Prinzip geht es bei der ePrivacy-Verordnung um das Online-Briefgeheimnis, dass auch in der digitalen Welt gewahrt werden soll. Schauen wir mal, welche neuen Bestimmungen da auf uns zu kommen und wie Unternehmen damit zurecht kommen.
via: bitkom