In vielen Großstädten stehen jeweils tausende E-Scooter. Binnen kürzester Zeit haben wir uns dran gewöhnt, dass sie das Stadtbild mitprägen. Wir haben uns hier auf dem Blog ja auch schon in vielen Artikeln damit auseinandergesetzt, welche wertvolle Ergänzung diese Roller für die Mobilität in den Städten sein können — und wieso davon bislang noch so wenig zu spüren ist.
Arglos abgestellte Roller sind ein Problem, die unsachgemäße Nutzung und die teils auch damit verbundene geringe Haltbarkeit der Scooter sind weitere. Vor allem krankt es in den Städten aber daran, dass die Karren nicht von Leuten benutzt werden, die dafür ihr Auto zuhause stehen lassen, sondern hauptsächlich von Betrunkenen, die einfach nur im Suff nachts mal ‘ne Runde drehen wollen, von Touristen für ziemlich kurze Strecken und von anderen Passanten, die nur kurze Strecken absolvieren, die man problemlos auch zu Fuß hätte bewältigen können.
Da überrascht es nicht, wenn das Bundesumweltamt zu dem Schluss kommt, dass die Verleiher ihre E-Scooter statt in Innenstädten vielleicht lieber in den Außenbezirken aufstellen sollten. Dort könnte es durchaus sinnvoll sein, die zu lange Strecke zur Bahn schnell mit dem E-Scooter anstatt mit dem Auto zu überbrücken.
In den Städten hingegen sind die Roller laut der Behörde bislang noch kaum nachhaltig — eben, weil hauptsächlich Strecken absolviert werden, die man zu Fuß oder mit dem Rad umweltfreundlicher zurücklegen könnte. So viel also schon mal zum Status Quo, was die E-Scooter in unseren Städten angeht.
Die Stiftung Warentest hat sich diese E-Scooter nun auch vorgeknöpft bzw. vier der Hersteller und zwar: Circ, Voi, Tier und Lime. Die Kritik an diesen vier Anbietern beginnt schon, bevor die Tester losrollen konnten, nämlich bei der Installation der App. Die ging zwar überall flott über die Bühne, allerdings würden zu viele Daten abgefragt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat unter anderem die vier getesteten E-Scooter-Verleiher aufgrund unzulässiger Klauseln abgemahnt. Einer der Gründe ist der, dass manche Anbieter ihre Pflicht zur regelmäßigen Wartung und Inspektion einfach mal an den Kunden weitergeben. Daraufhin habe Circ eine Unterlassungserklärung abgegeben und Tier die Bedingungen geändert — andere Anbieter wollen allerdings auch nachziehen.
Auch der Preis gehört noch zu den unerfreulichen Aspekten der Leihroller. Zum pauschalen Euro, der beim Freischalten fällig wird, kommen Minutenpreise, die zwischen 15 und 25 Cent liegen. Lediglich Circ bietet an, dass ihr die Karre gleich stundenweise mietet. So bezahlt ihr dort für zwei Stunden neun Euro, bei Lime hingegen wäre es eine recht teure Angelegenheit, die euch minutengenau abgerechnet 31 Euro kosten würde.
Was die Fahreigenschaften angeht, gibt es nichts zu bemängeln — solange man auf ebenem Grund fährt. Bordsteinkanten, Huckel auf der Straße oder gar Kopfsteinpflaster erwiesen sich im Test aber als sehr schnell als große Hindernisse. Bei Stiftung Warentest heißt es:
Das Cruisen auf ebenem Untergrund macht mit allen vier Modellen Spaß, doch sobald man mit ihnen über Kanten, Kopfsteinpflaster oder Huckel fährt, ist der Fahrspaß vorbei. Teilweise wurden unsere Tester so durchgeschüttelt, dass sie die Fahrt wegen Sicherheitsbedenken abbrachen.
Problematisch ist es auch, dass die Roller zu wacklig sind, als dass man bedenkenlos eine Hand vom Lenker nehmen könnte, beispielsweise um ein Handzeichen zu geben. Insgesamt konnte von den vier getesteten Anbietern der Roller von Tier noch am meisten mit seinen Fahreigenschaften überzeugen. Kritisiert wurde übrigens auch, dass der Zustand der Roller teils zu wünschen übrig ließ. Verzogene Lenker und nur mäßig funktionierende Bremsen gehörten hier zu den Kritikpunkten.
Wenn man den Schnelltest der Stiftung Warentest zusammenfasst, haben wir es mit relativ teuren Rollern zu tun, bei denen ihr auch zusätzlich mit euren Daten bezahlt. Zudem sind sie nicht immer gut gewartet, generell auf manchen Untergründen schwierig zu nutzen und insgesamt zu wacklig, um sie notfalls mit einer Hand nutzen zu können.
Damit präsentieren sich die Roller durchaus noch verbesserungswürdig und bieten angesichts der derzeitigen Situationen in unseren Städten bislang noch nicht sonderlich Potenzial, was Nachhaltigkeit angeht. Aber wir sprachen ja auch schon darüber: Es muss an verschiedenen Ecken und Enden nachgebessert werden. Die E-Scooter müssen sicherer (und weniger datenhungrig) werden, die Fahrer müssen sich mehr an die Regeln halten und auch die Politik muss noch nachbessern. Bei letzterem ist vor allem gefragt, dass die Infrastruktur in den Städten verbessert wird. Weniger Autos, mehr Platz für Fahrräder und Scooter, lautet da die Devise.
Ganz so düster wie die Stiftung Warentest sehe ich die ganze Nummer aber dennoch nicht. Es müssen sich eben noch viele Dinge einspielen, Besoffene müssen zuverlässiger am Fahren gehindert werden und generell bin ich überzeugt davon, dass sich das alles entspannt, sobald die Innenstädte nicht mehr so Auto-zentriert sind. Dummerweise stehen hier aber Änderungen an, die man nicht so flott durchziehen kann in den Städten — mit der Zulassung der E-Scooter ohne passenden Raum für zusätzliche Verkehrsteilnehmer hat das Verkehrsministerium den Gaul also vielleicht falsch aufgezäumt.
via n-tv.de